"Mein Alltag bestand aus Schall und Rauch. Es war die Zeit von Woodstock. Man hielt sich nicht lange damit auf zu überlegen, warum das Universum entstanden ist. Man lebte in seinem eigenen Kosmos und der reichte von den Träumen im Hirn bis zum Kribbeln sonstwo. Das, was man tat, war das, was man glaubte tun zu müssen, oder man dampfte einen Joint und tat nichts mehr.
Ich hab meine Platten verkauft und Frauen gevögelt. Peace und Musik zwischen den Beinen, egal, wem sie gehörten. (...)
Marihuana kriegte man nicht an jeder Straßenecke, außerdem war es teuer. Anfangs war es ein sporadisches Vergnügen, aber bald hatte so gut wie jeder was eingesteckt. Da hat es sich so richtig verbreitet, in den beginnenden Siebzigern. Jeder hat geraucht. (...)
Was uns kurz ins Praktische führt, einmal angenommen, rein hypothetisch, man will was dampfen. Pass auf, ich sag sie dir:
Die sieben Regeln für den perfekten Joint
(...) Eines schönen Abends lümmeln der Joesi (Prokopez, Anm.) und ich auf der Bank, die sich rund um die Tanzfläche schlängelt. (...) Wie's mich grad überkommt und ich aufspringen will, spüre ich irgendwas in meinem Rücken, greif nach hinten und hab eine schwarze Filmdose in der Hand.
Ich mach sie auf, schau hinein und denk mir, komisch, lauter kleine gelbe Tabletten. Ich zeig sie dem Joesi und sage: 'Schaut aus wie LSD.' War es auch. Ist einfach in dem Spalt zwischen den Polstern gesteckt. Das muss jemand versteckt haben, wahrscheinlich vor einer Razzia. (...)
Wie der Teufel also wollte, sind wir auf das LSD gestoßen. (...) Fünfzig Pulver waren in der Dose. Wer immer sie versteckt hatte, wird sie bald gesucht haben. Aber jetzt hab ich sie gehabt.
Zwei haben wir uns gleich einmal genehmigt. Den einen oder anderen Trip haben wir dann auch verkauft, war ja eine rege Nachfrage. Es woa uns vollkommen egal, wos des fia Konsequenzen hot. Hat hundert, hundertfünfzig Schilling pro Stück gebracht, war ein Haufen Geld. Irgendwann war das Doserl leer, Gott sei Dank, weil man im Lauf der Zeit schon gemerkt hat, dass das schmeckt.
Wenn jetzt einer sagt, Drogendealer war er auch, soll mir das recht sein. Mir ist heute wurscht, was die Leute über mich reden. Das Leben hat mich längst clean gemacht. Würde ich das Zeug heute nehmen, wäre ich auf der Stelle tot.
Damals hat die Neugier alle Bedenken überwogen. Wir haben die Trips eingeworfen und auf das Abenteuer gewartet. Das Leben neu erfunden, die finster'n Ecken ausgeräumt, a neues Weltbild uns gezimmert, an neuen Traum geträumt."
Alles über Wolfgang Ambros' bewegtes Leben kannst du in seiner Autobiografie, die im Ueberreuter Verlag erschienen ist, nachlesen.
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