Wie schon im Erstlingswerk aus der Spieleschmiede von Codemasters arbeitet die Grafik auf Basis der Ego 2.0 Engine, die auch im bekannten Rally-Racer "DiRT 3" zum Einsatz kam. Im Vergleich zur 2010er-Ausgabe wurde allerdings nochmal nachgebessert und feinjustiert. Der gesamte Ablauf ist nun flüssiger, Ruckelbilder gehören der Vergangenheit an. Das Spiel wurde auch auf den aktuellen Stand des F1-Zirkus gebracht und alte Schwächen fast gänzlich ausgemerzt.
Musste man in "F1 2010" noch auf einen brauchbaren Multiplayer-Modus verzichten, lässt dieser Aspekt nun keine Wünsche mehr offen. Neben dem ausgebauten Online-Erlebnis in dem nun bis zu 16 Spieler gleichzeitig an einem Rennen teilnehmen können - der Rest des Fahrerfeldes wird durch acht CPU-gesteuerte Wägen aufgefüllt -, wurde der bislang fehlende Split-Screen als Spielvariante nachgereicht und sogar ein gänzlich neuer Modus eingeführt: die sogenannte Koop-WM. Wie der Name schon erahnen lässt, können darin zwei Spieler miteinander eine komplette WM-Saison bestreiten.
Karrieremodus als Herzstück bleibt erhalten
Das Herzstück des Games war und bleibt aber der Karrieremodus, der dem Spieler erlaubt, von ganz unten bzw. zunächst ganz hinten im Feld, langsam bin an die Spitze bzw. zu weltmeisterlichen Ehren mit den Top-Teams zu rasen. Auch die Strecken bieten, was die Realität vorgab: 19 Strecken sind nun verfügbar, inklusive der beiden neuen, dem Buddh International Circuit in Indien und dem legendären Nürburgring in Deutschland.
Wie gehabt beginnt man als F1-Rookie und kann in einem der vier kleineren Teams (Williams, HRT, Lotus oder Force India) seine Karriere als Profi-Pilot starten. Zunächst gilt es die Vorgaben des jeweiligen Teams zu erreichen, die sowohl rennspezifisch als auch auf die gesamte Saison den Spieler zunehmend fordern. Auch das Geschehen abseits der Strecke wurde einem Facelift unterzogen. Ins Fahrerlager wurde die gesamte Menüführung gut übersichtlich verpackt, lediglich die Interviews, die von den immer gleichen, recht stumpfsinnigen digitalen Journalisten geführt werden, lassen nach wie vor zu wünschen übrig.
Individuelles Fahrzeug-Setup für Einsteiger und Profis
Hat man sich dann genug mit seinem Management, den E-Mails zum tagesaktuellen Wetter usw. beschäftigt, harrt man schon gespannt des eigentlichen Renngeschehens. Doch zunächst folgt noch ein Abstecher in die Boxengasse: Aus der Ich-Perspektive des Fahrers lassen sich dort alle Einstellungen rund um das Fahrzeug-Setup individuell anpassen. Reicht das eigene Know-how mal nicht für allzu spezifische Anpassungen, hilft der Ingenieur gerne bei der Auswahl der passenden Reifen und aerodynamischen Grundeinstellungen.
Jedoch bleiben diese Werte für eingefleischte F1-Fans auch weiterhin auf Wunsch selbst justierbar. Zudem informiert der neu eingeführte "Renndirektor" übersichtlich aufbereitet über Sektorzeiten, Boxenstopps, Zeitabstände zur Konkurrenz etc. Dadurch wird sowohl dem Neuling als auch dem erfahrenen Spieler gleichermaßen Tribut gezollt.
DRS und KERS als knifflige Herausforderungen
Nun aber ab auf die Strecke. Hier gibt es nun wirklich nichts mehr zu bekritteln. Der knackige Motorensound lässt den Spieler kaum an den rund 800 Pferdestärken zweifeln, die man über die höchst detailgetreu gestalteten Kurse manövrieren darf. Wahlweise greifen dabei auch etliche Helferlein, wie ein Bremsassistent, Automatikgetriebe, ABS und eine vorgezeichnete Ideallinie dem Piloten unter die Daumen am Controller. Denn gerade für Anfänger ist es zunächst nicht leicht, sich jenseits von Tempo 300 und umringt von der Konkurrenz auf Dinge wie den richtigen Schaltzeitpunkt, Bremspunkt, Motortemperatur oder die in der Saison 2011 eingeführten Systeme DRS (Drag Reduction System) und KERS (Kinetic Energy Recovery System) zu konzentrieren.
Beim DRS kann der Pilot während des Rennens die Stellung des Heckflügels anpassen und so punktuell für weniger Abtrieb zugunsten größerer Maximalgeschwindigkeit bzw. Beschleunigung sorgen. Dieses Hilfsmittel gekonnt einzusetzen erfordert allerdings einiges an Spielerfahrung. Ähnliches gilt für KERS. Wie auch in der wirklichen Welt, sollte durch eine Art von Leistungs-Boost-System das Renngeschehen spannender gestaltet werden. Dabei stehen dem Fahrer einmal pro Runde durch Energierückgewinnung rund 80 Extra-PS für etwa sieben Sekunden zur Verfügung. Schlau eingesetzt kann man so – speziell bei Überholmanövern – geschickt seine Gegner ausbremsen. Und das ist dann auch von Vorteil, wenn es gilt die digitalen Pendants von Vettel, Alonso, Schumacher und Co., deren KI noch einmal verbessert wurde, auf die Plätze zu verweisen.
Safety-Car nun endlich im Einsatz
Und noch eine Neuheit begegnet dem Spieler auf der Strecke. Im Vorgänger-Titel noch schmerzlich vermisst, hat nun auch das Safety-Car seinen Platz im virtuellen Rennzirkus gefunden. Dieses kommt jedoch "nur" bei Unfällen zum Einsatz und ist somit gerade auf engen Kursen oder Stadtstrecken vermehrt im Einsatz.
Apropos Unfälle: Wenn es denn krachen sollte, was angesichts der verbesserten Fahrdynamik und der neuen Pirelli-Bereifung nicht mehr ganz so häufig nach kleinen Fahrfehlern passiert, wie es 2010 noch der Fall war, kann man sich am ausgeklügelten Schadensmodell erfreuen. Dieses fällt zwar verhältnismäßig gutmütig aus, sorgt aber optisch für einige Hingucker. Ob Schaden oder nicht, beeindruckt auch die separate Animation einzelner Karosserie-Parts: So kann man etwa dem Frontflügel die enormen Kräfte ansehen, die angesichts rasanter Luftströme auf ihn wirken, oder sich an den vier einzeln animierten Radaufhängungen beim grandiosen Ritt über die Curves erfreuen.
Fazit: Codemasters ist mit dem Nachfolge-Titel "F1 2011" eine sehr erwachsene Rennsimulation mit enormem Detailreichtum gelungen, die sowohl Rennsport-Neulinge, als auch Fans der ersten Stunde ansprechen sollte. Der magere Multiplayermodus im Vorgängertitel wurde massiv ausgebaut und lässt nun keine Wünsche mehr offen. Die einzigen Wermutstropfen, die aber angesichts der hervorragenden Renn-Performance in den Hintergrund treten, fallen glücklicherweise nur abseits der Strecke ins Gewicht. So bleiben die Besucherränge meist auffällig spärlich besetzt und auch in Boxengasse und Fahrerlager herrscht noch recht monotones Treiben.
Plattform: Xbox 360 (getestet), PS3, PC, PSP, 3DS
Publisher: Codemasters
krone.at-Wertung: 9/10
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