"Wir wollten diesen Erfolg einfach unbedingt, hatten einen großen Willen", sagte Gardos nach der Siegerehrung. "Wir wussten, es wird ein hartes und langes Match. Wir waren darauf eingestellt, und haben bis zum letzten Ball gekämpft." Viereinhalb Stunden hatte die Auseinandersetzung mit dem sechsfachen Europameister gedauert.
Gardos legt den Grundstein
Gardos hatte zu Beginn des Duells mit dem Erzrivalen gegen Linkshänder Patrick Baum einen schweren Stand, handelte sich gegen den Ex-Vize-Europameister einen 0:2-Satzrückstand ein. Doch Österreichs Nummer eins fand ins Spiel, erkämpfte einen fünften Satz und entschied diesen nach Abwehr eines Matchballs mit seinem zweiten knapp für sich.
Fegerl kämpft wie ein Löwe
Es folgte die hochwertigste Partie des Nachmittags: Stefan Fegerl zog gegen Dimitrij Ovtcharov ein tolles Angriffsspiel auf, ging 1:0 in Sätzen in Front. In Satz zwei holte er ein 4:9 auf und vergab mehrere Satzbälle, ehe Ovtcharov doch in der Verlängerung noch ausglich. Bei einem 1:2 lieferte Fegerl in Satz vier ein Husarenstück, als er vier Matchbälle in Serie und später noch einen abwehrte. In Satz fünf vergab er einen Matchball und verlor.
Habesohn beweist Nervenstärke
Daniel Habesohn hielt in Folge dem Druck stand, führte gegen Patrick Franzsika mit 2:0 und 10:8. Der Wiener vergab aber beide Matchbälle, diesmal glich Franziska nach Sätzen aus. Im fünften Satz ließ Habesohn mit taktisch klugem Spiel aber nichts mehr anbrennen, stellte auf 2:1 und bewies, dass das ÖTTV-Team ausgeglichener ist. "Mir war klar, wenn ich verliere sind wir in großen Schwierigkeiten", sagte der 29-Jährige.
Gardos gegen Ovtcharov im Hintertreffen
Der 36-jährige Gardos gewann danach gegen Ovtcharov zwar den Eröffnungssatz, musste sich aber der Stärke des Weltranglisten-Fünften beugen. Schließlich schloss Fegerl gegen Baum an die starke Leistung gegen Ovtcharov nahtlos an und fertigte Baum 3:0 ab. In der Jubel-Traube nach dem verwerteten Matchball mischte sich u.a. auch der seit Montag 43-jährige Werner Schlager, 2003 Österreichs bisher letzter Weltmeister.
Fegerl setzt den Schlusspunkt
Fegerl hatte mehrmals im Turnierverlauf den österreichischen Sieg fixiert oder zumindest entscheidend mitgeholfen. In der Gruppenphase glich der 27-Jährige gegen Rumänien zum 2:2 aus. Beim hauchdünnen, den Aufstieg bringenden 3:2 gegen Russland wie auch im Viertelfinale gegen Titelverteidiger Portugal punktete er zum 3:2. Schließlich setzte er auch den Schlusspunkt, nachdem er gegen Ovtcharov Satzball gehabt hatte.
"Es war ein super Gefühl"
Dass es wieder auf ihn ankam, störte den Niederösterreicher gar nicht: "Es war ein super Gefühl. Aber heute war es ein bisschen leichter als gegen Portugal und Russland. Wir waren die Außenseiter, ich war extrem relaxed. Wir sind im Vorfeld davon ausgegangen, das Ovtcharov vermutlich zwei Punkte holen wird", erklärte Fegerl. "Aber auf die übrigen Spiele waren wir perfekt vorbereitet und gut auf unsere Gegner eingestellt."
Fehlen von Boll wohl kein Nachteil
Den Österreichern gelang damit heuer der dritte Sieg über die Deutschen nach jenem im Jänner in Dubai im Semifinale des World-Team-Cups sowie im Juni im Bronze-Match bei den Europaspielen in Baku. Beide Male wie auch diesmal traten die Deutschen aber ohne Rekord-Europameister Timo Boll an. Der 34-Jährige wurde in der vergangenen Woche in Bad Nauheim erfolgreich am Knie operiert.
6. EM-Goldmedaille für ÖTTV
Es ist die sechste EM-Goldmedaille für das österreichische Tischtennis, die erste seit Doppel-Gold 2012 in Herning von Gardos/Habesohn. Schon mit dem Semifinaleinzug war die Serie prolongiert worden, wonach es bei jedem EM-Turnier seit 1998 zumindest eine österreichische Medaille gegeben hat, insgesamt nun 14-mal in Folge. Und von Mittwoch bis Sonntag folgen noch insgesamt vier Chancen im Einzel und Doppel.
Dann sind auch Chen Weixing und Dominik Habesohn im Einsatz. Die beiden komplettierten Österreichs "goldenes" Team. Der 43-jährige Chen kam nur beim 3:2-Sieg gegen Rumänien zum Einsatz, Daniels 27-jähriger Bruder Dominik wurde nicht eingesetzt. Beide erhielten aber ebenfalls eine Goldmedaille. Von den im Teambewerb sechstplatzierten ÖTTV-Damen fährt Li Qiangbing - die Partnerin von Fegerl - nun zu ihrem Sohn Louis heim.
Deutscher Coach: "Österreich Tick besser"
Die Deutschen hatten nach sechs EM-Titeln in Folge im Vorjahr das Finale gegen Portugal verloren, auch diesmal scheiterten sie. "Das ist schon sehr enttäuschend. Wir hatten uns gut vorbereitet, aber es haben wohl etwas Nerven und Kondition gefehlt", sagte Einzel-Europameister Ovtcharov. "Gratulation an Österreich und Hut ab." Auch Deutschlands Coach Jörg Roßkopf gratulierte: "Letztlich war Österreich einen Tick besser."
Das Ergebnis des Finales
Österreich - Deutschland 3:2
Robert Gardos - Patrick Baum 3:2 (-7,-8,8,7,11)
Stefan Fegerl - Dimitrij Ovtcharov 2:3 (10,-17,-7,12,-10)
Daniel Habesohn - Patrick Franziska 3:2 (9,7,-10,-10,5)
Robert Gardos - Dimitrij Ovtcharov 1:3 (8,-8,-8,-5)
Stefan Fegerl - Patrick Baum 3:0 (9,8,6)
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