Vor Ajax-Rückspiel

7 legendäre Europacup-Auswärtstriumphe von Rapid

Sport
03.08.2015 10:40
Um in der Champions-League-Qualifikation eine Runde weiter zu kommen, braucht Rapid am Dienstag bei Ajax Amsterdam einen Auswärtssieg. Dass die Hütteldorfer dazu in der Lage sind, haben sie im Laufe der Geschichte oft genug bewiesen. Ein Streifzug durch legendäre Europacup-Schlachten und glorreiche Triumphe auf fremdem Boden. Im Video oben sehen Sie, wie sich Rapid am Samstag beim 2:1 gegen Salzburg für Ajax warmschoss.

1) 4. 12. 1968: 1:2 bei Real Madrid
Einer der größten Triumphe in der Klubgeschichte des österreichischen Rekordmeisters war eine Niederlage. Zweite Runde im Meistercup der Saison 1968/69: Rapid hat das Heimspiel gegen das Starensemble aus Madrid sensationell mit 1:0 gewonnen, liegt beim Rückspiel im Bernabeu-Stadion aber knapp vor Schluss mit 0:2 zurück. Ehe der große Auftritt von Johnny Bjerregaard kommt. Der dänische Goalgetter, einer der begnadetsten Legionäre der Rapid-Geschichte, netzt nach Doppelpass mit Rudi Flögel aus unglaublich spitzem Winkel - fast parallel zur Toroutlinie - ein - 1:2. Das so wichtige Auswärtstor ist erzielt, Real kann nicht mehr zusetzen, Rapid steigt sensationell in die dritte Runde auf. "Eine Super-Leistung der ganzen Mannschaft", jubelt Bjerregaard nach dem Spiel, rückt sich selbst aber in den Hintergrund: "Real ist an elf Rapid-Spielern zerbrochen." Eine Runde später ist gegen Manchester United Endstation.

Bjerregaard (re.) mit Ex-Spielerkollege Günter Kaltenbrunner 2009 anlässlich "110 Jahre Rapid". (Bild: GEPA)
Bjerregaard (re.) mit Ex-Spielerkollege Günter Kaltenbrunner 2009 anlässlich "110 Jahre Rapid".

2) 12. 12. 1984: 1:0 gegen Celtic Glasgow in Manchester
Im Cup der Cupsieger musste Rapid in der Saison 1984/1985 gegen Celtic Glasgow gleich dreimal ran, um den Aufstieg zu fixieren: einmal im Heimspiel in Wien (3:1), einmal auswärts in Glasgow (0:3) und einmal im Wiederholungsspiel in Manchester (1:0). Das Auswärtsspiel ging als Skandal von Glasgow in die Fußballgeschichte ein. Rudi Weinhofer wurde von einer Flasche am Kopf getroffen, ging k.o. Das Spiel wurde annulliert und in Manchester auf neutralem Boden erneut ausgetragen. Dort schlug - bei unglaublich aufgeheizter Atmosphäre - die große Stunde von Peter Pacult. Nachdem Celtic eine 100-prozentige Torchance ausgelassen hatte, schloss Pacult den postwendenden Konter mustergültig ab - 1:0. Dabei blieb's. Die Rapid-Spieler brauchten nach Schlusspfiff Polizei-Schutz, Goalie "Funki" Feurer wurde von einem Fan zusammengeschlagen. Die Freude über den Aufstieg war aber riesig, der Sieg historisch. In der gleichen Saison stießen Pacult, Krankl, Panenka und Co. noch bis ins Finale vor. Dort war Everton aber besser: 1:3. Im folgenden Video ein Spielbericht zum 1:0 gegen Celtic:

3) 21. 8. 1996: 4:2 bei Dynamo Kiew
Es war die Europacup-Hochblüte Rapids in den 1990ern. In der Saison zuvor waren die Dokupil-Jünger bis ins Europacup-Finale (0:1 gegen PSG in Brüssel) vorgestoßen. Drei Monate später fixierten sie mit dem Triumph über Dynamo Kiew zum allerersten Mal in der Klubgeschichte den Einzug in die Champions-League-Gruppenphase. Und das kam so: Christian Stumpf und Peter Guggi hatten im Hinspiel im Happel-Oval einen vermeintlich komfortablen 2:0-Vorsprung herausgeschossen. "Aber wie die Ukrainer dann im Rückspiel angefahren sind - ich hab' geglaubt, die fressen uns", erinnert sich Didi Kühbauer, damals Antreiber und Oberschmähbruder in Grün-Weiß. Nach fünf Minuten stand's schon 1:0 für Kiew. Doch dem ukrainischen Schnellzug sollte schnell der Treibstoff ausgehen. Rapid spielte sich in einen Rausch, stellte bis zur 62. Minute auf 4:1. Doppelter Torschütze: Kult-Legionär Trifon Ivanov, der vor wenigen Tagen seinen 50. Geburtstag feierte. Das 2:4 durch Juri Maximov in der 77. Minute war nur Makulatur. Rapid zum ersten Mal in der Champions League!

Ließ sich in Kiew als Doppeltorschütze feiern: Kult-Legionär Trifon Ivanov (Bild: GEPA)
Ließ sich in Kiew als Doppeltorschütze feiern: Kult-Legionär Trifon Ivanov

4) 4. 11. 1997: 1:2 bei 1860 München
"Fußball ist einfach ein Scheiß-Spiel", entfuhr es Trainer Ernst Dokupil nach der unglaublich nervenaufreibenden 1:2-Niederlage in München, die allerdings gleichbedeutend mit dem Aufstieg in die dritte UEFA-Cup-Runde war. Der fast beängstigend souveräne 3:0-Heimsieg gegen 1860 zwei Wochen zuvor im Happel-Stadion - nicht zuletzt dank des einzigen Europacup-Tores von Peter Schöttel - legte den Grundstein zum Erfolg, reichte aber beinahe nicht. Die von Trainer Werner Lorant ("Gegen Österreicher kann man nicht ausscheiden") aufgestachelten "Löwen" überfielen im Rückspiel in München die Hütteldorfer regelrecht, führten nach 23 Minuten schon mit 2:0. Rapids Vorsprung war wie weggeblasen, die Rapidler wankten. Doch dann kam die 70. Minute: Der kurz zuvor für Peter Stöger eingewechselte Thomas Zingler verwertete einen Eckball von Michi Wagner per Kopf zum heftig umjubelten Auswärtstor - Rapid weiter, die Freude unter den Fans grenzenlos. Ganz im Gegensatz zu ÖFB-Legionär Harald Cerny, der damals für 1860 die rechte Außenbahn beackerte: "Wir waren einfach zu blöd, um aufzusteigen." Hier eine Videozusammenfassung des Spiels:

5) 26. 8. 2004: 3:0 bei Rubin Kasan
"Rapids Europacup-Comeback wohl nur von kurzer Dauer", titelte die Austria Presseagentur nach dem Hinspiel. In der Tat setzte es im UEFA-Cup-Quali-Hinspiel für Rapid - nach davor dreijähriger Europacup-Absenz - eine veritable Blamage: 0:2 daheim gegen Rubin Kasan. Das Rückspiel in Kasan, so aussichtslos das Unterfangen zuvor auch gewirkt hatte, wurde zur Legende. Steffen Hofmann (18.) und Marek Kincl (30). hatten schon zur Halbzeit den Rückstand aus dem Hinspiel wettgemacht. In der 70. Minute dann fabrizierte Hofmann sein Meisterstück: Er schlenzte einen Freistoß genau ins Kreuzeck - 3:0, das "Wunder von Kasan" und der Aufstieg in die 1. UEFA-Cup-Runde waren perfekt. "Ein großartiges Spiel und ein starker Jürgen Macho (damals Rapid-Goalie, Anm.)", analysierte Hofmann danach die Partie.

Martinez, Katzer, Macho, Feldhofer: Riesenjubel nach dem "Wunder von Kasan" (Bild: GEPA)
Martinez, Katzer, Macho, Feldhofer: Riesenjubel nach dem "Wunder von Kasan"

6) 23. 8. 2005: 1:0 bei Lok Moskau
Ein Ereignis, das Rapid im Hinblick auf die Mammut-Aufgabe bei Ajax Amsterdam besonders Mut machen sollte: Vor genau zehn Jahren fixierte der Rekordmeister zum bisher letzten Mal den Einzug in die CL-Gruppenphase. Jozef Valachovic und seinem Goldtor zum 1:0-Auswärtssieg bei Lok Moskau sei Dank. Rapid war mit dem 1:1 im Hinspiel in Wien noch gut bedient gewesen, Moskau erwies sich als äußerst spielstark. Taktisch clever verwaltete Rapid beim Rückspiel in Moskau lange ein 0:0, ehe in der 84. Minute Steffen Hofmann via Eckball die Kugel auf die "Nuss" von Valachovic zirkelte, der zum 1:0 einnetzte. Die Sensation war perfekt, Rapid zum zweiten und bisher letzten Mal in der Klubgeschichte in der Champions League. Im folgenden Video schwelgen Hofmann, Josef Hickersberger und Helge Payer in Erinnerungen:

7) 26. 8. 2010: 3:2 bei Aston Villa
"Your nightmare returns", teilten Rapid-Fans via Spruchband den Aston-Villa-Fans mit. Ein Jahr zuvor hatte Rapid Aston Villa auch schon sensationell aus der Europa-League-Qualifikation gekickt. Dieses Mal sollte es noch spektakulärer, noch atemberaubender, noch legendärer werden. Nach dem 1:1 im Hinspiel in Wien musste auswärts ein Sieg her - eine schier unlösbare Aufgabe. Gabriel Agbonlahor brachte die Gastgeber in der 22. Minute standesgemäß in Front, Adthe Nuhiu glich in der 52. Minute per Kopf aus. Torhüter Raimund Hedl parierte in der 72. Minute einen Elfmeter, hielt Rapid weiter im Spiel. Doch Emile Heskey sorgte für die erneute Führung, just zu Beginn der Rapid-Viertelstunde. Dann ein unglaublicher Kraftakt von Rapid: Mario Sonnleitner erzielte in der 78. Minute den Ausgleich, das 2:2 hätte für den Aufstieg schon gereicht. Rene Gartler machte aber sogar das 3:2 und damit 364 Tage nach der ersten Sensation gegen Aston Villa den von den Rapid-Fans angekündigten zweiten Albtraum wahr. "Das war europäische Weltklasse", gab sich Sonnleitner nach dem Spiel philosophisch. Und Tausende Rapid-Fans skandierten beim Empfang ihrer Helden am Flughafen mitten in der Nacht höhnisch: "Jelavic schaut zu." Der hatte sich geweigert, mit Rapid im Europacup zu spielen, weil sich ein Wechsel zu den Glasgow Rangers abzeichnete, mit denen er nicht hätte in der Champions League spielen dürfen, wäre er in der gleichen Saison schon für Rapid im Europacup aufgelaufen. Der Wechsel fand statt - weil Rapid aufstieg, durfte Jelavic für die Rangers aber trotzdem nicht in der CL ran.

Triumphaler Empfang der Rapid-Helden am Flughafen Wien-Schwechat nach dem 3:2 bei Aston Villa (Bild: APA/GEORG HOCHMUTH)
Triumphaler Empfang der Rapid-Helden am Flughafen Wien-Schwechat nach dem 3:2 bei Aston Villa

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(Bild: KMM)



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