Pomp, Lichterglanz und Applaus - opulenter hätte der europäische Contest der Lieder am Dienstagabend nicht beginnen können: Über den Köpfen tanzten Hunderte Lichtbälle ein schimmerndes Ballett in Wellenformen, auf der Bühne öffnete sich die sternenübersäte Leinwand, um den Blick auf das Radiosymphonieorchester freizugeben - und dann tauchte Conchita Wurst unter tosendem Applaus wie eine leuchtende Erscheinung auf, um "Rise Like A Phoenix" zu schmettern. Der ORF bot schon bei der Eröffnung des ersten Semifinales ganz großes Song-Contest-Kino. Der stimmungsvolle Einzug der 16 Kandidaten über die "Magic Bridge" quer durch die Halle setzte der opulenten Inszenierung dann noch das Krönchen auf. Danach zogen die Acts des ersten Semifinales zwischen den Fans hinter die Bühne, um im Green Room, betreut von "Green-Room-Mama" Conchita, auf ihre Auftritte zu warten.
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Geboten wurde ein buntes Panoptikum von Punkrock bis R'n'B. Während die finnischen Punkrocker von Pertti Kurikan Nimipäivät mit "Aina mun pitää" in gut eineinhalb Minuten ihr Auslangen fanden, dominierte bei der Griechin Maria Elena Kiriakou die große, emotionale Geste und wurde "One Last Breath" zur "Phoenix"-Gedächtnishymne. Sehr reduziert und kraftvoll-pointiert fiel Loic Nottets Auftritt aus: Der Belgier stach mit "Rhythm Inside" in jedem Fall hervor und war danach im Zwiegespräch mit Conchita ganz der schüchterne Schulbub. Die Serbin Bojana Stamenov erntete mit ihrem Pop und Disco mischenden Song "Beauty Never Lies" frenetischen Applaus.
Der in Wien lebende Daniel Kajmakoski, der für Mazedonien an den Start ging, schmachtete sich durch seine "Autumn Leaves". Aber auch seine Backgroundgruppe Merj konnte den R'n'B-Song nicht über das Mittelmaß heben. Der Ausdruck "souverän" traf hingegen den Auftritt von Elina Born und Stig Rästa am besten. Ihr "Goodbye To Yesterday" überzeugte dank Reduktion auf das Wesentliche stimmlich wie optisch. Einen Genuss für Augen und Ohren bot die Russin Polina Gagarina. Als schwarzer Gothic-Rabe für Gewitterstimmung sorgte die wilde Georgierin Nina Sublatti.
Das Publikum überzeugen konnten letztendlich Armenien, Albanien, Russland, Rumänien, Ungarn, Griechenland, Estland, Georgien, Serbien und Belgien. Sie treffen ebenso wie die erfolgreichen Starter des zweiten Semifinales am Donnerstag zum großen Showdown am Samstag auf die "Big Five", also Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien und Großbritannien, sowie die ebenfalls fix qualifizierten Künstler aus Australien und Österreich. Kurz nach Mitternacht, nachdem die drei TV-Shows rund 200 Millionen Menschen rund um den Globus erreicht haben werden, wird dann feststehen, wer Conchita Wurst als ESC-König/in nachfolgt.
Alle 16 Acts des ersten Halbfinales zum Reinhören
1. Für Moldawien (ausgeschieden) startete Eduard Romanyuta mit dem Song "I Want Your Love". Der junge Steuerrechtsstudent ist eigentlich Ukrainer, trat als Justin Timberlake des Ostens aber für das Nachbarland an - samt Actionfilm-entlehnter Polizistenperformance mit knappen Höschen auf der Bühne.
2. Für Armenien (im Finale) gingen Genealogy mit "Face The Shadow" an den Start. Armeniens Retortenband setzt sich aus sechs armenisch-stämmigen Sängern aus je einem anderen Kontinent zusammen. Da ihr Songtitel "Don't Deny" angesichts der aktuellen Diskussion auch als Anspielung auf den Völkermord des Osmanischen Reiches an den Armeniern gelesen wurde, änderte man ihn auf "Face The Shadow" - auch nicht weniger anspielungsreich.
3. Für Belgien (im Finale) startete Loic Nottet mit "Rhythm Inside". Androgyne Klänge kommen vom erst 19-Jährigen, der stimmlich so zwischen den Geschlechtern grenzwandelt wie Conchita Wurst im Vorjahr optisch. Seine harte R-'n'-B-Nummer "Rhythm Inside" hat er dazu noch selbst geschrieben und die monochrom-kubistische Bühnenshow kreiert. Ein Song samt Performer, der aus dem Feld heraussticht.
4. Für die Niederlande (ausgeschieden) legte sich Trijntje Oosterhuis mit "Walk Along" ins Zeug. In ihrer Heimat ist die 42-Jährige mit markanter Stimme als Jazzsängerin etabliert. In Wien trat sie mit provozierendem Ausschnitt und einem Song an, der eher an griechische Strandpartynummern aus den 1990ern erinnerte.
5. Finnland (ausgeschieden) schickte die Gruppe Pertti Kurikan Nimipäivät mit "Aina Mun Pitää" ins Rennen. Damit lieferte das Land den Hinhörer des heurigen Events, besteht die Gruppe doch aus drei Herren mit Down-Syndrom und einem mit Autismus - was die Truppe nicht daran hinderte, mit ihrem "Aina mun pitää" ("Ich muss immer") waschechten Punk aufs Wiener Parkett zu legen. Ins Finale gebracht hat es die Gruppe leider nicht.
6. Griechenland (im Finale) wird vertreten von Maria-Elena Kyriakou mit "One Last Breath". Das Motto "Von Conchita lernen heißt siegen lernen" beherzigt sie mit einer großen Schmachtballade. Allerdings hat Maria Elena Kiriakou blonde Haare und keinen Bart.
7. Für Estland (im Finale) singen auch im Finale Elina Born & Stig Rästa "Goodbye To Yesterday". Da hat sich doch tatsächlich der estnische Nick Cave auf die Bühne verirrt und wirft in der LED-Choreografie mit seiner Partnerin Elina Born gleich lange Schatten.
8. Für Mazedonien (ausgeschieden) trat Daniel Kajmakoski mit "Autumn Leaves" an. Damit fand sich heuer wenigstens ein Wiener im Bewerb, auch wenn er für Mazedonien als Heimat seiner Eltern antrat. Sein floraler Beitrag "Autumn Leaves" schwankte zwischen Singer-Songwriter-Romantik und härteren Synthesizern vor wirbelndem Herbstlaub auf der LED-Wand.
9. Serbien (im Finale) schickte Bojana Stamenov mit "Beauty Never Lies". Sie ist eine echte Wucht - die Serbin verkündete, Sex in Wien haben zu wollen, und hat eine der größten Bühnenpräsenzen.
10. Ungarn (im Finale) wird von Boggie und dem Song "Wars For Nothing" vertreten. Sie steuern mit der Gitarrenballade sozusagen ein bisschen Frieden zum Wiener Wettbewerb bei.
11. Weißrussland (ausgeschieden) setzte auf Uzari & Maimuna und den Song "Time". Da dürfte für viele die "Time" eher langsam vergangen sein, als der Kandidat mit seiner eingängigen, doch auch schnell wieder ausgängigen Nummer die Bühne erklomm.
12. Russland (im Finale) will mit "A Million Voices" und Sängerin Polina Gagarina den Song Contest am Samstag gewinnen. Es ist quasi das Gegenprogramm zur aktuellen politischen Ausrichtung Russlands: Die nicht direkt naturblonde Sängerin Polina Gagarina beschwört Harmonie und Liebe.
13. Anti Social Media vertraten Dänemark (ausgeschieden) mit "The Way You Are". Sauber und ordentlich wie die frühen Beatles - und mit den gleichen Klamotten.
14. Albanien (im Finale) hat Elhaida Dani mit "I'm Alive" nach Wien geschickt. Tiefer Ausschnitt, hohe Stimme, Schmacht und Weltschmerz: Wenn sie auf die Bühne kommt, feiert das ESC-Klischee fröhliche Urstände.
15. Für Rumänien (im Finale) performten Voltaj den Song "De la capãt / All Over Again". In ihrer klassischen Ballade beweinen sie das Schicksal jener Kinder, die von ihren arbeitssuchenden Eltern in Rumänien zurückgelassen wurden.
16. Nina Sublati will mit "Warrior" den Sieg für Georgien (im Finale) erkämpfen. Hart, härter, Sublatti: Kein Lächeln kommt der Lederqueen über die Lippen, wenn sie ihre düstere Agroballade mit mächtiger Stimme alleine vor gewaltiger Wolken-Sturm-Kulisse schmettert.
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