Im "Krone"-Interview

Dominic Heinzl: “Ich bin beileibe kein Unschuldslamm”

Adabei
27.10.2012 15:00
Sido gegen Heinzl: Dieses Duell erregt die Bussi-Bussi-Gesellschaft. Im Interview mit Conny Bischofberger spricht Dominic Heinzl über die publikumsträchtige "Watschen", Cybermobbing und seine Zukunft nach dem Aus für "Chili TV" - am Freitag filmte er nicht einmal mehr am Küniglberg.

"I moch no schnell a Moderation", ruft Dominic Heinzl, drückt uns ein Gedächtsnisprotokoll vom Freitag, dem 19. Oktober, in die Hand und verschwindet in einem der Studios. "Chili TV" vis-à-vis des ORF-Funkhauses in der Wiener Argentinierstraße: Hier werkt Österreichs eifrigster Gesellschaftsreporter. Seit ihm Rapper Sido - der ein Interview mit der "Krone" leider abgelehnt hat - nach der "Großen Chance" einen Faustschlag ins Gesicht verpasst hat, geben sich hier in seinem Büro die Interviewerinnen die Türklinke in die Hand.

Hier gibt's Audio-Ausschnitte aus dem Interview: Heinzl über die Sido-Attacke, übers "Vorspiel" , übers Boxen und über seinen Beruf.

Drei Romys blicken auf einen Wuzlertisch, die Wand seines Büros ist mit Auszeichnungen tapeziert. Am gläsernen Schreibtisch liegen zwei Packerl Camel Nature Flavour, sechs Biographien (liest er die alle parallel?), eine Probe Faltencreme (Männer...) und das "Seitenblicke"-Magazin. Nach ein paar Minuten erscheint Dominic, wie er von seinem jungen Team mit kumpelhaftem Respekt genannt wird, schlüpft in eine schwarze Lederjacke, streift seine blonden Strähnen aus dem Gesicht und stellt sich dem Fight. Der unsichtbare Gegner heißt Sido. Heinzls Waffe ist das Wort.

"Krone": Herr Heinzl, nach Ihnen ist ein neues Phänomen benannt...
Dominic Heinzl: Heinzeling, ich weiß. Die mögen das ja lustig finden. Ich weniger...

"Krone": Bei einem Flashmob im Wiener Museumsquartier hat sich eine vergnügte Menschenmenge theatralisch zu Boden fallen lassen. Das wird Ihnen auch unterstellt. Zu Recht?
Heinzl: Nein. Ich bin weder ein kampferprobter Kickboxer, der gekonnt umgefallen ist, noch habe ich mich danach selbst geschlagen. Es steht im Protokoll da vor Ihnen: Mich hat ein Schlag von der Seite ereilt, danach habe ich mich am Boden wiedergefunden.

"Krone": Warum hat das zwei Sekunden gedauert?
Heinzl: So lange hat Sido gebraucht, um mir zu sagen: 'Dominic, bitte flieg um, sonst heißt es wieder, ich schlag' wie ein Mädchen!' (schmunzelt) Nein, Spaß beiseite: Ich weiß es nicht. Auch unter dem Einfluss einer Wahrheitsdroge würde ich nichts anderes sagen können. Der Fadi Merza, mehrfacher Weltmeister im Thaiboxen, hat das Video genau studiert und kam zur Erkenntnis: So fliegt keiner um, der nicht wirklich k. o. geht.

"Krone": Hat's denn weh getan?
Heinzl: Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich gerne austeile. Und ich kann auch jede Menge einstecken. Aber natürlich tut ein Faustschlag weh!

"Krone": Peter Rapp hat gesagt: Gewalt ist zu verurteilen, aber man soll niemanden so provozieren, dass er zuschlagen muss. Haben Sie Sido provoziert?
Heinzl: Ich bin beileibe kein Unschuldslamm. Es hätte in meinem Leben schon viele Situationen gegeben, in denen ich eine "g'sunde Watschen" - die ich ablehne - in den Augen mancher vielleicht verdient hätte. Aber in dieser Causa... Ich habe Sido, nachdem er mich mehrfach Dominic Hampl genannt hat, einen Deppen genannt. Dann hat er sich in Rage geredet.

"Krone": Angeblich wollte er seit Langem nicht mehr von Ihnen interviewt werden. Warum?
Heinzl: Weil ich ihn für einen Fernsehbeitrag mit seinem Lieblingsfeind Jeannée zusammenbringen wollte. Aber der Sturschädel Sido ist weggelaufen, und als ich ihn aufhalten wollte, sagte er: "Wenn du mich noch einmal anfasst, Mensch, dann knall' ich dir eine!" Seit damals ist er wie ein Stier auf ein rotes Tuch auf mich zugegangen. Ich fürchte, er kann mich auf den Tod nicht ausstehen.

"Krone": Und umgekehrt?
Heinzl: Ich hatte nix gegen ihn. Am meisten hat mir weh getan, was er über meine tote Mutter gesagt hat (Anm. d. Red.: Sido nannte Heinzl einen "Hurensohn"). Wir alle machen manchmal Fehler und überschreiten manchmal Grenzen. Ich nehme mich da selbst nicht aus. Aber Gewalt darf niemals die Antwort sein.

"Krone": Wie geht es Ihnen damit, dass Sie eine Watschen kassieren und alle johlen vor Häme?
Heinzl: Wenn es ihnen damit besser geht, dann sei es ihnen gegönnt. Wenn ich einen offenen Kieferbruch oder einen Nasenbeinbruch gehabt hätte, würde den Leuten das Lachen vergehen. Es ist aber zwischen dem Schlag und einer Verletzung kein so großer Unterschied. Beides ist Gewalt. Und das auf einer Bühne, mit Kindern im Publikum. Das verurteile ich.

"Krone": Sido hatte nach dem Vorfall 70.000 Likes, Sie wurden im Web gemobbt. Warum sind Sie so unbeliebt?
Heinzl: Ich glaube, das war eine gesteuerte Aktion von Hardcore-Sido-Fans. Es gibt aber auch eine schweigende Mehrheit, die sich mit mir solidarisiert, die erschrocken ist über die Gewaltbereitschaft im Netz. Aber ich habe drei Romys gewonnen, also so unbeliebt kann ich nicht sein.

"Krone": Wie geht Ihre Freundin mit der Situation um?
Heinzl: Meine Freunde zählen zur "schweigenden Mehrheit". Und sind, so wie viele, ich nenne es geschockt, was in diesem Land gedruckt und gepostet werden darf!

"Krone": Zum Beispiel?
Heinzl: Schade, dass der Schlag nicht tödlich war.

"Krone": Haben Sie den Wechsel von ATV zum ORF zuletzt bereut?
Heinzl: Keine Sekunde. Das waren natürlich drei harte Jahre, da lief nicht alles rund, es gab einige Anfeindungen, die ich aushalten musste. Aber hätte ich es nicht gewagt, würde ich mir ewig den Vorwurf machen: "Warum hast du die Challenge nicht angenommen?"

"Krone": Jetzt ist es vorbei mit der Challenge. Tut's weh, dass Sie "Chili" verlieren?
Heinzl: Ich verliere es nicht. Wir haben einen Vertrag über drei Jahre gehabt, und diese drei Jahre sind jetzt vorbei.

"Krone": Der ORF verlängert den Vertrag nicht mehr.
Heinzl: Hat mich schon mal jemand gefragt, ob ICH ihn verlängert hätte?

"Krone": Hätten Sie nicht?
Heinzl: (lacht)

"Krone": War es nicht ein Management-Fehler, das Aushängeschild von ATV abzuwerben und es gegen die "Seitenblicke" zu programmieren?
Heinzl: Das muss man die Programmchefs des ORF fragen.

"Krone": Ich frage Sie.
Heinzl: Ich bin für so eine Frage nicht die richtige Ansprechperson, ich bereue es jedenfalls nicht, abgeworben worden zu sein.

"Krone": Wie geht es jetzt mit Ihrer Karriere weiter?
Heinzl: Das wird man sehen. Man hat ja auch gesehen, was in einer Woche alles passieren kann.

"Krone": Nehmen Sie eine Auszeit?
Heinzl: Ich rechne nicht mit einer Auszeit. Ich habe ein Team mit 25 Mitarbeitern, denen gegenüber ich mich verantwortlich fühle. Ich hoffe, dass das auch beim ORF der Fall ist. Weil ich und mein Team haben wirklich drei Jahre lang das Beste gegeben.

"Krone": Wie laufen die Verhandlungen mit den privaten Sendern?
Heinzl: Kein Kommentar. Mein Vertragspartner ist der ORF. Wie lautete der Werbeslogan? Am liebsten ORF.

"Krone": Und am zweitliebsten?
Heinzl: Von den drei Sendern? ATV.

"Krone": Könnten Sie sich auch vorstellen, etwas ganz anderes zu machen?
Heinzl: Mir macht mein Job unglaub Morgen ein leeres Blumenbeet bepflanzt. Hier tu ich ein paar Tulpen hinein, dort ein paar Rosen, da einen kleinen Gehweg, damit man von den Tulpen zu den Rosen kommt - und so lege ich jeden Tag einen neuen Garten an. Wenn es ein ganz anderer Beruf sein müsste, dann wäre ich gerne hochbezahlter internationaler Restaurantkritiker. Auch Ihren Job hätte ich gerne! (lacht)

"Krone": Würde Ihnen der Society-Zirkus abgehen?
Heinzl: Ja, denn ich treffe jeden Abend gut gelaunte Menschen in Feierabendstimmung, hab ein bisserl eine Hetz', unterhalte mich mit den Leuten und mach' nebenbei meine Arbeit. Das ist halt mein Ding.

"Krone": Wie würden Sie sich selber charakterisieren?
Heinzl: Ich trag' mein Herz auf der Zunge, bin leutselig, verlässlich, pünktlich, großzügig.

"Krone": Natürlich haben Sie null schlechte Eigenschaften, stimmt's?
Heinzl (ruft hinaus in die Redaktion: "Kinder! Was sind meine schlechten Eigenschaften?"): Da schau her, meine Mitarbeiter sagen, ich bin launisch und neige zum Jähzorn... Aber insgesamt bin ich eigentlich doch ein ganz netter Mensch.

"Krone": Was würden Sie Sido noch gern sagen?
Heinzl: Komm, wir werden wohl keine Freunde mehr, wir müssen uns nicht lieben, aber wir sollten uns nicht hassen.

"Krone": Im Ernst?
Heinzl: Elefant war ich nie. Das ist eine Charaktereigenschaft, die sehr hilfreich ist. Ich vergesse schnell. Ich kränke mich kurz, aber ich trage das nicht ins Tagebuch ein oder verfolge es ewig weiter.

"Krone": Könnte es sein, dass das alles inszeniert war, um Quoten zu schinden?
Heinzl: Es ist sagenhaft, welche Hypothesen da aufgestellt werden. Irgendein Kommentator hat auch geschrieben, Sidos Schlag sei das Symptom einer überreizten "Seitenblicke"-Gesellschaft. Dann wird der ORF ja auf diese Marktlücke bestimmt reagieren und endlich wieder Promi-Boxkämpfe einführen.

Zur Person: Er liebt eine Bankerin
Geboren am 8. April 1964 in Hollabrunn; Dominics Eltern waren Unternehmer. Mit 20 ist er bereits bei "Treffpunkt Ö3", mit 28 moderiert er das Ö3-Mittagsmagazin "Smalltalk"; nach drei Jahren wird er abgesetzt und startet bei W1 mit einem Society-TV-Magazin. 1997 wechselt er zum Privatsender ATV. 2010 wirbt ihn der ORF ab ("Backstage", "Chili"). Sein Vertrag für "Chili" läuft Ende des Jahres aus. Privat ist Heinzl seit 14 Jahren mit Bankerin Sonja Sarközi liiert.

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(Bild: kmm)



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