Nach Sido-Ausstieg

Wurst bei der “Großen Chance”? “Ich könnte das!”

Adabei
10.04.2014 16:00
Die einen lieben sie, die anderen weniger: Seit Alf Poier hat wohl kein Song-Contest-Teilnehmer mehr so polarisiert und das Land gespalten wie Conchita Wurst. Im Internet muss sie regelmäßig böse Kommentare über sich ergehen lassen, während andere der Frau mit Bart durchaus eine Topplatzierung zutrauen. Doch wie schätzt Conchita selbst ihre Chancen ein? krone.at hat die Sängerin getroffen und mit ihr über den Song Contest, böse Kommentare, ihre Pläne für die Zukunft sowie eine mögliche Rückkehr zur "Großen Chance" gesprochen.

In einem Wiener Hotel empfängt uns Conchita Wurst, die mitten in den Vorbereitungen für den Song Contest steckt. Dafür ist die Sängerin viel unterwegs. Ihre Promotion-Tour führt die Wurst durch ganz Europa, und sie kommt gut an. Doch im eigenen Land gilt der Prophet bekanntermaßen oft nicht viel, und das musste auch Conchita schon feststellen. Vielleicht möchte sie einmal dorthin zurückkehren, wo alles anfing? Nach dem Ausstieg von Sido bei der "Großen Chance" schließt Conchita das nicht aus - und ein Sessel in der Jury wäre ja jetzt frei...

krone.at: Hallo Conchita! Wie läuft deine Promotion für den Song Contest?
Conchita Wurst: Es läuft wahnsinnig gut, ich bin ja seit September offiziell Repräsentantin für Österreich und durfte im Zuge dessen schon ganz viel machen und war schon vor dem Jahreswechsel viel im Ausland unterwegs. Als dann die Single feststand, waren alle sehr begeistert. Ich habe jetzt schon einige größere Konzerte hinter mir, bei denen der Song auch gesungen wurde, und ich kann nur sagen: "Rise Like a Phoenix" wird gerne gehört.

krone.at: Warum hast du dir gerade diesen Song ausgesucht?
Wurst: Ich hatte um die 100 Songs am Tisch, ich hab' aus ganz Europa Einsendungen bekommen. "Rise Like a Phoenix" kam sehr spät, deswegen haben wir auch die Deadline bis zur äußersten Grenze ausgereizt, um dieses Lied so perfekt wie möglich zu machen. Ich hatte die verschiedensten Musikrichtungen zur Auswahl und man hat natürlich nachgedacht, was gut ankommt, auch im Radio. Wir hatten, schon bevor "Rise Like a Phoenix" in den Pot kam, mit anderen Songs geliebäugelt und ich habe dann dieses Lied gehört und ab Sekunde zwei gewusst: Das ist meine Nummer! Mir war es wichtig, eine Emotion zu dem Song zu haben, und das habe ich hier zu 100 Prozent.

krone.at: Die Reaktionen waren ja sehr gemischt, viele verglichen "Rise Like a Phoenix" mit James-Bond-Songs, trauen dir aber wenig beim Song Contest zu. Wie denkst du darüber?
Wurst: Prinzipiell muss man sagen, dass der Song Contest unberechenbar ist. Ich denke, dass jeder Song das Potential hat zu gewinnen. Ein Erfolgsrezept für den Song Contest gibt es nicht. Wenn ich höre: "Das passt nicht zum Song Contest", dann muss ich schmunzeln, denn gerade das finde ich so schön an diesem Projekt – die Vielfalt. Jeder kann auf der Bühne so sein, wie er will, und deswegen ist alles richtig, was dort passiert.

krone.at: Du bist ja eine Persönlichkeit, die durchaus polarisiert. Wie geht es dir damit, wenn du im Web beschimpft wirst? Manche Kommentare waren ja schon sehr heftig.
Wurst: Wenn es nur gegen mich geht, ist mir das herzlich egal. Ich habe einen breiten Rücken und halte mich mit so was nicht auf, denn das bringt mich nicht weiter. Mich wundert es immer wieder, wie viel Zeit man in etwas investieren kann, dass man angeblich ja so sehr verabscheut. Wenn es aber darum geht, dass die Kommentare gegen meine Community gehen und homophob oder gar menschenrechtsverletzend werden, geht das einfach nicht.

krone.at: Glaubst du, dass du mehr Toleranz gegenüber Menschen, die eben nicht das sind, was man "normal" nennt, erreichen kannst? Wie reagierst du, wenn du Kommentare liest wie "Wie soll ich das meinen Kindern erklären"?
Wurst: Ich hab da einen Tipp: Nachdenken! Ich höre so was sehr oft. Liebe Eltern da draußen, es ist euer Job, eure Kinder zu toleranten Menschen zu erziehen, denn anders funktioniert eine Gesellschaft nicht. Wenn man meine Person erklären muss, dann muss man sich damit eben auch etwas auseinandersetzen. Aber prinzipiell verstehen Kinder oft mit einer Selbstverständlichkeit, die ich mir auch von Erwachsenen wünschen würde. Im Endeffekt sind es aber genau diese Statements, die mir zeigen, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Im Endeffekt ist es nämlich "Wurst", wie man aussieht, und wenn man eine bärtige Frau sein möchte, dann darf man das. Man tut ja niemandem weh. Mit geht es darum, dass jeder das Recht hat, sein Leben so zu leben, wie er möchte.

krone.at: Glaubst du, hilft dir da der Song Contest, diese Botschaft auch zu verbreiten?
Wurst: Ich glaube, dass der Song Contest da genau das ist, wo ich hingehöre. Ich bin dieses Events, seit ich denken kann. Außerdem ist es genau diese Community, die auch mein Lebensmotto vertritt. Aus musikalischer Sicht ist es ein Ritterschlag für mich, dort zu sein.

krone.at: Hast du mitbekommen, dass Russel Brand, nachdem du auf dem "Krone"-Cover warst, geglaubt hat, er wäre du? Das hat er ja sogar getwittert.
Wurst: Ja, ich hab das mitbekommen. Ich war da auch gerade auf Twitter und jemand hat das auf meine Seite gepostet. Ich finde es großartig, dass er mich bemerkt hat. Was ich besonders toll fand, dass er dann noch ein Video nachgeschossen hat, wo er meinte, er wusste eh sofort, wer ich bin, und das hat mich schon sehr geehrt. 

krone.at: Conchita goes Hollywood, vielleicht mal ein Thema für die Zukunft?
Wurst: Ich schließe prinzipiell gar nichts aus. Mein Hauptziel ist der Grammy, ob ich den mal gewinne oder nicht, das wird sich zeigen. Aber ich denke, man muss große Ziele haben, um auf dem Weg dorthin noch so viel Schönes zu erfahren, von dem ich jetzt noch gar nichts weiß. Das ist meine Art der Motivation, wer weiß was noch kommt.

krone.at: Hast du schon Pläne für die Zeit nach dem Song Contest? Es wurde ja kürzlich ein Juryplatz bei der "Großen Chance" frei, nachdem Sido ab der vierten Staffel nicht mehr dabei sein wird.
Wurst: Was, Sido ist weg? Tatsächlich? Ach, ich weiß nicht. Ich mein', ich könnte das sicher, ich hab ja immerhin genug Castingshow-Erfahrung (lacht) – und denke, dass ich da eine Meinung hätte. Aber ich habe ein sehr weites Interessensfeld und es gibt Pläne in die verschiedensten Richtungen. Ich werde auf jeden Fall mit der Musik nicht aufhören, egal wie der Song Contest ausgeht. 

krone.at: Der Song Contest hat ja Legenden wie ABBA hervorgebracht, die heute noch jeder kennt. Glaubst du, dass man sich in 20 oder 30 Jahren noch an Conchita erinnern wird?
Wurst: Ich weiß es nicht, mir ist natürlich bewusst, dass der Bart polarisiert und auffällt. Ich kann mir daher schon vorstellen, dass ich vielleicht in Zukunft in dem einen oder anderen Eurovision-Ranking vertreten bin. Vielleicht im Ranking für das schönste Kleid oder die tollsten Haare (schmunzelt). Es wäre aber auf jeden Fall schön, wenn man sich an mich erinnert. Ich werde aber auf jeden Fall alles dafür tun, dass man mich nicht vergisst.

Am 8. Mai wird Conchita Wurst für Österreich beim Eurovision Song Contest in Kopenhagen antreten. Ihre Reise zum Song Contest zeigt der ORF am 8. Mai und am 10. Mai in der Doku "Conchita – ihre Weg nach Kopenhagen" sowie in dem Portrait "Conchita – einfach persönlich".

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(Bild: kmm)



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