Es passierte vor Kurzem in einer Grazer Filiale des an sich sehr renommierten Geldinstituts: Ein Kundenbetreuer, der auf elektronischem Weg auf die Anfrage eines Klienten antwortete, deponierte das pikante Info-Material im E-Mail-Anhang. Als der Empfänger, ein "Krone"-Leser, die angefügte Datei öffnete, verschlug es ihm glatt die Sprache: "Ich habe plötzlich Einblick in die Kontodaten einzelner Kunden bekommen, die da mit Vor- und Nachnamen angeführt waren. Im Nu hab ich auch gesehen, wie viele Schulden sie bei der Bank hatten. Unfassbar."
Gefundenes Fressen für potenzielle Datendiebe
Tatsächlich steht Hochbrisantes in der Mail - etwa, dass ein Herr T. mit 322.518,80 Euro in der Kreide steht. Oder dass ein Herr Ingenieur noch 94.000 Euro zu tilgen hat. Oder welche Kontonummer ein Herr B. hat - natürlich auch wieder mit peinlich genau aufgeführtem Schuldenstand. Man stelle sich nur vor, was passieren könnte, wenn solches Material in die falschen Hände geraten würde - ein gefundenes Fressen für potenzielle Datendiebe, die sich die Infos teuer abkaufen lassen oder selbst ein Ding damit drehen könnten. Brennend interessieren würden solche Daten wohl auch das Finanzamt oder so manch neugierigen Nachbarn.
BKS-Generaldirektor "völlig perplex"
Passiert ist die Panne nach Informationen der "Steirerkrone" im Zuge von umstrittenen Zwangskonvertierungen, die vom Geldinstitut anscheinend besonders restriktiv betrieben werden. Dabei geht es um die Umschuldung von Frankenkrediten in Euro, mit der viele Kunden "zwangsbeglückt" werden. BKS-Generaldirektor Heimo Penker reagierte im "Krone"-Gespräch am Freitag entsprechend konsterniert: "So etwas ist mir in meiner 40-jährigen Berufslaufbahn noch nie untergekommen, ich bin völlig perplex." Immerhin habe Datenschutz oberste Priorität, zahlreiche Sicherheitsnetze seien eingezogen worden, um Lecks zu verhindern. Offensichtlich, so Penker, handle es sich um menschliches Versagen: "Wir werden diesen Vorgang genau prüfen."
Letzter Skandal im Oktober 2010
Die BKS Bank wurde 1922 in Klagenfurt gegründet. 1983 erfolgte der Schritt auf den steirischen Markt. Seit vielen Jahren ist das Institut auch am slowenischen, kroatischen und ungarischen Markt mit Erfolg tätig. Der Konzern beschäftigt 860 Mitarbeiter in 54 Geschäftsstellen in Kärnten, Steiermark, Burgenland, Wien, Niederösterreich und Slowenien. Wie die "Krone" im Oktober 2010 aufdeckte, war zuletzt die Bank Austria von einer peinlichen Datenpanne betroffen. Dabei waren für Onlinebanking-Nutzer für kurze Zeit vertrauliche Kontodaten anderer Kunden sichtbar.
von Gerald Schwaiger, Gerhard Felbinger ("Steirerkrone") und steirerkrone.at; Symbolbild
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