Bauernbund lud ein

Sarrazin plädierte in Graz für “bessere Zuwanderer”

Steiermark
29.09.2011 21:40
Die Bildungsleistung von Migranten mit islamischem Hintergrund sei schlechter, gefragt seien "Zuwanderer, die besser sind als wir" - so lautete die Kernaussage des umstrittenen deutschen Autors Thilo Sarrazin, die er Donnerstagabend beim Vortrag auf Einladung des ÖVP-Bauernbunds in Graz vertrat. Begleitet wurde die Veranstaltung von Protesten, getragen von der KPÖ sowie grünen und sozialdemokratischen Teilorganisationen.

Die 700 geladenen Gäste mussten mehrere Kontrollen passieren, um zur Seifenfabrik zu gelangen. Unter den Zuhörern fanden sich einige ÖVP-Größen wie Alt-Vizekanzler Josef Riegler und der frühere Wirtschaftsminister Martin Bartenstein. Aber auch auffällig viele amtierende Freiheitliche aus Stadt, Land und Bund, allen voran Obmann Heinz-Christian Strache (Bild 2), gaben sich ein Stelldichein.

Grillitsch gegen "Problemvertuschung"
Bauernbund-Präsident Fritz Grillitisch (Bild 3), der Sarrazin eingeladen hatte, nutzte die Eröffnung zu einer Art Grundsatzreferat: Man müsse den demografischen Wandel diskutieren und mit der "Problemvertuschung" aufhören, das politische Gebot der Stunde sei der Mut zur Wahrheit. "Ich will, dass getan wird, was getan werden muss", erklärte Grillitsch. So sah er die Ausrichtung der Veranstaltung auch als "Beitrag, Mut in der Politik wieder salonfähig zu machen", um schließlich doch einzulenken: Österreich habe noch Chancen, mit einer funktionierenden Bildungs- und Integrationspolitik gegenzusteuern.

Thilo Sarazzin, der erstmals in Österreich über sein umstrittenes Werk "Deutschland schafft sich ab" referierte, brachte seine Thesen routiniert vor. Unterfüttert mit vielen Zahlen und Beispielen bemühte sich der ehemalige SPD-Politiker und Bundesbank-Vorstand zu belegen, dass die "autochtone" (eingesessene, Anm.) Bevölkerung schwinde, das Innovationspotenzial aufgrund der Überalterung schrumpfe und ein wachsender Anteil bildungsferner Schichten die Bildungsleistung insgesamt verringere.

Migranten mit "leistungsfeindlichem" Islam als Hintergrund
Die Ursache glaubt Sarrazin zu kennen: Zuwanderer aus der Türkei, Afrika, dem Nahen und Mittleren Osten, allesamt mit "leistungsfeindlichem" Islam als Hintergrund. Amerika mit Zuwanderern vornehmlich aus Asien würde klüger, in Deutschland - und wohl auch im vergleichbaren Österreich - sei das Gegenteil der Fall. Auch für die Träger der arabischen Revolution gab es schlechte Noten.

In der Diskussion zeigte sich Günther Rusznak vom Islamischen Informations- und Dokumentationszentrum "entsetzt" über die Verallgemeinerungen und forderte die Politik auf, man möge die Hausaufgaben in der Bildungspolitik machen und den Schwellenländern besser helfen, auf die Beine zu kommen. Jochen Pildner-Steinburg, Präsident der steirischen Industriellenvereinigung, sprach sich für eine geregelte qualifizierte Zuwanderung aus - eine Forderung, die Sarrazin gerne aufgriff: "Wir brauchen Zuwanderer, die besser sind als wir selber - und keine Zuwanderung von Minder- oder Unqualifizierten."

Polizeiaufgebot drängte Demonstranten ab
Vor der Veranstaltung hatten rund 60 Demonstranten versucht, die Zufahrt zur Seifenfabrik zu blockieren, sie wurden von starken Polizeieinheiten abgedrängt (Bild 4). Zeitgleich mit dem Vortrag fand am Hauptplatz ein "Volxfest" statt, an dem laut Polizei rund 200 Personen teilnahmen.

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