"Es war einmal", lautet der berühmte Märchensatz. Märchenhaft war auch die Anklage der Staatsanwaltschaft im Fall am Montag. Sechs Rumänen teilten sich die Anklagebank, allesamt unbescholten. Drei harrten in U-Haft, seit je sieben bzw. fünf Monaten. Die restlichen Ausländer reisten freiwillig an. Interessant: Der angebliche Bandenchef stimmte zudem seiner Auslieferung freiwillig zu. Eigenartige Mafia…
Vorgeworfen wurde dem Sextett, dass sie im Rahmen einer kriminellen Organisation (Mafia) in Europa ihre Klauen ausgestreckt und die Beute verkauft haben sollen. Kleidung, Parfüms, Schuhe und Markenartikel standen laut Anklage auf deren "Einkaufslisten".
Faktum ist, dass vier Beschuldigte im Outlet-Center Parndorf, in Innsbruck und Wörgl gestohlen haben. Im Februar 2010 wurden drei verhaftet. Um aus der U-Haft zu entkommen, kooperierte der Drittbeschuldigte. Er sagte, dass der vierte Mann der Kopf der Mafia sei. Der Viertbeschuldigte ging darauf in U-Haft. Bei Hausdurchsuchungen in Rumänien stellte man "Beute" sicher, doch kein Stück konnte einem Diebstahl in Österreich zugeordnet werden. Fehlende Gerichtsbarkeit?
Freispruch zu dem "Mafia-Paragrafen", Freispruch für Erst- und Viertangeklagten ("Bandenchef"). Die restlichen Diebe wurden wegen gewerbsmäßigen Diebstahls zu Freiheitsstrafen zwischen sechs und 18 Monaten verdonnert. Nicht rechtskräftig. Es war einmal eine gründliche Anklagebehörde…
von Matthias Holzmann, Tiroler Krone
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