Frontex warnt:
500.000 Flüchtlinge warten in Türkei auf Überfahrt
"Die Geschwindigkeit und Dynamik des Flüchtlingszustroms bleibt weiterhin außergewöhnlich hoch", sagte Frontex-Chef Fabrice Leggeri am Montag gegenüber der deutschen Zeitung "Welt". Vor allem Familien mit Kindern würden wohl in den nächsten Wochen jede Chance nutzen, bevor der Wintereinbruch eine Überfahrt noch riskanter mache.
Angesichts der nach wie vor dramatischen Situation forderte Leggeri mehr personelle Unterstützung seitens der EU-Staaten. Gegenwärtig verfüge Frontex über 65 Gastkontrollore, die die Mitgliedsstaaten jeweils für sechs Monate an die Behörde ausleihen. "Mein Vorschlag wäre, dass die Frist auf ein Jahr verlängert wird. Das würde unsere Flexibilität schon deutlich erhöhen", sagte der Frontex-Chef.
EU-weit kompatibles Registriersystem kommt
Frontex will die systematische Erfassung der nach Europa strömenden Flüchtlinge demnach verbessern. Gemeinsam mit dem Europäischen Unterstützungsbüro für Asylfragen und der EU-Agentur für die Koordination von IT-Systemen für einen sicheren Datenaustausch arbeite seine Behörde derzeit an der Entwicklung einer neuen Technologie für die Registrierung von Migranten und Flüchtlingen, sagte Leggeri. Das neue System solle kompatibel sein mit den Systemen in den einzelnen EU-Staaten.
"Meine Vision ist, dass Frontex künftig ein ganzes Registrierungspaket anbieten kann - die Technologie, die nötigen Geräte und auch diejenigen, die die Geräte bedienen", so der oberste Grenzhüter der Union. Eine geordnete Registrierung an den europäischen Außengrenzen sei schließlich auch die notwendige Basis, um die Flüchtlinge im Fall einer Einigung auf EU-Quoten künftig systematisch auf die Mitgliedsstaaten verteilen zu können.
Größte Flüchtlingskrise seit Zweitem Weltkrieg
Europa sieht sich derzeit mit der schwersten Flüchtlingskrise seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs konfrontiert. Pläne der EU-Kommission für verpflichtende Quoten zur Verteilung der Flüchtlinge auf die Mitgliedsstaaten scheiterten bisher insbesondere am Widerstand osteuropäischer Länder. Viele Flüchtlinge versuchen, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen.
Die gefährliche Überfahrt endet für viele Menschen tragisch: Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration sind heuer bereits 2862 Menschen bei ihrem Fluchtversuch gestorben. Insgesamt seien in diesem Jahr mehr als 461.000 Migranten auf dem Seeweg nach Europa gelangt, teilte der IOM-Sprecher für Italien, Flavio Di Giacomo, am Montag in Rom mit.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.