Ackermann-Anschlag
Anarchisten aus Italien bekennen sich zu Briefbombe
Bei der "FAI" handle es sich um eine terroristische, linksanarchistische Organisation, teilte das LKA mit. Die Gruppe habe in der Vergangenheit mehrfach die Verantwortung für Anschläge gegen staatliche Organisationen in Europa mit Schwerpunkt in Italien übernommen. In dem Schreiben werde vor "drei Explosionen gegen Banken, Bankiers, Zecken und Blutsauger" gewarnt. Das LKA geht daher davon aus, dass noch zwei weitere Briefbomben verschickt worden sein könnten.
Den Angaben zufolge gab es bereits 2003 einen Anschlagsversuch mit einer Briefbombe auf die Europäische Zentralbank in Frankfurt. Auch hier habe auch ein Bekennerschreiben der "FAI" vorgelegen. Seinerzeit führten der Generalbundesanwalt und das Bundeskriminalamt die Ermittlungen. Tatverdächtige konnten damals nicht ermittelt werden.
Verdächtiger Umschlag bei Routine-Überprüfung entdeckt
Das LKA hatte zuvor bestätigt, dass die an Ackermann adressierte verdächtige DIN-A5-Sendung eine funktionsfähige Briefbombe enthalten habe. Der Sprengsatz sei bereits in der Bank entschärft worden. "Sie wäre sehr gefährlich gewesen, wenn sie explodiert wäre", sagte ein Sprecher der Behörde zu Reuters TV.
Ein Polizeisprecher betonte, es deute nichts auf einen "gewerblichen oder militärischen Sprengstoff hin", sondern auf "Eigenbau", etwa aus Feuerwerkskörpern. Nach Informationen eines US-Strafverfolgers sind auch in Deutschland tätige Mitarbeiter der US-Bundespolizei FBI in die Ermittlungen eingeschaltet. Es gebe aber keine Erkenntnisse über spezielle Gefahren für Institute in New York.
Der Brief war an Ackermann persönlich adressiert, aber der 63-Jährige hielt sich zu der Zeit Finanzkreisen zufolge nicht in der Bank auf. Nach Informationen eines US-Strafverfolgers war als Rücksendeadresse die Europäische Zentralbank angegeben worden. Das bestätigte das LKA nicht.
Künftig werde der Top-Banker voraussichtlich stärker und offensichtlicher als bisher von Leibwächtern beschützt, betonte der Insider. Ackermann werde sich aber nicht zurückziehen und weiter wie geplant öffentlich auftreten.
Ackermann wurde schon öfter zur Zielscheibe von Kritikern
Ackermann, der den Chefsessel der Bank im kommenden Jahr verlässt, gilt für viele in Deutschland als das Gesicht des Kapitalismus. Auch als Vorsitzender der internationalen Bankenvereinigung IIF ist der Schweizer in der Euro-Schuldenkrise in den Medien stark präsent. Sein Einsatz für die Belange der Finanzbranche hat ihn bei Bankenkritikern seit längerem zur Zielscheibe der Kritik gemacht.
Erst im November unterbrachen Aktivisten der bankenkritischen Occupy-Bewegung in Hamburg eine Rede Ackermanns zur Verantwortung globaler Unternehmen mit Sprechchören und Pfiffen.
Ein Occupy-Aktivist kritisierte nun allerdings in einer ersten Reaktion den Anschlagsversuch. "Wir verurteilen jegliche Aktionen, die irgendwie mit Gewalt zu tun haben", sagte Frank Stegmaier von Occupy Frankfurt, die seit dem 15. Oktober in der Grünanlage vor der Europäischen Zentrale ein Protestcamp errichtet hat. "Occupy hat andere Möglichkeiten des Protests." Auch die Globalisierungskritiker von Attac distanzierten sich. "Es gibt bei uns einen ganz klaren Konsens: Von uns geht keine Gewalt aus", sagte Attac-Sprecherin Frauke Distelrath.
Früherer Deutsche-Bank-Chef von der RAF getötet
Die Deutsche Bank war zuletzt zu Zeiten der Rote Armee Fraktion (RAF) Ziel von Anschlägen. Der frühere Bankchef Alfred Herrhausen wurde im November 1989 von der RAF im Auto in der Nähe seines Hauses in Bad Homburg getötet. Die Gruppe hatte eine Bombe am Straßenrand platziert, die explodierte, als Herrhausen vorbeifuhr.
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