Türkei rüstet sich
Apokalypse in Aleppo: Weitere Million Flüchtlinge?
Kämpfe zwischen Regierungstruppen, unterstützt von russischem Bombardement, und Rebellen stürzen die syrische Metropole Aleppo erneut ins Chaos. Die verzweifelten Einwohner sind auf der Flucht in Richtung Türkei, eine Million Flüchtlinge zusätzlich könnten dort in Kürze ankommen. In Aleppo droht eine neue Hungerkatastrophe.
Die Türkei bereitet sich unter anderem mit einem neuen Zeltlager in der Nähe des Grenzübergangs Öncüpinar und einer Urlaubssperre für Polizisten und Soldaten vor. Ministerpräsident Ahmet Davutoglu hatte am Donnerstag gesagt, die Kämpfe um Aleppo hätten bereits rund 10.000 Menschen an die türkische Grenze getrieben. Weitere 70.000 seien auf dem Weg. Die Stadt liegt nur etwa 60 Kilometer von der türkischen Grenze entfernt.
Davutoglu warnte eindringlich, der syrische Diktator Bashar al-Assad kalkuliere durch das Abschneiden Aleppos von Nachschubrouten eine Hungerkatastrophe ein. Schon in der von Regierungstruppen belagerten Stadt Madaja waren mehr als ein Dutzend Menschen verhungert.
Die Türkei, die nach Regierungsangaben bisher rund 2,5 Millionen Syrer aufgenommen hat, werde auch die neuen Flüchtlinge ins Land lassen, so Davutoglu. Die Zeitung "Hürriyet" zitierte allerdings einen ungenannten Kommandant der sogenannten Freien Syrischen Armee (FSA) von der syrischen Opposition mit den Worten, bisher sei den Menschen an der Grenze der Zugang in die Türkei versperrt. Ankara solle zumindest Verwundete sowie Frauen und Kinder über die Grenze lassen, forderte er. Auf TV-Bildern sind Tausende Menschen, darunter viele Kinder, zu sehen, die bisher keinen Einlass gefunden haben.
Syrische Regierung will Rebellen den Weg abschneiden
Teile von Aleppo werden von verschiedenen Rebellengruppen beherrscht. Syrische Regierungstruppen haben in den vergangenen Tagen jedoch mit Unterstützung durch russische Luftangriffe im Norden Aleppos wichtige Geländegewinne erzielt und die Versorgungsroute für die Rebellen aus der Türkei gekappt. Für den Fall, dass die Stadt an die Regierungstruppen fällt, rechnet die Türkei mit mehr als einer Million zusätzlicher Flüchtlinge.
Die regierungsnahe türkische Zeitung "Yeni Safak" berichtete, die Rebellen in Aleppo kontrollierten nun nur noch einen einzigen Grenzübergang in die Türkei. Unter Berufung auf syrische Rebellen berichtete die Zeitung, dass deshalb in der Nähe dieses Übergangs bei Reyhanli, etwa 30 Kilometer westlich von Aleppo, mit einem Angriff der syrischen Regierungstruppen gerechnet werde. Damaskus wolle auf diese Weise die Rebellen in Aleppo von allen Verbindungen ins Ausland abschneiden.
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