"Perfektes Timing"
Aus für Glühbirnen – dafür werden jetzt Sparlampen teurer
Offiziell begründet wird die "außerordentliche Preiserhöhung" der Siemens-Tochter am 1. September allerdings mit einem drastischen Preisanstieg von sogenannten Seltenen Erden, die als Rohstoff benötigt werden: "Seltene Erden sind in den vergangenen zwölf Monaten um 700 Prozent teurer geworden", heißt es.
"Die zunehmende globale Knappheit dieser Materialien hat zu einer Kostenexplosion geführt", zitierte die "Financial Times Deutschland" aus einem Brief Osrams an seine Kunden. Hintergrund seien die gestiegene Nachfrage nach Lanthan, Europium, Terbium und Yttrium sowie die restriktive Exportpolitik Chinas, das fast alle Abbaugebiete kontrolliert.
Preiserhöhung um 20 bis 25 Prozent
Im Schnitt liegen die Preiserhöhungen von Leuchtstoffröhren und Energiesparlampen bei 20 bis 25 Prozent, sagte Osram-Vorstand Martin Goetzeler der Zeitung. Ob und wie stark diese Preiserhöhungen an die Verbraucher weitergegeben würden, liege aber beim Handel, so der Sprecher des Unternehmens, Stefan Schmidt.
Goetzeler rechnet mit Preissteigerungen in der gesamten Branche. Der "FTD" zufolge will der niederländische Weltmarktführer Philips zum 1. Oktober ebenfalls mit einer Preiserhöhung nachziehen. Auf Anfrage nahm der Konzern am Mittwoch zunächst nicht dazu Stellung.
Metall-Rohstoffe mit außergewöhnlichen Eigenschaften
Die sogenannten Seltenen Erden sind Metall-Rohstoffe mit außergewöhnlichen Eigenschaften. Diese machen sie unentbehrlich für die Herstellung vieler Hightech-Produkte wie etwa Handys, Computer-Chips, Flachbildschirme oder Touchscreens bei Navigationsgeräten. Sie werden auch in Batterien, Magneten, Glasfaserkabel, Katalysatoren und eben in Energiesparlampen eingesetzt.
Die Weltproduktion der Seltenen Erden lag zuletzt bei etwa 160.000 Tonnen. Bis zu 97 Prozent der weltweiten Förderung und des Angebots kommen aus China, das aber den Export künstlich drosselt und damit auch den Ärger der Welthandelsorganisation auf sich zieht. In Europa gibt es nur unbedeutende Vorkommen. Wegen der technologischen Innovationen steigt die Nachfrage enorm. Deshalb sind Engpässe bei einzelnen Seltenen Erden in den nächsten Jahren nicht auszuschließen.
Letzter Schritt kommt im September 2012
Im September 2009 hatte das Verbot der "klassischen Birne" nach dem EU-Stufenplan die 100-Watt-Birnen getroffen, im darauf folgenden Jahr waren dann die 75er an der Reihe. Der letzte Schritt steht für den September 2012 auf dem Programm und wird sämtliche übrigen Glühbirnen treffen, erklärte der Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie. Sonderregelungen gebe es für Halogenlampen.
All diese Maßnahmen treffen bei den meisten Konsumenten nicht wirklich auf Gegenliebe: Zwar ist unbestritten, dass die alten Birnen wahre Energiefresser sind, die Haltbarkeit der effizienten Energiesparlampen entspreche jedoch in der Praxis oft nicht den Versprechungen der Hersteller, betonen Kritiker. Zudem werde das Licht oft als zu "kalt" empfunden. Viele enthalten auch noch giftiges Quecksilber, was eine entsprechende Entsorgung notwendig macht - die etwa von Greenpeace als "mangelhaft" bezeichnet wird.
Mit der Ablöse der Glühbirnen wurde auch eine neue Kennzeichnung der Leuchtleistung notwendig, die im Vorjahr umgesetzt wurde. Statt der gewohnten Watt soll nun der sogenannte Lumenwert darüber informieren, wie viel Licht eine Lampe abgibt. Von dieser Einheit haben die meisten Konsumenten jedoch wohl zuletzt im Physikunterricht gehört. Es dürfte noch einige Zeit dauern, bis der Verbraucher etwas mit den Aufschriften auf den Verpackungen anfangen kann.
LEDs als Rettung?
Eine mögliche Alternative wären LEDs. Die jüngste Leuchtmittelgeneration ist jedoch noch kostspieliger als die ohnehin schon teuren Energiesparlampen. Mit steigenden Produktionszahlen sollten die Preise hier in den nächsten Jahren aber fallen. Ansonsten entsprechen LEDs in Sachen Haltbarkeit, Effizienz und "Wärme" den höchsten Erwartungen.
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