Angst vor Terror

Belgien: Aufregung um Mord an Wachmann

Ausland
26.03.2016 14:16

Nur wenige Tage nach den blutigen Anschlägen von Brüssel sitzt die Angst vor neuen Attentaten tief. So hat am Samstag der Tod eines Wachmannes für Aufregung gesorgt, nachdem belgische Medien berichtet hatten, es handle sich dabei um den Mitarbeiter eines Atomkraftwerkes, dem seine Zugangskarte gestohlen worden sei. Dabei wurde auch über einen möglichen terroristischen Hintergrund spekuliert - was die Staatsanwaltschaft mittlerweile dementierte.

Im Fall des am Donnerstag durch mehrere Schüsse getöteten Sicherheitsmannes gebe es keine Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund, teilte die Staatsanwaltschaft in Charleroi südlich von Brüssel Samstagmittag mit. Auch die Information, der Dienstausweis des Toten sei gestohlen, wurde laut Angaben der Nachrichtenagentur Belga dementiert.

Der Mann habe zudem nicht in einem Atomkraftwerk gearbeitet, sondern an einem Forschungsinstitut in Fleurus bei Charleroi - dem Institut national des radioelements, das sich mit medizinischen Anwendungen von Radioaktivität befasst. Die belgische Zeitung "La Dernière Heure" hatte gemeldet, der Wachmann sei vor einem Atomkraftwerk erschossen worden. Zudem sei ihm sein Zugangsausweis gestohlen worden.

Auch die von der Zeitung verbreitete Information, der Mann sei während eines Kontrollgangs getötet worden, ist offenbar falsch. Belga schreibt, der Mann sei in seinem Haus in Froidchapelle erschossen aufgefunden worden. Die Polizei ermittle in zwei Richtungen: Der Tod könne mit einem Einbruch zusammenhängen oder einen privaten Hintergrund haben.

Brüssel-Attentäter hatten AKWs im Visier
Die Verwirrung um einen möglichen terroristischen Hintergrund gründet wohl auf der Tatsache, dass bereits kurz nach den jüngsten Anschlägen von Brüssel bekannt geworden war, dass die Terroristen zuvor den Leiter des belgischen Nuklear-Programms per Überwachungskamera ausgespäht hatten. Die Kraftwerke in Doel und Tihange waren daraufhin teilweise evakuiert worden. Lodewijk van Ladel, der Sprecher der belgischen Atomaufsichsbehörde AFCN, sagte, es gebe zwar keine spezifischen Hinweise auf Anschlagspläne, "aber Kernkraftwerke sind ein mögliches Ziel terroristischer Anschläge".

(Bild: APA/AFP/Belga/NICOLAS MAETERLINCK)

Risikoforscher warnt: "Kernschmelze droht"
Auch der österreichische Risikoforscher Wolfgang Kromp warnt vor dem Einschleusen von Terroristen in europäische Atomkraftwerke. Er fordert vor allem eine verstärkte Personalüberwachung. Die Kernindustrie bekomme "weniger Geld" und es werde "auch hier oft gespart. Zunehmend werden Fremdfirmen engagiert. Hier ist Vorsicht geboten."

Auch die Stromzuleitungen der Atomkraftwerke sollten hinsichtlich möglicher Terrorangriffe überwacht werden. Denn: "Wenn Kernkraftwerke ihren Strom nicht mehr ins Netz loswerden, sollten die Systeme bei Netzverlust mit 'Lastabwurf auf Eigenbedarf' reagieren - viele schaffen das nicht oder nicht lange, der Reaktor fährt herunter und schaltet auf interne Notstromdieselaggregate um", so Kromp.

Auch bei einer Abschaltung sei nämlich noch Strom erforderlich, um die "Nachzerfallswärme" abzusenken, wobei Notstromaggregate nur eine begrenzte Durchhaltezeit hätten. Wenn der Strom zur Kühlung ausbleibe, "droht eine Kernschmelze, wie dreifach in Fukushima geschehen".

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