Hinweis auf Mittäter

Bischofsmörder soll Attentat auf Papst geplant haben

Ausland
09.06.2010 07:56
Im Fall des am 3. Juni in der Türkei ermordeten Bischofs Luigi Padovese tauchen immer mehr Indizien auf, die die Version von der Tat eines Geisteskranken infrage stellen. Italienischen und spanischen Presseberichten zufolge soll der Täter nicht allein und aus religiösen Motiven gehandelt haben. Zudem gibt es Hinweise, dass der als Mörder angeklagte Murat Altun ein Attentat auf Papst Benedikt XVI. geplant haben könnte.

Wie die spanische Zeitung "El Pais" schreibt, hatte der 63-jährige Padovese, der aus Italien stammende Vorsitzende der türkischen Bischofskonferenz, nur wenige Stunden vor seiner Abreise nach Zypern seinen Flug und den seines muslimischen Chauffeurs Altun storniert. Padovese hätte einer Einladung von Papst Benedikt XVI. folgen sollen, der alle Bischöfe der Region zu einer Vorbereitungsmesse für eine Sondersynode für den Nahen Osten nach Zypern eingeladen hatte.

Der Vatikan-Kenner Filippo di Giacomo meinte dazu, Padovese sei sich offenbar der Gefahr bewusst gewesen, die von dem 26-Jährigen ausgehe. Er habe daher riskiert, "selbst zum Opfer zu werden, um eine größere Tragödie zu verhindern, also ein Attentat auf den Papst". Auch in der katholischen Gemeinde in der Türkei gab die Stornierung des Zypern-Flugs Anlass zu Spekulationen. Vielleicht wollte sich Altun mit der Tat dafür rächen, dass er nicht an den Papst herankommen konnte.

Bischof geköpft
Zudem gibt es Behauptungen, dass der Täter nicht allein war, als er Padovese mit 20 Messerstichen ermordete und am Ende köpfte. Altun soll nach Angaben von Augenzeugen und katholischen Würdenträgern in der Türkei in Begleitung von ein oder zwei Personen in das Privathaus Padoveses in Iskenderun eingedrungen sein.

Wie der Erzbischof von Izmir, Ruggero Franceschini, gegenüber der italienischen Zeitung "La Stampa" erklärte, glaube nunmehr selbst die Polizei, dass der Bischof von "mindestens zwei Personen" ermordet wurde. Augenzeugen berichteten, der Mörder habe eine kugelsichere Weste getragen und sei von der Militärpolizei - und nicht von regulären Sicherheitsbeamten - verhaftet worden.

"Ich habe den großen Satan getötet"
Weiters wird in diesen Zeugenberichten die anfangs von der türkischen Regierung behauptete psychische Labilität Altuns in Zweifel gezogen, für die es auch kein ärztliches Attest gebe. Demgegenüber wird ein religiöses Motiv vermutet. Nach der Bluttat sei der Täter auf das Dach des Hauses geklettert und habe gerufen: "Ich habe den großen Satan getötet. Allah ist groß."

Die katholische Nachrichtenagentur Asia News sieht in der Art, wie Padovese ermordet wurde, einen Ritualmord, der auf islamische Fundamentalisten hinweise. Diese könnten im Auftrag des sogenannten "tiefen Staates" ("Derin Devlet") gehandelt haben, einer in Geheimdiensten, Sicherheitskräften und anderen Institutionen agierenden ultranationalistischen Gruppe.

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