Seit Jahresbeginn fallen weltweit die Börsenkurse, und auch der Ölpreis sinkt unaufhaltsam weiter. Experten der britischen Royal Bank of Scotland sehen darin den Beginn einer neuen weltweiten Finanzkrise: Es gebe Anzeichen für einen globalen Einbruch der Märkte wie beim letzten Crash 2008. Die Großbank richtete sich bereits mit drastischen Worten an ihre Kunden: "Verkaufen Sie alles!"
Auf Anleger, Sparer und Investoren komme ein "katastrophales Jahr" zu, schrieb Andrew Roberts, Chefanalyst der Royal Bank of Scotland (RBS), in einem Anlegerbrief, der vom britischen "Telegraph" aufgegriffen wurde. "Verkaufen Sie alles!", rät der Banker den Kunden. Lediglich "Anleihen von hoher Qualität" seien von der Empfehlung ausgenommen. Es gehe einzig und allein darum, sein Kapital zu retten und nicht die Erträge, denn: "In einem überfüllten Saal sind die Notausgänge klein."
Epizentrum der neuen Krise soll in China liegen
Die Märkte würden laut Roberts schon die gleichen Stresssignale senden wie im Vorfeld der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers 2008, dem Auslöser der weltweiten Finanzkrise. Damals waren es bekanntlich die USA, die die Welt in die Krise stürzten. Dieses Mal aber werde das Epizentrum in China liegen, so Roberts: "China hat eine bedeutende Korrektur losgetreten, die sich zu einem Schneeball entwickeln wird." Der nächste Akt im globalen Drama werde sich daher "schnell und heftig" abspielen, ist sich der Experte sicher.
Börseneinbruch um bis zu 20 Prozent prognostiziert
Er prognostiziert einen Einbruch der Kurse an der Wall Street und an den europäischen Börsen um bis zu 20 Prozent. "Aktien und Kredite sind sehr gefährlich geworden", so Roberts. Nicht einmal die langfristig agierenden Ölkonzerne und Minenbetreiber seien vor der Katastrophe sicher.
Sackt Ölpreis auf zehn Dollar ab?
Die RBS erwartet zudem, dass der Ölpreis bis auf 16 Dollar absinken könnte, weil die OPEC unfähig sei, auf die sinkende Nachfrage in Fernost zu reagieren. Das entspricht dem Ölpreis-Niveau nach der Asienkrise 1999. Goldman Sachs hatte bereits im vergangenen Jahr einen Ölpreis von 20 Dollar prognostiziert, mittlerweile ist sogar von einem Einbruch des Barrelpreises auf bis zu zehn Dollar die Rede. In Indien etwa ist Rohöl bereits billiger als Mineralwasser.
Finanzexperte: "Panikmache ist albern"
Daniel Saurenz, Finanzexperte vom Investmentportal Feingold Research, sieht wiederum noch keinen Grund zur Panik: "Natürlich gibt es Risiken. China hat seinen Finanzmarkt nicht im Griff und auch in den USA gibt es massive Probleme. Aber die Panikmache der RBS, alles zu verkaufen, ist albern und unsachlich", sagte er.
Laut Saurenz können Anleger von der momentanen Situation sogar profitieren: "Nach dem jahrelangen Aktienboom und dem Anstieg der Kurse ist es Zeit für eine Korrektur von zehn bis 20 Prozent nach unten", so Saurenz im Interview mit dem "Stern".
Aus dem Video-Archiv (25.08.): Finanzminister besorgt über Marktturbulenzen
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