Ausreise gefordert
Chaotische Zustände am Budapester Ostbahnhof
Ungarns Außenminister Peter Szijjarto erklärte, dass man alle Asylwerber zurückschicken werde, die aus wirtschaftlichen Gründen ins Land gekommen seien. "Diese Last können wir nicht stemmen", sagte der Außenminister und sprach sich zudem gegen ein EU-Quotensystem für Flüchtlinge aus.
Außenminister von Faymann "enttäuscht"
Szijjarto zeigte sich darüber hinaus "enttäuscht" von den Aussagen von Bundeskanzler Werner Faymann, der beim ORF-"Sommergespräch" am Montagabend Ungarns Vorgehen in der Asylkrise scharf kritisiert hatte. Der Minister betonte, dass er sich vom Regierungschef eines Nachbarlandes erwarte, erst dann Kommentare abzugeben, wenn dieser die Fakten vollständig verstanden habe, und nicht, Unwahrheiten zu verbreiten. Zudem könnten Faymanns Aussagen zu "gefährlichen Spannungen" führen.
Den Vorwurf, Ungarn würde Migranten einfach durchreisen lassen, wies der Außenminister zurück. Der Schengen-Grenzkodex lege klar fest, dass es Aufgabe der Mitgliedsstaaten sei, ihre Außengrenzen zu schützen, sagte Szijjarto. Ungarn werde sich daran halten, auch wenn es dafür kritisiert werde.
Flüchtlinge dürfen Bahnhof nicht mehr betreten
Tausende Flüchtlinge hatten in den Morgenstunden versucht, die in Richtung Westen fahrenden Züge am Budapester Ostbahnhof zu besteigen. Polizisten sperrten am Vormittag den Zugang zu den Bahnsteigen mit einem Kordon ab und ließen das Gebäude räumen.
Die Räumung des Bahnhofs erfolgte, während rund 500 Migranten versuchten, in einen Zug nach Wien zu gelangen. Einige Flüchtlinge begannen zu schreien, als sie nach draußen gedrängt wurden, leisteten aber keinen Widerstand. "Germany! Germany!", rief die Menge aus vorwiegend jungen Männern vor dem Bahnhof. "Wir wollen weg!" und "Merkel!", forderten sie. Nur eine Stunde später wurde der Bahnhof wieder geöffnet, den Flüchtlingen jedoch weiter der Zutritt verweigert. Laut Schätzungen warten derzeit rund 1000 bis 2000 Flüchtlinge auf ihre Weiterreise.
Hilfsorganisation: Menschen bekommen keine Information
Selbst Flüchtlinge mit gültigen Fahrscheinen durften nicht fahren. Bisher hätten die Menschen keinerlei Aufklärung über ihr weiteres Schicksal erhalten, kritisierten Vertreter der Hilfsorganisation Migration Aid. Die Organisation ruft für Mittwoch um 17 Uhr zu einer Demonstration gegen die Flüchtlingspolitik der Regierung am Budapester Westbahnhof auf.
Laut "Klubradio" warten Busse auf dem Platz neben dem Ostbahnhof, um die Flüchtlinge abzutransportieren und den Bahnhof und die Unterführung zu räumen.
"Schöne Atmosphäre" am Wiener Westbahnhof
In Wien ankommende Züge aus Budapest waren am Dienstag - anders als am Vortag - nicht mehr völlig überfüllt. In einem Zug seien 20, im anderen 50 Migranten gewesen, sagte Polizeisprecher Roman Hahslinger am Nachmittag. "Von diesen Personen hat niemand einen Asylantrag gestellt." Die ÖBB leiteten die Flüchtlinge zu provisorischen Betreuungsstationen weiter, die mit freiwilligen Helfern besetzt sind.
Die Polizei hielt sich gänzlich zurück, am Westbahnhof war nur eine Handvoll Beamten. "Sie stehen dort, falls jemand einen Asylantrag stellen will", sagte Hahslinger. "In erster Linie geht es darum, die Schlepper zu bekämpfen", begründete er die geringe Zahl an Polizisten. Zudem werde auch darauf geachtet, dass es in Zügen zu keinen gefährlichen Situationen komme.
"Es ist eine sehr schöne Atmosphäre", beschrieb Alexander Bodmann, Caritas-Generalsekretär der Erzdiözese Wien, die Situation am Westbahnhof. "Die Zivilgesellschaft leistet Enormes", sagte er. Jene Personen, die glauben würden, dass Österreich mit den Flüchtlingen nicht zurecht käme, "waren nicht hier am Westbahnhof". "Die Menschen sind dankbar und glücklich, hier anzukommen, wo sie sicher sind", so Bodmann. Begrüßt wurden die Flüchtlinge von den Freiwilligen mit "Welcome"-Schildern, bevor sie mit Getränken und warmem Essen versorgt wurden.
Salzburger Bahnhof ebenfalls Übernachtungsquartier
In Salzburg hielten sich in der Nacht auf Dienstag 1500 bis 2000 Asylwerber auf dem Hauptbahnhof auf. Inzwischen seien aber auch von hier alle nach Deutschland weitergereist, sagte Polizeisprecherin Valerie Hillebrand am Dienstagvormittag. Gröbere Zwischenfälle hat es ihren Angaben zufolge nicht gegeben, nur ein kleines Gedränge, als der erste Zug in der Früh in den Bahnhof einfuhr. Die Menschen wurden vom Roten Kreuz und anderen Organisationen betreut.
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