"Kultur akzeptieren"
Dänischer Imam fordert Erlaubnis für Kinderehe
Unter den mehr als 20.000 Flüchtlingen, die Dänemark im Vorjahr aufgenommen hat, finden sich zahlreiche Mädchen, die in ihrer Heimat mit einem erwachsenen Mann zwangsverheiratet wurden. Integrationsministerin Inger Stojberg hat angekündigt, in Zukunft Asylwerber, die mit einer Minderjährigen verheiratet sind bzw. diese sogar geschwängert haben, sofort abzuschieben. Die Mädchen hingegen sollen in Dänemark bleiben dürfen. Der Imam von Aarhus ist gegen diese Regelung und meint, die Regierung "muss diese unterschiedliche Kultur akzeptieren und darf die Familien nicht zerstören".
Neben dem kulturellen Hintergrund sieht Imam Oussama el-Saadi auch einen Sicherheitsaspekt hinter der Kinderehe. Gegenüber der dänischen Tageszeitung "Metroxpress" meinte er vor wenigen Tagen: "Man muss in diesen Fällen auch eine andere Perspektive einnehmen. Es ist eine humanitär außerordentliche Situation. In Flüchtlingslagern ist es oft gefährlich. Wenn deine Tochter möglichst früh einen Mann bekommt, kann das der Familie zu mehr Sicherheit verhelfen." Allerdings betonte Saadi, dass er seine eigene Tochter erst im Alter von 18 Jahren in einer Ehe sehen möchte.
Jüngste "Ehefrau" in Dänemark ist erst 14 Jahre alt
Die jüngste "Ehefrau" in Dänemark ist laut Medienberichten ein 14-jähriges Mädchen. In Norwegen soll es sogar eine Elfjährige geben, die bereits einen Ehemann hat. Die meisten zwangsverheirateten Mädchen kommen aus Syrien, dem Irak und Afghanistan.
Dänemark registrierte im vergangenen Jahr rund 21.000 Asylanträge, gemessen an der Einwohnerzahl von 5,6 Millionen Menschen war dies einer der EU-weit höchsten Werte. In Schweden waren es etwa 163.000 Anträge, in Deutschland knapp 477.000.
Regierung beschloss Verschärfung des Asylrechts
Wegen der anhaltenden Flüchtlingskrise hat die dänische Regierung vor Kurzem trotz internationaler Kritik eine deutliche Verschärfung des Asylrechts beschlossen. Künftig dürfen Flüchtlingen Bargeld und Wertsachen ab einem Wert von 10.000 Kronen (rund 1300 Euro) abgenommen werden, um ihre Unterbringung mitzufinanzieren. Der Familiennachzug wird erschwert und die Dauer von Aufenthaltsgenehmigungen verkürzt.
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