Erstes Krisen-Opfer
Dexia-Bank muss von Staaten gerettet werden
Noch vor drei Monaten war Dexia als zwölftbeste Bank von 91 getesteten Häusern durch den Stresstest gekommen, nun muss sie aufgefangen werden. Die in Griechenland stark als Finanzier aufgetretene belgisch-französisch Bank war in den vergangenen Tagen durch Liquiditätsprobleme ins Schlingern geraten.
Risikopapiere landen in "Bad Bank"
Die Regierungen Belgiens, Frankreichs und Luxemburgs hatten sich am Sonntag auf höchster Ebene auf eine gemeinsame Linie zur Rettung des Bankkonzerns verständigt. Frankreichs Regierungschef Francois Fillon war dazu in die belgische Hauptstadt Brüssel gereist.
Der belgische Staat übernimmt demnach für vier Milliarden Euro 100 Prozent des belgischen Arms des Geldinstituts. Risikopapiere sollen in eine sogenannte "Bad Bank" ausgelagert werden. Die gesamte Bank soll im Gegenzug Staatsgarantien in Höhe von 90 Milliarden Euro von Belgien, Frankreich und Luxemburg erhalten. Davon will Belgien 60,5 Prozent aufbringen, Frankreich steuert 36,5 Prozent bei, Luxemburg beteiligt sich mit drei Prozent.
Belgien will Institut nicht für immer behalten
Für die Garantieleistungen der drei Staaten werde Dexia laut dem belgischen Premierminister Yves Leterme insgesamt 450 Millionen Euro an die Länder zahlen, davon 270 Millionen an Belgien. Abzüglich dieser Summe zahle Brüssel für die Dexia Banque Belgique noch den "angemessenen Preis" von 3,73 Milliarden Euro, erklärte der belgische Finanzminister Didier Reynders. Die Regierung wolle die Bank aber nicht für immer behalten.
Die Dexia hat in Belgien 850 Niederlassungen. In Frankreich, wo die Bank keine einzige Filiale hat, ist sie jedoch der größte Kreditgeber der Gemeinden, Städten und Regionen. Dieser Bereich soll nun abgespalten und von der französischen Staatsbank Caisse des Depots (CDC) und der Postbank (Banque Postale) aufgefangen werden.
Frankreich und Deutschland basteln an Gesamtlösung
Frankreich bemüht sich unterdessen um beruhigende Signale. Finanzminister Francois Baroin sagte am Montag im französischen Fernsehen, er glaube nicht, dass noch weitere Institute vor dem Kollaps bewahrt werden müssen. "Auf jeden Fall keine französischen", fügte er hinzu.
Deutschland und Frankreich wollen bis Ende Oktober ein Gesamtpaket zur Lösung der Euro-Schuldenkrise und zur Stützung von Europas Banken vorlegen - zusammen mit einer neuen Vision für Europa, wie Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy am Sonntag bei einem Treffen mit Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel betonte (siehe Infobox).
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