"Druck wächst"
EU-Warnung vor weiteren IS-Anschlägen in Europa
Der EU-Antiterrorbeauftragte Gilles de Kerchove rechnet mit weiteren Anschlägen der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat in Europa. "Je mehr der Druck auf den IS wächst, desto eher wird die Organisation versuchen, Anschläge im Westen und vor allem in Europa zu verüben, um Erfolge vorzuweisen", sagte der Belgier am Donnerstag in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP.
Nach den jüngsten Rückschlägen für die Dschihadisten im Irak und in Syrien seien bereits zahlreiche Anschläge im Namen des IS verübt worden, unter anderem in Beirut, Ankara, Istanbul und Tunis. Es seien weitere Attentate nach dem Muster der Anschläge in Paris zu befürchten, wo am 13. November 130 Menschen getötet wurden.
De Kerchove warnte außerdem davor, dass führende IS-Mitglieder Libyen künftig verstärkt als Rückzugsort nutzen könnten. In dem von Chaos und Gewalt erschütterten nordafrikanischen Land könnten sie nahezu unbehelligt operieren, "denn es gibt dort keine Luftangriffe und keine funktionierende Regierung".
"In Libyen herrscht vollkommenes Chaos"
In Libyen halten sich bereits jetzt etwa 3000 IS-Kämpfer auf, die sich das Machtvakuum in dem Land zunehmend zunutze machen. "Dort herrscht derzeit das vollkommene Chaos, und das lieben sie", sagte de Kerchove. Der Westen müsse daher im Anti-Terror-Kampf mit der neuen Regierung der nationalen Einheit in Libyen kooperieren.
Die IS-Miliz war zuletzt im Irak und in Syrien zunehmend in die Defensive geraten. Die Luftangriffe der US-geführten Militärallianz hätten Erfolge gebracht, sagte der EU-Antiterrorbeauftragte. Um die Dschihadisten aus ihren Hochburgen in Rakka und Mossul zu vertreiben, seien aber mehr Bodentruppen nötig.
Nach Angaben der französischen Regierung wurden seit Beginn der Luftangriffe im August 2014 etwa 22.000 Dschihadisten im Irak und in Syrien getötet. Auch die russischen Kampfjets würden nun zunehmend den IS ins Visier nehmen, sagte de Kerchove. Die US-geführte Allianz hatte der Regierung in Moskau vorgeworfen, zur Unterstützung ihres Verbündeten, des syrischen Machthabers Bashar al-Assad, auch mit dem Westen verbündete gemäßigte Rebellen zu bekämpfen.
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