"Nur ein Idiot"

Ägypter entführte “aus Liebeskummer” ein Flugzeug

Ausland
29.03.2016 14:11

Offenbar aus Liebeskummer hat ein Ägypter am Dienstag ein Flugzeug der EgyptAir entführt. Die Maschine landete unplanmäßig in der Hafenstadt Larnaka auf Zypern, der Entführer, der eine Bombenattrappe trug, verlangte seine in der Nähe des Flughafens lebende Ex-Frau zu sehen. Die Passagiere und die Crewmitglieder ließ er nach mehrstündigen Verhandlungen unverletzt frei, der Mann wurde festgenommen (siehe Video oben). Ägyptens Außenminister Samih Schukri brachte es in einem Statement auf den Punkt: "Der Mann ist kein Terrorist, sondern nur ein Idiot."

Der Airbus war am Dienstagmorgen von Alexandria in Ägypten zu einem Inlandsflug nach Kairo gestartet. 55 Passagiere und sieben Besatzungsmitglieder waren an Bord, als der Mann die Maschine in seine Gewalt brachte, indem er dem Piloten drohte, einen "Sprengstoffgürtel" zu zünden. Dabei handelte es sich um eine Bombenattrappe, die laut den Behörden aus mehreren miteinander verbundenen Handyhüllen bestand, die der Mann mitsamt Kabeln in eine Art Gürtel gesteckt hatte.

Pilot kletterte durch Cockpit-Fenster ins Freie
Die Maschine wurde daraufhin nach Larnaka umgeleitet, der Flughafen wurde gesperrt. Alle Flüge nach Zypern wurden zum Flughafen von Paphos im Westen der Insel umgeleitet. Bereits kurz nach der Landung ließ der Mann die meisten Geiseln frei. Sie durften das Flugzeug verlassen und wurden mit Bussen weggebracht. Zuletzt waren nur noch einige Crewmitglieder sowie drei Passagiere an Bord. Sie verließen das Flugzeug, kurz bevor der Mann schließlich aufgab. Für filmreife Szenen sorgte dabei der Pilot, der sich durch das Cockpit-Fenster ins Freie hantelte:

Kein terroristischer Hintergrund
Nach Angaben des zypriotischen Präsidenten Nikos Anastasiades hatte die Aktion keinen terroristischen Hintergrund. Das Staatsfernsehen RIK berichtete, der Mann habe die Maschine aus persönlichen Gründen in seine Gewalt gebracht.

Passagiere verlassen das Flugzeug. (Bild: APA/AFP/GEORGE MICHAEL)
Passagiere verlassen das Flugzeug.
Mit Bussen wurden die Fluggäste von der Maschine weggebracht. (Bild: APA/AFP/GEORGE MICHAEL)
Mit Bussen wurden die Fluggäste von der Maschine weggebracht.

Wie die staatliche ägyptische Nachrichtenagentur Mena meldete, handelt es sich bei dem Entführer um einen Ägypter. Er soll lange auf Zypern gelebt haben und 59 Jahre alt sein. Er habe fünf Kinder mit seiner Ex-Frau, einer Zypriotin. Über die genaue Identität des Mannes kursierten allerdings unterschiedliche Versionen. So gab etwa das zypriotische Außenministerium einen anderen Namen an als das ägyptische Staatsfernsehen.

Entführer warf Brief an Ex-Frau aus dem Fenster
Auch über das Motiv des Mannes gibt es diverse Spekulationen. Er soll laut Medienberichten die Polizei aufgefordert haben, seiner Verflossenen, die in Larnaka lebt, einen Brief zu übergeben. Der Entführer habe das Papier, das auf Arabisch verfasst sei, aus einem Fenster des Flugzeugs geworfen. Außerdem soll der Mann um politisches Asyl angesucht, einen Übersetzer verlangt und die Freilassung einiger oppositioneller Frauen in Ägypten gefordert haben.

Angeblich soll sein Ziel ursprünglich Istanbul gewesen sein, was ihm der Pilot mit der Aussage, der Sprit reiche nicht bis dorthin, ausgeredet haben soll. Im Internet kursierten diverse Bilder des Mannes, unter anderem das Selfie eines Passagiers mit dem Entführer.

(Bild: APA/AFP/GEORGE MICHAEL)
(Bild: APA/AFP/STR)
(Bild: APA/AFP/STR)
(Bild: APA/AFP/STR)
(Bild: APA/AFP/STR)

Flugsicherheit in Ägypten im Fokus der Kritik
Ägypten steht seit Monaten wegen mangelnder Sicherheit im Luftverkehr in der Kritik. Auslöser war vor allem der Bombenanschlag auf einen russischen Ferienflieger im Oktober vergangenen Jahres. Die Maschine stürzte über der Sinai-Halbinsel ab, alle 224 Insassen starben. Zu dem Terrorakt bekannte sich die Terrormiliz Islamischer Staat.

Experten sprachen damals davon, dass es in Ägypten ohne Weiteres möglich sei, unerlaubte Gegenstände an Bord zu schmuggeln. Auch Passagiere und ehemalige Ägypten-Urlauber berichteten von mangelhaften Sicherheitskontrollen, trotz eines piepsenden Metalldetektors würde nicht jeder Fluggast abgetastet, hieß es. Augenzeugen erzählten, wie Passagiere sich um Kontrollen am Gate gedrückt hätten. Geöffnete Getränkeflaschen oder Glasbehälter konnten ohne Probleme im Handgepäck an Bord genommen werden.

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