Laut Medienbericht:
Erdogan drohte EU mit kompletter Grenzöffnung
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat einem griechischen Medienbericht zufolge im November EU-Spitzenpolitikern mit der kompletten Öffnung der Grenzen für Flüchtlinge gedroht, sollte die EU ihr Angebot an die Türkei nicht verbessern. Die Website "euro2day.gr" veröffentlichte am Montag die vierseitige Zusammenfassung eines Gesprächs, das Erdogan mit EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker und EU-Ratspräsident Donald Tusk am Rande des G20-Gipfels in Antalya geführt haben soll.
Demzufolge fragte Erdogan, ob die EU seinem Land drei oder sechs Milliarden Euro zur besseren Unterbringung von Flüchtlingen zukommen lassen wolle. Als Juncker gesagt habe, dass die EU ein Paket von drei Milliarden Euro plane, soll Erdogan erwidert haben, dass die Türkei das Geld ohnehin nicht brauche. "Wir können die Tore nach Griechenland und Bulgarien jederzeit öffnen und die Flüchtlinge in Busse setzen."
"Wie wollen Sie mit Flüchtlingen umgehen? Sie töten?"
Rhetorisch fragte der türkische Präsident seine Gesprächspartner den Angaben zufolge: "Wie wollen Sie mit den Flüchtlingen umgehen, wenn Sie keine Einigung erzielen? Die Flüchtlinge töten?" Tusk habe geantwortet, man könne die EU weniger attraktiv für Migranten machen, aber das sei nicht die Lösung, die man wolle. Daraufhin habe Erdogan geantwortet, dass die EU mit mehr als nur einem toten Buben an der türkischen Küste konfrontiert werde. "Es werden 10.000 oder 15.000 sein. Wie wollen Sie damit umgehen?"
Den Angaben zufolge beklagte sich Erdogan zudem, dass die Türkei bei den EU-Beitrittsverhandlungen seit 53 Jahren auf Fortschritte warte. Juncker habe auf die Dringlichkeit der aktuellen Probleme in der Flüchtlingskrise hingewiesen und mit Blick auf ein Treffen in Brüssel Anfang Oktober gesagt: "Wir arbeiten hart, und wir haben Sie in Brüssel wie einen Prinzen behandelt." Erdogan soll darauf erwidert haben: "Wie einen Prinzen? Natürlich, ich repräsentiere kein Dritte-Welt-Land."
Kein Kommentar aus Brüssel
Sprecher von EU-Rat und EU-Kommission wollten die Echtheit der Aufzeichnungen weder bestätigen noch dementieren. Vom Büro Erdogans gibt es bisher keine Stellungnahme. Unklar ist zudem, wer das Protokoll verfasst hat und wie die griechische Website daran gelangt ist.
Die EU hat nach längerem Streit erst in der Vorwoche das Paket in Höhe von drei Milliarden Euro für die Türkei bewilligt. Deutschland Bundeskanzlerin Angela Merkel betrachtet das Land als Schlüssel zur Bewältigung der Flüchtlingskrise und war am Montag zu weiteren Gesprächen bei der türkischen Regierung in Ankara.
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