Papst Franziskus:

“Faustschlag für den, der meine Mutter beleidigt”

Ausland
16.01.2015 09:00
Die Meinungsfreiheit hat nach Ansicht von Papst Franziskus auch ihre Grenzen - vor allem, wenn sie religiöse Gefühle anderer verletzt. Denn "jede Religion hat ihre Würde". "Wenn Dr. Gasbarri (der Reiseorganisator des Papstes, Anm.), mein lieber Freund, meine Mutter beleidigt, erwartet ihn ein Faustschlag. Denn man kann den Glauben der anderen nicht herausfordern, beleidigen oder lächerlich machen", so der Papst.

Jeder Mensch habe nicht nur die Freiheit, sondern auch die Pflicht, im Namen des Gemeinwohls seine Meinung zu sagen, erklärte der Pontifex mit Bezug auf die Terroranschläge in Frankreich vor Journalisten im Flugzeug auf dem Weg in die philippinische Hauptstadt Manila. Man dürfe aber niemanden beleidigen oder in seinem Glauben herausfordern, zitierte die Nachrichtenagentur Ansa den Papst weiter.

"Im Namen Gottes zu töten ist eine Verirrung"
Das Oberhaupt der Katholiken betonte mit Blick auf die Anschläge islamistischer Attentäter auf das Satiremagazin "Charlie Hebdo" und einen koscheren Supermarkt, dass man im Namen der Religion nicht töten dürfe. "Das, was gerade passiert, erstaunt uns. Aber denken wir immer an unsere Geschichte, wir haben große Religionskriege gehabt, denken Sie an die Bartholomäusnacht. Wir sind auch Sünder, aber man darf im Namen Gottes nicht töten. Im Namen Gottes zu töten ist eine Verirrung."

Schönborn: "Traurige Geschichte von Hetze in Österreich"
In seiner Kolumne in der Gratiszeitung "heute" schreibt auch Kardinal Christoph Schönborn über die "drei Freiheiten": die Meinungsfreiheit, die Pressefreiheit und die Religionsfreiheit. "Es sind Grundfreiheiten einer guten, offenen Gesellschaft." Aber wo sei die Grenze dieser Freiheiten? "Dort, wo es um die Achtung vor dem geht, was dem anderen heilig ist." "Charlie Hebdo" habe neben humorvollen und satirischen Karikaturen "vor allem das Christentum und den Islam in verächtlich machenden und vulgären Karikaturen" dargestellt.

Auch Österreich habe "eine traurige Geschichte von verhetzenden Karikaturen". "Ich denke an die hasserfüllten antisemitischen Karikaturen des späten 19. Jahrhunderts. Diese giftige Saat ist aufgegangen und hat zu den Massenmorden an den Juden beigetragen. Hätte es damals deutliche Schritte gegen diese Hetze gegeben, vielleicht wären viel Leid und schreckliche Schuld vermieden worden", so Schönborn.

Auch neueste "Charlie"-Karikatur sorgt für scharfe Kritik
Die französische Satirezeitung "Charlie Hebdo" hatte in ihrer ersten Ausgabe seit den Anschlägen in Paris mit insgesamt 17 Toten die Karikatur eines weinenden Propheten Mohammed auf ihr Titelblatt gedruckt. Dieser hält ein Schild mit der Solidaritätsbekundung "Je suis Charlie" in den Händen, über der Zeichnung steht "Alles ist vergeben". Die Karikatur sorgt in der muslimischen Welt für teils scharfe Kritik.

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