Heftige Inszenierung
Flüchtling will Baby gegen Polizisten werfen
Die Methoden vieler Flüchtlinge, ihre Interessen durchzusetzen, werden immer heftiger: Waren bereits Ende Februar beim Sturm auf Mazedoniens Grenze bewusst Kinder an die vorderste Linie geschoben worden, so griff nun ein Mann im griechischen Piräus zu noch härteren Mitteln. Er drohte damit, sein Baby gegen Polizisten zu schleudern, falls ein Freund von ihm nicht freigelassen werde.
Seit mehreren Wochen campieren rund 5000 Flüchtlinge in der Hafenstadt Piräus. Sie weigern sich, in organisierte Auffanglager zu gehen, weil sie fürchten, dann dauerhaft in Griechenland bleiben zu müssen. Ein Großteil der Asylwerber hat Deutschland als Endziel. Die Behörden versuchen immer wieder, die Menschen in professionelle Einrichtungen umzusiedeln. Dabei kommt es oft zu Auseinandersetzungen.
"Töte zuerst meine Kinder, dann mich selbst"
So auch diese Woche: Als ein Flüchtling kurzzeitig verhaftet wurde, weil er während eines Protests auf ein Auto eingeprügelt hatte, das sich durch die Menschenmenge schlängeln wollte, kochte die Stimmung unter den anderen Demonstranten über. Einer der Flüchtlinge hielt sein zwei Monate altes Baby über seinen Kopf und drohte damit, es gegen Polizisten zu schleudern. "Zuerst werde ich meine fünf Kinder töten, dann auch mich selbst", rief der Mann aus Afghanistan. Andere Flüchtlinge konnten ihn schließlich beruhigen und ihm das Baby abnehmen.
Der Afghane gab später an, dass er ein Verwandter des Verhafteten sei und deshalb kurz die Nerven verloren habe. Bei der Amtshandlung soll ihn ein Beamter der Küstenwache gestoßen haben, gegen diesen wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.
Unterdessen wollen die griechischen Behörden mit warmen Worten die in Piräus gestrandeten Flüchtlinge zum Verlassen ihrer Lager bewegen.
Hafen von Piräus soll geräumt werden
"Verzweifelt nicht, wir unterstützen euch, wir lieben euch", steht in vier verschiedenen Sprachen auf einem Flugblatt geschrieben, das ab Montag unter den tausenden Schutzsuchenden in Piräus verteilt werden soll. In einigen Tagen werde der Hafen geräumt, kündigen die Behörden auf dem Zettel mit Blick auf die bevorstehenden Ferien zum orthodoxen Osterfest an, wenn in Piräus zahlreiche Touristen erwartet werden. "Der Hafen kann euch nicht mehr beherbergen und es ist nichts gewonnen, wenn Ihr hierbleibt." Die Flüchtlinge werden dazu ermutigt, in andere Aufnahmezentren zu gehen.
"Hört nicht auf Schlepper"
Dort könnten sie Asyl beantragen oder von dem Verteilungsprogramm in der EU profitieren, hieß es. Es handelt sich bei den Schutzsuchenden nicht um solche Flüchtlinge, die unter das mit der Türkei ausgehandelte EU-Abkommen zur Rückführung fallen. "Hört nicht auf Schlepper, die euch versprechen, euch in andere europäische Länder zu bringen", heißt es auf dem Blatt weiter. "Sie lügen."
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