In Ostdeutschland
Flüchtlinge “verschwinden” aus Unterkünften
Aus den Erstaufnahmezentren in Ostdeutschland "verschwinden" laut einem Zeitungsbericht Tausende Flüchtlinge bereits in den ersten Tagen. Bis zu 30 Prozent der auf die neuen Bundesländer verteilten Migranten würden die dortigen Einrichtungen kurz nach ihrer Ankunft schon wieder verlassen, berief sich die "Saarbrücker Zeitung" am Samstag auf Angaben der Innenministerien der ostdeutschen Länder.
Demnach kamen in diesem Jahr bisher rund 30.300 Flüchtlinge nach Brandenburg, aber nur etwa 24.600 sind derzeit dort untergebracht. Der Rest sei "einfach verschwunden", zitierte das Blatt einen Regierungsvertreter. Vermutet wird demnach, dass die Menschen in die Großstädte, zu Verwandten in anderen deutschen Regionen oder in andere europäische Staaten gehen würden.
In Thüringen mit rund 26.900 registrierten Flüchtlingen gab das zuständige Migrationsministerium die Quote der "individuellen Abreisen" dem Bericht zufolge mit 20 bis 30 Prozent an. Genaue Zahlen gebe es wegen der ungenauen Registrierung nicht. Nach Sachsen-Anhalt kamen bis Anfang Dezember knapp 36.400 Flüchtlinge, in der Erstaufnahme landeten aber nur 32.600. In Mecklenburg-Vorpommern beträgt die Quote der Weiterziehenden nach Angaben des Innenministeriums zehn bis 15 Prozent.
Politiker: Auch Deutschland verstößt gegen Dublin-Regelung
In Deutschland werden Flüchtlinge, ähnlich wie in Österreich, nach einem bestimmten Schlüssel auf die Bundesländer verteilt. Grundsätzlich sollen Asylwerber in der Erstaufnahme bleiben, bis über ihre Anträge entschieden ist. Ein Teil der Flüchtlinge will weiter nach Schweden reisen. In diesem Jahr sind nach Einschätzung des Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, Torsten Albig, mehr als 60.000 Asylwerber unregistriert nach Skandinavien gekommen. Man habe so für Entlastung in Deutschland gesorgt, aber gegen das Dublin-Abkommen verstoßen, sagte Albig zur Tageszeitung "Welt".
Die Behörden hätten die Flüchtlinge offiziell nie gezählt, weil diese klar gesagt hätten, dass sie nach Schweden wollten, so Albig. "Bisher machen wir ja im Kern nichts anderes als die Österreicher, denen Deutschland vorgeworfen hat, die Flüchtlinge zu uns durchreisen zu lassen." Vor allem Bayern hatte kritisiert, dass Österreich gegen das Dublin-Abkommen verstoße. Nach den Dublin-Asylregeln müssen Schutzsuchende im ersten EU-Land, in das sie einreisen, um Asyl ansuchen.
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