Wegen Einreiseverbot
Flüchtlinge vor Mazedonien nähten sich den Mund zu
Mazedonien lässt seit mehreren Tagen nur noch Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak und Afghanistan ins Land. Andere Schutzsuchende werden als sogenannte Wirtschaftsmigranten an der Grenze pauschal abgewiesen. Zudem hatte das Land am Donnerstag mit dem Bau eines Grenzzauns begonnen.
Vor Wintereinbruch Notlage befürchtet
Auf der griechischen Seite strandeten zuletzt vor allem Menschen aus Pakistan, dem Iran, Marokko und Algerien. Helfer des UNO-Flüchtlingshilfswerks UNHCR befürchten nun eine humanitäre Notlage unter den rund 1000 Menschen dort. Diese seien in Zelten untergebracht, die wenig Schutz vor dem nahenden Wintereinbruch böten, sagte UNHCR-Mitarbeiterin Stella Nanou am Montagnachmittag. Die Stimmung war demnach zusehends angespannt.
Der mazedonische Außenminister Nikola Poposki hingegen gibt sich in der Flüchtlingsfrage weiter hart. Sein Land werde "alle notwendigen Maßnahmen und alle Ressourcen" zum Grenzschutz und zur Verhinderung eines unkontrollierten Zustroms von "Wirtschaftsmigranten" ergreifen, sagte er am Montag in der Hauptstadt Skopje. Erst am Sonntagabend hatte der mazedonische Präsident Gjorge Ivanov vor gewaltsamen Auseinandersetzungen gewarnt und mehr Hilfe vonseiten der EU gefordert.
Hilfsorganisationen kritisieren Abweisung
Als "Wirtschaftsmigranten" bezeichnen Kroatien, Serbien und Mazedonien seit vergangener Woche alle Flüchtlinge, die nicht über einen syrischen, irakischen oder afghanischen Reisepass verfügen. Hilfsorganisationen haben diese pauschale Abweisung Schutzsuchender aus bestimmten Nationen ohne Einzelprüfung zuletzt heftig kritisiert.
"Spießrutenlauf" an der türkischen Grenze
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HWR) erhob am Montag zudem schwere Vorwürfe gegen die Türkei, die angeblich Flüchtlinge in das Bürgerkriegsland Syrien zurückschickt. Türkische Grenzsoldaten fingen die Schutzsuchenden bereits an der Grenze ab, erklärte die Menschenrechtsorganisation. Um überhaupt in die Türkei zu gelangen, seien die Flüchtlinge auf Schmuggler angewiesen.
"Die Schließung der türkischen Grenze zwingt Schwangere, Kinder, Alte und Kranke zu einem Spießrutenlauf mit türkischen Grenzbeamten, um vor dem Horror des syrischen Krieges zu fliehen", kritisierte der HRW-Flüchtlingsexperte Gerry Simpson. Die Organisation bezieht sich auf Interviews mit Flüchtlingen, die Aussagen decken sich aber auch mit Berichten syrischer Aktivisten.
Die Türkei hat nach eigenen Angaben rund 2,2 Millionen Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen und 25 Lager errichtet. Die meisten Syrer leben jedoch außerhalb der Unterkünfte und sind auf sich alleine gestellt.
Aus dem Video-Archiv: Flüchtlingssituation ist für Kurz "außer Kontrolle"
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