Geheimes Grab
Gadafis Leiche soll in Libyens Wüste verscharrt werden
Auch Gadafis getöteter Sohn Mutassim, der Kommandeur der gefürchteten Präsidentengarde war, solle an den Stamm übergeben werden, wird gefordert. Die beiden Männer sollten nach islamischem Brauch in ihrer Heimatstadt Sirte bestattet werden, hieß es in einer Mitteilung des Gadafi-Stammes, die der Pro-Gadafi-Sender Al-Rai mit Sitz in Syrien veröffentlichte.
Zudem meldete sich auch die Witwe Gadafis, Safiya Gadafi, zu Wort und rief aus ihrem Exil in Algerien die Vereinten Nationen auf, Druck auf den Übergangsrat auszuüben, dass er die Leiche Gadafis und seines Sohns der Familie zur Bestattung übergebe.
Gadafis Grabstätte soll geheim bleiben
Der Nationale Übergangsrat hatte am Freitag verkündet, Gadafi soll nach islamischem Ritus bestattet werden, also nur eingehüllt in ein Baumwolltuch. Wichtig ist den Vertretern des Nationalen Übergangsrates allerdings, dass nicht bekannt wird, wo der Ex-Tyrann begraben wird. So soll vermieden werden, dass für die letzten verbliebenen Anhänger des Langzeit-Machthabers eine Pilgerstätte entstehen kann, an der sie den "Märtyrer" Gadafi verehren können.
Die Forderung des Internationalen Strafgerichtshofes im niederländischen Den Haag, Gadafi vorerst nicht zu bestatten, damit seine Leiche untersucht werden könne, wurde von der libyschen Übergangsregierung abgelehnt. Allerdings werden Mediziner Haare und Hautteile der Leiche sichern, um die Identität Gadafis mittels DNA-Analyse zweifelsfrei belegen zu können. Wie ein Sprecher des Übergangsrates am Freitag mitteilte, könnten die Tests zwei Tage in Anspruch nehmen.
Dadurch werde sich die ursprünglich für Freitag geplant gewesene Beerdigung noch um einige Tage verzögern. Zudem sei beschlossen worden, den Leichnam noch aufzubewahren, "damit jeder sicher ist, dass Gadafi tot ist".
Übergangsrat: Leiche wird nicht obduziert
Währenddessen liegt die Leiche in einem Kühlraum eines Einkaufszentrums bei Misrata. Der Körper wurde auf eine Matratze gelegt, während sich vor dem Raum etwa 30 Menschen einfanden, um einen Blick auf Gadafi zu werfen, berichtete ein AFP-Fotograf.
Am Sonntag teilte der Übergangsrat dann mit, die Leiche Gadafis nicht näher auf seine Todesumstände hin untersuchen zu wollen. Es werde keine Autopsie geben, "niemand wird den Körper öffnen", hieß es.
Genaue Todesumstände bleiben wohl ungeklärt
Eine genaue Rekonstruktion der Todesumstände von Gadafi wird es damit wohl nie geben. Mittlerweile kursieren zahlreiche Geschichten, mehrere Kämpfer brüsten sich damit, dass sie es gewesen seien, die Gadafi erschossen haben. Fest steht Berichten zufolge, dass Gadafi mit einem Konvoi aus Sirte flüchten wollte, dass Jets der NATO den Konvoi unter Raketenbeschuss nahmen, Gadafi flüchten konnte und in der Folge verletzt aus einem Kanalrohr gezerrt wurde, in dem er versucht hatte, sich zu verstecken. Wenig später war er tot. Ein Vertreter des Übergangsrates sagte, es habe keine "Anweisung" gegeben, Gadafi zu töten, und er gehe nicht davon aus, dass die Kämpfer ihn absichtlich umbrachten.
Unklar ist mittlerweile allerdings, was mit Gadafis Sohn Saif al-Islam geschehen ist. Saif, der längere Zeit in Wien gelebt hatte, war am Donnerstag vom Nationalen Übergangsrat ebenfalls für tot erklärt worden. Am Freitag hieß es allerdings wieder, er sei von den Rebellen festgenommen worden (siehe Infobox). Anderen Meldungen zufolge soll er sich noch auf der Flucht befinden.
Erklärung zur "Befreiung" Libyens am Sonntag
Am Sonntag wird Libyen jedenfalls offiziell für "befreit" erklärt. Der Chef des Übergangsrates, Mustafa Abdel Jalil, wird das Ende der Diktatur in Bengasi verkünden, wo der Aufstand gegen Gadafi vor acht Monaten begonnen hatte. Auch der NATO-Einsatz läuft Ende des Monats aus, wie die Allianz am Freitag mitteilte. Ursprünglich war die Erklärung Jalils für Samstag geplant, der Übergangsrat verschob die Rede jedoch um einen Tag.
Die Erklärung soll den offiziellen Startschuss für die Demokratisierung des nordafrikanischen Landes geben. Dann soll binnen 30 Tagen eine neue Übergangsregierung gebildet werden. Acht Monate später soll dann ein Nationalkongress einberufen werden, um die Weichen für einen kompletten Neuanfang zu stellen.
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