Noch mehr Anschläge?
Geheimdienste rechnen 2016 mit Horrorszenario
"2015 war schwierig. Ich fürchte, 2016 wird schrecklich werden", zitiert die Nachrichtenagentur AFP einen anonymen Terrorexperten. Dieser drückt damit aus, was viele im Umfeld der europäischen Geheimdienste schon länger befürchten: Dieses Jahr könnte ein wahres Horrorszenario über Europa hereinbrechen. Wie die deutsche Zeitung "Die Welt" berichtet, liegt das vor allem an der "totalen Überforderung" jener Institutionen, die uns eigentlich vor Anschlägen schützen sollten.
"Wir waren noch nie zuvor mit einem vielgestaltigen Phänomen dieses Typus konfrontiert. Seit fünf Jahren ist die Palette potenzieller Täter um 150 Prozent angewachsen. Sie geht vom Islamistenveteran bis hin zum lebensmüden Studenten, der auf der Straße einen Juden mit Hackebeil anfällt. Wir schaffen es nicht mehr, die Masse der Informationen, die uns zugespielt wird, zu interpretieren. Und nicht nur uns geht es so: Einige von unseren Nachbarn, die Belgier beispielsweise, befinden sich in derselben Lage", zitierte etwa die französische "Libération" einen hochrangigen Beamten der Anti-Terror-Einheiten.
Ein weiterer Grund für steigende Gefahren sei die momentane Niederlagenserie der Terrormiliz Islamischer Staat in ihrem eigenen Machtbereich. "Je mehr der IS Boden in Syrien verliert, desto stärker wird er sich exportieren. Genau das ist auch mit Al-Kaida passiert", so ein Experte gegenüber der AFP.
Konkrete Kritik an belgischen Sicherheitskräften
Nach den Terroranschlägen von Brüssel stehen aber auch die belgischen Sicherheitsbehörden konkret im Visier der Kritik. So habe die Türkei das Land nach Angaben von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan bereits im Juli des Vorjahres vor einem der Attentäter gewarnt. Doch trotz des Hinweises, dass der Mann ein "ausländischer terroristischer Kämpfer" sei, sei er von den belgischen Behörden freigelassen worden. Belgiens Justizminister Koen Geens wies den Vorwurf der Fahrlässigkeit zurück.
EU-Kommissar Günther Oettinger kritisierte hingegen in der "Bild"-Zeitung vor allem den Zustand der belgischen Polizei in Brüssel: "Wir müssen klar die Mängel bei den belgischen Sicherheitsbehörden ansprechen. Es gibt allein in Brüssel mehrere verschiedene Polizeibehörden, die nicht ausreichend kooperieren. Das kann nicht so bleiben."
Sondertreffen der EU-Innenminister
Die für innere Sicherheit zuständigen EU-Minister kommen am Donnerstagnachmittag zu einem Sondertreffen in Brüssel zusammen. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker wies darauf hin, dass konkrete Vorschläge für mehr Sicherheit in Europa seit Monaten auf dem Tisch lägen. Ein ähnliches Sondertreffen hatte es auch nach den Anschlägen von Paris gegeben.
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