Ayatollah als Chef
Gewaltiges Firmenimperium herrscht über den Iran
Sechs Monate lang haben Reuters-Journalisten recherchiert, welche Reichtümer die Organisation Setad im Iran angesammelt hat. Heraus kam die schier unglaubliche Summe von rund 95 Milliarden US-Dollar, umgerechnet etwa 71 Milliarden Euro.
Setad besitzt laut Reuters in beinahe jedem Sektor der iranischen Wirtschaft Anteile - von der Finanzwelt über Ölgeschäfte bis zu Telekommunikation, aber auch Straußenfarmen und sogar die Produktion einer Anti-Baby-Pille zählen zu dem Imperium. Über die Hälfte des Werts zieht die Organisation aber aus Grundstücksgeschäften.
Beschlagnahmung, Auktionen, Erpressung
Dass Setad so groß wurde, soll nicht rechtens vonstatten gegangen sein: Das Eigentum Tausender Iraner sei beschlagnahmt und in die Organisation integriert worden, so Reuters. Betroffen seien bis heute religiöse Minderheiten, schiitische Muslime, aber auch Geschäftsleute und im Ausland lebende Iraner.
Viele Grundstücke habe Seti zudem vor iranischen Gerichten eingeklagt - mit der, teils falschen, Behauptung, sie seien verlassen. Setad verkaufe die Anwesen dann bei Auktionen oder erpresse die rechtmäßigen Besitzer, die sie weiter nutzen wollen, ergaben die Recherchen. Allein im Mai dieses Jahres habe Setad fast 300 Grundstücke zur Auktion freigegeben - viele davon seien Millionen Dollar wert.
Organisation quasi unangreifbar
Setad wurde 1989 vom ersten Führer des Iran, Ayatollah Ruhollah Khomeini, gegründet, um Ordnung in das Chaos rund um verlassene Grundstücke nach der Islamischen Revolution 1979 zu bringen. Eigentlich sollte die Organisation nur zwei Jahre bestehen und das Geld Armen und Kriegsveteranen zugute kommen.
Doch Setad habe sich inzwischen - vor allem durch Ayatollah Ali Khamenei - zu einem gewaltigen Wirtschaftsimperium gewandelt, so Reuters. Zwar betreibe Setad immer noch eine Wohltätigkeitsorganisation, doch wie viel Geld in diese fließe, sei unklar. Inzwischen sei Setad quasi unangreifbar, nachdem zahlreiche Gesetze und Gerichtsentscheide zugunsten der Organisation erstellt wurden.
USA sehen Vermögensversteck für das Regime
Im Juni verhängte das US-Finanzministerium Sanktionen gegen Setad und einige Tochterfirmen. Der Vorwurf: Die Organisation sei "ein massives Netzwerk von Firmen, hinter denen für die iranische Führung Vermögen versteckt wird". Setad hat die Vorwürfe zurückgewiesen, jedoch keine genauen Angaben gemacht.
Ob Khamenei persönlich an Geld von Setad kommt, ist trotz der Vorwürfe der USA unbekannt - klar ist aber laut Bericht, dass die Organisation dem Ayatollah zu noch mehr Macht verholfen hat.
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