Nach Museumsmassaker
IS-Terrorist kam auf Flüchtlingsschiff in die EU
Grundlage für die Festnahme sei ein von den tunesischen Behörden ausgestellter internationaler Haftbefehl gewesen, teilte die italienische Polizei mit. Das Innenministerium in Tunis gab an, dass zwei Marokkaner und ein Algerier "mit indirektem Zusammenhang" zu dem Anschlag gesucht würden - sie hätten "den Angreifern geholfen".
Verdacht auf Mord, Entführung und Terrorismus
Dem Verdächtigen Abdel Touil werden laut italienischer Polizei Mord, Entführung und Terrorismus vorgeworfen. Demnach kam er bereits im Februar mit einem Flüchtlingsboot illegal nach Italien und lebte mit seiner Mutter und zwei Brüdern nahe Mailand. Die Angehörigen halten sich laut Polizei rechtmäßig im Land auf, der Festgenommene hätte hingegen ausreisen sollen. Er habe Italien aber nie verlassen, sagte ein Bruder der Nachrichtenagentur Ansa.
Empörung bei Italiens rechten Parteien
Die Tatsache, dass der Verdächtige als Flüchtling ins Land kam, löste bei rechten Parteien in Italien am Mittwoch Empörung aus. "Libysche Geheimdienstberichte sagen, dass Boote mit Terroristen des Islamischen Staats kommen, jetzt wurde in meinem Mailand ein Nordafrikaner wegen Beteiligung an dem Massaker in Tunesien festgenommen", sagte der Chef der ausländerfeindlichen Lega Nord, Matteo Salvini. "Schließt die Grenzen, bevor es zu spät ist", forderte er.
Italien als "Drehscheibe für Terroristen"
Italiens Regierungschef Matteo Renzi dankte der Polizei für den Einsatz. Allerdings wurden Forderungen laut, er solle sich auch im Parlament äußern. Innenminister Angelino Alfano sah sich Rücktrittsforderungen ausgesetzt. Die rechte Politikerin Daniela Santanche aus der Partei Forza Italia des früheren Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi warf der Regierung vor, Italien zu einer "Drehscheibe für Terroristen" gemacht zu haben.
Insgesamt 24 Tote bei Museumsmassaker in Tunis
Zwei bewaffnete Männer hatten am 18. März das Nationalmuseum in Tunis angegriffen. Bei der Attacke wurden einschließlich der Attentäter insgesamt 23 Menschen - darunter zahlreiche Touristen - getötet, ein weiteres Opfer verstarb später im Krankenhaus. Zunächst hatten die Angreifer vor dem Gebäude auf die Touristen geschossen, später nahmen sie im Gebäude Geiseln. Erst nach mehreren Stunden wurden die beiden Bewaffneten erschossen.
Obwohl sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat zu dem Anschlag bekannte, macht die tunesische Regierung die mit dem rivalisierenden Al-Kaida-Netzwerk verbündete Brigade Okba Ibn Nafaa dafür verantwortlich. Deren Chef, den als Drahtzieher des Anschlags verdächtigten Algerier Lokmane Abou Sakhr, töteten tunesische Sicherheitskräfte nach eigenen Angaben am 29. März zusammen mit acht weiteren bewaffneten Kämpfern.
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