Nach Camp-Räumung
Idomeni-Flüchtlinge drängen jetzt nach Westeuropa
Die in dieser Woche stattgefundene Räumung des "Chaos-Camps" in Idomeni an der griechisch-mazedonischen Grenze könnte nun massive Folgen für den Grenzschutz in West- und Mitteleuropa haben. Denn wie Bulgarien am Sonntag bekannt gab, wurden am Wochenende bereits viele illegale Flüchtlinge an der Grenze zu Griechenland aufgegriffen. Schon bei der Räumung des Camps wurde von den Behörden in Idomeni festgestellt, dass Hunderte Flüchtlinge untertauchten, offenbar um in Eigenregie weiter nach Europa zu reisen.
Wie die Athener Tageszeitung "Kathimerini" berichtete, wurden bei der Räumung des Lagers in Idomeni lediglich 3700 der rund 8500 Migranten umgesiedelt, die sich zuletzt dort aufhielten.
Weil die Grenze zwischen Mazedonien und Griechenland aber geschlossen ist, steigt in Bulgarien jetzt die Furcht, dass Flüchtlinge über Bulgarien ihren Weg nach Westeuropa suchen könnten. Das Innenministerium entsandte daher Soldaten zur Unterstützung des Grenzschutzes. Dieses Wochenende musste man erstmals eingreifen.
96 Migranten verhaftet, 56 zurückgeschickt
56 Flüchtlinge seien laut der bulgarischen Nachrichtenagentur Focus versteckt in einem Güterzug in das Land eingereist und sofort wieder nach Griechenland zurückgeschickt worden. 96 weitere Migranten sollen zudem festgenommen worden sein. "In Europa gibt es keinen anderen Staat, der so schnell reagiert und Flüchtlinge zurückgeführt hat", lobte Regierungschef Boiko Borissow den Grenzschutz in der Region. Schlepper hätten den Migranten vorgelogen, dass die Fahrt nach Mazedonien gehe.
Regierungschef: "Wollen ein Zeichen setzen"
Anders als an der kürzeren EU-Außengrenze Bulgariens zur Türkei gibt es an der bulgarischen Grenze zum EU-Nachbarn Griechenland noch keine Schutzzäune. Die Regierung in Sofia ist aber bereit, bei Bedarf auch dort schnell Drahtzäune zu errichten. "Wir wollen ein Zeichen an die Flüchtlinge setzen, dass eine Reise über Bulgarien sinnlos ist", so Borissow.
Weiter Zehntausende in Griechenland gestrandet
Immer mehr Staaten entlang der Balkanroute haben seit Jahresanfang ihre Grenzen geschlossen. Griechenland war bisher für viele Flüchtlinge der Haupteintrittspunkt nach Europa. Mit dem EU-Türkei-Abkommen haben die Ankünfte zwar abgenommen, Zehntausende Flüchtlinge befinden sich aber weiter auf griechischem Boden.
Migranten verweigern staatliche Aufnahmelager
Am Wochenende ließen sich einige Flüchtlinge nur wenige Kilometer von Idomeni entfernt in einem improvisierten Lager nieder. Sie zogen eine Art Plateau im Freien den staatlichen Unterkünften in ausrangierten Industriegebäuden und Kasernen vor, berichtete die Athener Tageszeitung "Kathimerini". Viele der Lagerbewohner hatten sich bereits vor einer Woche bei der Ankündigung der Räumung aus Idomeni davongemacht, um nicht in staatliche Aufnahmelager gebracht zu werden.
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