Gewalt in Nahost

Israel: Drei Tote bei Angriff auf Busbahnhof

Ausland
19.10.2015 10:49
Bei einem Angriff in einem Busbahnhof der südisraelischen Stadt Bersheba sind am Sonntag drei Menschen getötet worden. Bei den Opfern handelte es sich um den Attentäter, einen Soldaten und einen Mann, der irrtümlich für einen weiteren Angreifer gehalten und ebenfalls erschossen wurde. Elf weitere Menschen - vier Soldaten und sieben Zivilisten - seien verletzt worden, teilte die Armee mit.

Laut Polizeiangaben verschaffte sich der bewaffnete Attentäter trotz erhöhter Sicherheitsmaßnahmen Zugang zum Busbahnhof. Dort habe er sich zusätzlich das Gewehr eines Soldaten geschnappt. Nach einem Feuergefecht mit Sicherheitskräften sei er erschossen worden, als er flüchten wollte. Auch ein Soldat kam nach Armeeangaben ums Leben. Ein zunächst als zweiter Attentäter verdächtiger Mann aus Eritrea sei von einem Wachmann angeschossen worden, teilte die israelische Polizei am Abend weiter mit. Der Zeitung "Haaretz" zufolge starb er an seinen Verletzungen.

Zuvor waren am Samstag bei einer neuen Serie von Messerangriffen auf Israelis in Jerusalem und in Hebron im Westjordanland vier Palästinenser getötet und ein weiterer schwer verletzt worden. Zwei Soldaten erlitten leichte Verletzungen. Nach Angaben des israelischen Rundfunks waren die Angreifer im Alter von 16 bis 18 Jahren. Unter den Tätern war auch eine Frau, die eine israelische Polizistin mit einem Messer angriff und leicht verletzte. Die Beamtin erschoss die jugendliche Angreiferin mit ihrer Waffe.

Israelische Polizisten patrouillieren entlang der derzeit in Bau befindlichen Mauer in Jerusalem. (Bild: AP)
Israelische Polizisten patrouillieren entlang der derzeit in Bau befindlichen Mauer in Jerusalem.

Polizei baut Mauer in Ostjerusalem
Angesichts der jüngsten Gewalteskalation begann die israelische Polizei in Ostjerusalem am Sonntag mit dem Bau einer weiteren Mauer, mit deren Hilfe arabische und jüdische Viertel voneinander getrennt werden. Das arabische Viertel Issawijeh solle eingezäunt und damit de facto zu einer Enklave in Jerusalem werden, berichtete der israelische Rundfunk am Montag.

Teil des Plans sei eine 1,5 Kilometer lange und neun Meter hohe Mauer, deren Baukosten auf umgerechnet 4,6 Millionen Euro geschätzt werden. Die Mauer solle verhindern, dass Palästinenser aus Issawijeh Steine und Brandflaschen auf Autos werfen, die auf einer nahe gelegenen Straße zwischen Jerusalem und der Siedlerstadt Maale Adumim unterwegs sind.

Tausende Israelis beantragen Waffenschein
Während die Behörden Mauern bauen, decken sich offenbar immer mehr Israelis mit Waffen ein. Wie der israelische Armeesender Galei Zahal am Montag berichtete, steigt die Zahl der Anträge für einen Waffenschein. Polizeiminister Gilad Erdan hatte wegen der vielen Anschläge angekündigt, er wolle den Prozess zum Erwerb eines Waffenscheins erleichtern und beschleunigen.

Das zuständige Ministerium für Öffentliche Sicherheit sei allerdings nicht in der Lage, den Tausenden Anträgen nachzukommen, berichtete der Sender. Das Telefonzentrum der Behörde sei zusammengebrochen, daher könnten derzeit auch keine neuen Waffenscheine ausgestellt werden.

Tempelberg: Israel lehnt internationale Aufsicht ab
Ungeachtet der andauernden Spannungen um den Tempelberg lehnt Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu eine internationale Aufsicht des Plateaus in Jerusalem ab. Der Streit um die für Juden wie Muslime heilige Stätte gilt als Mitauslöser der jüngsten Serie der Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern. Ein Entwurf Frankreichs für eine Resolution des UNO-Sicherheitsrats sieht nach Medienberichten vor, internationale Beobachter auf den Tempelberg zu entsenden. Diese sollten mögliche Verstöße gegen den Status quo melden.

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