Alles nur Betrug?

Japan: Rätsel um verschwundene Hundertjährige

Ausland
12.08.2010 10:22
Das massenhafte Verschwinden von 100-Jährigen gibt den Behörden in Japan Rätsel auf - landesweit gelten nach einer amtlichen Suchaktion fast 200 Menschen dieser Altersgruppe als vermisst. Allein in der Stadt Kobe im Westen des Landes sei der Verbleib von 105 der insgesamt 847 Menschen, die älter als 100 sind, ungeklärt, sagte ein Vertreter der Stadt. Hinter dem mysteriösen Verschwinden wird häufig schlichter Pensionsbetrug vermutet.

Japan gilt aufgrund der überdurchschnittlich hohen Lebenserwartung als "Land der Hundertjährigen", dementsprechend groß ist nun die Aufregung über das massenhafte Verschwinden von Landesältesten. Der Stein kam ins Rollen, als die Behörden in Tokio Ende Juli mit den Vorbereitungen für die Ehrung des ältesten Bürgers der Stadt begannen. Dabei flog auf, dass ein vermeintlich 111 Jahre alter Mann in Wahrheit bereits vor 32 Jahren gestorben war - die Pension aber weiterhin überwiesen wurde. 

Eine Woche darauf musste auch die älteste Bürgerin Tokios mit 113 Jahren auf die Vermisstenliste gesetzt werden. Die 79-jährige Tochter der Frau erklärte den Beamten, ihre Mutter lebe bei ihrem entfremdeten Bruder außerhalb der Metropole, doch unter der angegebenen Adresse fanden die Stadtmitarbeiter nur ein unbebautes Grundstück. Auch in diesem Fall wird nun vermutet, dass die Angehörigen ungerechtfertigt Zahlungen des Staates einstreifen.

Datenskandal um staatliches Pensionssystem
Nun starteten die Behörden eine landesweite Aktion, um den Verbleib der ältesten Bürger des Landes zu erforschen. Erschwert wird dies allerdings dadurch, dass im Jahr 2007 Millionen Datensätze aus dem Pensionssystem verschwunden sind. 

Dadurch haben die Beamten in vielen Fällen keine genauen Angaben darüber, wie alt jene Menschen sind, die Zahlungen vom Staat beziehen. Wie der nun aufgedeckte Skandal zeigt, haben sich das viele Menschen offenbar zum Vorteil gemacht.

40.000 Hundertjährige in Japan
Japan ist weltweit bekannt für seine extrem hohe Lebenserwartung. Im September 2009 gab es nach Angaben der Behörden im ganzen Land rund 40.000 Menschen, die älter als 100 Jahre waren. Mittlerweile sind der Regierung gar die traditionellen Geschenke für 100-Jährige zu teuer geworden. Um Kosten zu senken, darf der zum Ehrentag verschenkte Silberpokal künftig nur noch einen Durchmesser von neun statt 10,5 Zentimetern haben. 

Alleine im letzten Jahrzehnt hat sich die Anzahl dieses Personenkreises verdreifacht. Wie viele der über 100-jährigen Senioren allerdings tatsächlich noch leben, muss nun in mühsamer Kleinstarbeit erst herausgefunden werden...

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