Zu nah an Vulkan
Japanisches Atomkraftwerk als tickende Zeitbombe
Nach den schrecklichen Ereignissen in Fukushima im März 2011 sind in Japan alle 48 Meiler stillgelegt worden. Inzwischen hat die Atomaufsicht neue Sicherheitsrichtlinien für die Wiederinbetriebnahme geschaffen, denen zufolge das AKW Sendai als sicher eingestuft wird. Um Japan von teuren Energieimporten unabhängiger zu machen, drängt die Regierung auf ein baldiges Wiederanfahren, was jedoch nicht vor Dezember der Fall sein wird.
Nun hat sich der Vulkanologe Toshitsugu Fujii von der Universität Tokio mit ernsthaften Bedenken zu Wort gemeldet. Seiner Ansicht nach sind die beiden Meiler in Sendai bei einem Vulkanausbruch alles andere als sicher. Andere Experten hatten zuvor berechnet, dass in den nächsten 30 Jahren - das entspricht der Lebensdauer der Reaktoren - keine heftigen Ausbrüche zu erwarten sind.
Vulkanausbrüche nicht über Jahrzehnte vorhersehbar
Laut Toshitsugu Fujii sind solche Prognosen aber fast unmöglich. Man könne Eruptionen nur Stunden oder maximal Tage vorhersehen, nicht aber über Jahrzehnte. Ein völlig überraschender Ausbruch des Vulkans Ontake in Zentraljapan am 27. September hat diese These bestätigt und den Bedenken neue Nahrung geliefert. Der Vulkanologe warnt auch vor pyroplastischen Strömen, die sich über weit mehr als 100 Kilometer ausbreiten können und sich sogar auf Tokio auswirken könnten.
In Sendai sind die Reaktoren aber nur etwa 40 Kilometer von den Vulkanen entfernt. Durch den auf Ausbrüche folgenden Ascheregen könnte die Anlage von der Außenwelt abgeschnitten werden. AKW-Betreiber Kyushu Electric Power Co. hat versprochen, ein Überwachungssystem zu installieren, das alle kritischen Vulkanaktivitäten rechtzeitig erkennt. Auch für sichere Fluchtwege aus der Region soll gesorgt werden.
Eine Katastrophe von ähnlichem Ausmaß wie jene in Fukushima ereigne sich statistisch gesehen nur alle 10.000 Jahre, laut Vulkanologe Fujii sei das aber keine Garantie. "Wissenschaftlich gesehen sind die Reaktoren in Sendai nicht sicher. Wenn sie wieder hochgefahren werden, geschieht das ausschließlich aus politischen Gründen, das muss man ganz ehrlich sagen."
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