Explodierende Kosten
“Jeder Flüchtling kostet uns mehr als 450.000 €”
Hans-Werner Sinn, Chef des Münchner Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, malt ein düsteres Bild über die Folgekosten der Flüchtlingskrise. Nach Berechnungen eines Freiburger Finanzwissenschaftlers würden mindestens 450 Milliarden Euro auf den deutschen Sozialstaat zukommen. "Das sind pro Kopf 450.000 Euro", erklärt Sinn, wenn man mit einer Million Flüchtlingen kalkuliere. In Wahrheit seien aber noch viel höhere Kosten zu erwarten.
Der Freiburger Experte Bernd Raffelhüschen hatte berechnet, dass eine Million Flüchtlinge über ihr gesamtes Leben gerechnet 450 Milliarden Euro weniger in den deutschen Sozialstaat einzahlen würden als sie diesem entnehmen. Sinn kontert allerdings, dass dies nur dann gelte, wenn jeder Asylwerber auch möglichst rasch in den Arbeitsmarkt integriert würde - was allerdings zu bezweifeln sei.
Problem der zu geringen Bildung
Ein grundlegendes Problem dabei sei nämlich, dass die ankommenden Flüchtlinge zu schlecht ausgebildet seien. "Das ist das Fundamentalproblem von Immigration aus ökonomischer Sicht", sagt Sinn: "Kommen die Richtigen?" Das bezweifle er. Schon bisher sei die mangelnde Qualifikation der Migranten das größte Problem gewesen, auch wenn dazu immer wieder andere Zahlen herumschwirren würden: "Man darf sich die Dinge nicht schönrechnen." Während der Ausländeranteil in Deutschland 7,3 Prozent betrage, würden Migranten 25 Prozent der Sozialhilfe- und 18 Prozent der Hartz-IV-Empfänger ausmachen. Alleine daraus sei schon zu sehen, dass Zuwanderer dem Staat oft mehr kosten als nutzen würden.
Neue Arbeitskräfte würde das Land allerdings durchaus vertragen, allein aufgrund der Überalterung der Gesellschaft. Das grundlegende Problem sei derzeit aber, dass sehr viele Ankommende zumindest temporäres Aufenthaltsrecht erhielten - nämlich knapp 50 Prozent. Selbst für die andere Hälfte würde aber gelten: "Wer drin ist, ist drin." Es sei schwer, "sie wieder loszuwerden", so Sinn.
Ifo-Chef lobt Österreich als Vorbild
Auch daher hätte eine effektive Kontrolle der Grenzen im Schengenraum oberste Priorität. Falls dies nicht umsetzbar sei - und Sinn zeigt sich skeptisch bezüglich einer "gesamteuropäischen Lösung" -, müsse man ernsthaft überlegen, dem österreichischen Vorbild zu folgen und die nationalen Grenzen effektiver zu kontrollieren. "Horrorzahlen" über angebliche Kosten dieser Vorgehensweise durch Handelsbeeinträchtigungen und Staus hält er dabei für völlig überbewertet.
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