Rebellen rücken vor

Jemen: Präsident geflohen, Palast geplündert

Ausland
25.03.2015 20:58
Begleitet von Spekulationen um den Verbleib des jemenitischen Präsidenten Abd Rabbo Mansour Hadi sind die schiitischen Houthi-Rebellen am Mittwoch auf dessen Hochburg Aden im Süden des Landes vorgerückt. Hadis Privatsekretär und Neffe Mohammed Hadi Mansour sagte zuletzt, der Staatschef halte sich im dortigen Präsidentensitz auf, der zuvor aus der Luft angegriffen worden war. US-Angaben zufolge soll Hadi den mittlerweile geplünderten Palast in Aden bereits verlassen haben.

Am Mittwoch war aus jemenitischen Sicherheitskreisen verlautbart worden, dass ein Kampfflugzeug "drei Raketen" auf den Präsidentensitz in Aden gefeuert und die Luftabwehr eingegriffen habe. Über dem Gebiet seien Rauchschwaden zu sehen, sagten Augenzeugen. Die Houthi-Rebellen brachten zudem nach eigenen Angaben den Verteidigungsminister des Landes in ihre Gewalt. Mahmoud al-Subaihi sei in der Stadt Huta gefasst worden, teilte der Sprecher der schiitischen Rebellen, Mohammed Abdulsalam, im Fernsehsender der Miliz mit.

Jemens Übergangsaußenminister Rijad Jassin bestritt ursprüngliche Berichte, wonach Hadi den Jemen verlassen habe. Ein Mitarbeiter des Staatschefs sagte, Hadi befinde sich an einem "sicheren Ort" in Aden. Der Neffe gab schließlich an, der Präsident halte sich in seinem dortigen Dienstsitz auf. Das US-Außenamt teilte hingegen mit, es habe ein Telefonat mit Hadi stattgefunden - nicht in seinem Präsidentensitz. Angaben zum Aufenthaltsort wurden aber nicht gemacht. Der Jemen ist einer der engsten US-Verbündeten in der Region.

Houthi-Rebellen 2015 bei einer Kundgebung im Jemen (Bild: APA/EPA/YAHYA ARHAB)
Houthi-Rebellen 2015 bei einer Kundgebung im Jemen

Hadis Truppen weiter in Defensive
Erst vor wenigen Wochen hatte Hadi aus Sanaa in den Südjemen fliehen müssen, nachdem die Aufständischen die Kontrolle in der Hauptstadt übernommen hatten. Vor wenigen Tagen begannen die Houthis mit einem Vormarsch in Richtung Süden. Am Mittwoch errangen die Rebellen dann mit der Eroberung des Luftwaffenstützpunktes Al-Anad einen weiteren wichtigen militärischen Sieg.

Anrainer in der Nähe der Luftwaffenbasis berichteten, Houthi-Kämpfer hätten den Stützpunkt überrannt. Damit gerieten die Truppen Hadis, eines Verbündeten der USA, weiter in die Defensive. Beobachter nehmen an, dass die Regierungstruppen jetzt eine Reihe von Kampfflugzeugen nicht mehr einsetzen können.

USA zogen Militärpersonal ab
Von dem Luftwaffenstützpunkt hatten die USA in der vergangenen Woche ihr dort stationiertes Personal abgezogen. Al-Anad liegt in der Provinz Lahj. In Lahj waren in der vergangenen Woche bei Kämpfen zwischen jemenitischen Sicherheitskräften und bewaffneten Kämpfern des Terrornetzwerks Al-Kaida sowie Unabhängigkeitsgruppierungen Dutzende Menschen getötet worden.

Außenminister Jassin sprach sich dafür aus, die Einnahme Adens durch die Rebellen durch eine "dringende Militärintervention" zu verhindern. Dies werde er beim Jahrestreffen der Arabischen Liga im ägyptischen Sharm El-Sheikh am kommenden Wochenende vortragen. Es drohe ein "Bürgerkrieg".

Präsident bat UN-Sicherheitsrat um Hilfe
Präsident Hadi hatte den UNO-Sicherheitsrat am Dienstag um Hilfe im Konflikt mit den Houthi-Rebellen gebeten. In einem Brief forderte er das UNO-Gremium zur Verabschiedung einer bindenden Resolution auf, mit der das Vorrücken der schiitischen Miliz auf die Hafenstadt Aden gestoppt werden soll.

In dem Land herrschen politisches Chaos und Gewalt. Die aus dem Norden stammenden Houthi-Rebellen waren seit dem Sommer auf Sanaa vorgerückt, im Jänner gewannen sie mit der Einnahme des Präsidentenpalasts die Kontrolle über die Hauptstadt. Die Arabische Liga befasst sich am Donnerstag auf Vorschlag der jemenitischen Regierung auf Ministerebene mit einer möglichen Militärintervention im Jemen.

Saudi-Arabien mobilisiert Truppen
Die schiitischen Houthi-Rebellen sind auch der saudischen Staatsführung ein Dorn im Auge. Die Regierung in Riad hat ihre Truppen in dieser Woche im Süden Saudi-Arabiens mobilisiert und beäugt skeptisch die Houthis, die an der jemenitisch-saudischen Grenze wohl auf Zuruf Teherans als verlängerter Arm des Iran provozieren.

Auch wenn dies die iranische Führung offiziell dementiert, rechnen Experten damit, dass Teheran - wie bereits seit 2011 im Irak, in Syrien und im Libanon - die schiitischen Kräfte im Jemen tatkräftig unterstützt. Seit März gibt es mehrere Flugverbindungen zwischen dem Iran und dem Jemen, wie die staatliche jemenitische Fluglinie Yemenia bestätigte. Diese werden von der iranischen Fluggesellschaft Mahan Air durchgeführt.

Iran soll Houthis mit Geld und Know-how unterstützen
Die arabischen Golfstaaten werfen dem Iran schon länger vor, den Houthis Know-how geliefert und "Beobachtungspersonal" nach Sanaa entsandt zu haben, um die Schiiten zu stärken und die Sunniten zurückzudrängen. Auch Hilfsgelder sollen bereits von der iranischen Regierung an die Houthis überwiesen worden sein.

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