Skandal ausgeweitet

Jetzt schon 230.000 100-Jährige in Japan “vermisst”

Ausland
10.09.2010 16:27
In Japan haben die Behörden bei landesweiten Nachforschungen mehr als 230.000 im Melderegister gelistete Über-Hundertjährige entdeckt, die unauffindbar sind. Auslöser der Nachforschungen waren mehrere in jüngster Zeit bekannt gewordene Fälle, bei denen Familien den Tod ihrer Angehörigen über Jahrzehnte verschleiert hatten, um deren Pension zu kassieren.

Viele der Vermissten könnten bereits im Zweiten Weltkrieg oder während der Nachkriegswirren gestorben sein, teilte das Justizministerium am Freitag mit. Andere seien womöglich ausgewandert, ohne dass ihr Status im Register angepasst worden sei. Unter anderem hatten Beamte in Tokio die mumifizierte Leiche eines Mannes entdeckt, dem sie eigentlich zum 111. Geburtstag gratulieren wollten - er lag bereits seit 30 Jahren tot auf seinem Bett. 

In einem anderen Fall hatte ein Mann seit mehr als einem Jahrzehnt die Leiche seiner Mutter versteckt, die in diesem Jahr angeblich ihren 104. Geburtstag feierte - in einem Rucksack (siehe Infobox). In vielen Fällen bekamen die Angehörigen die Pension der Verstorbenen weiter.

Auch jetzt noch 77.000 120-Jährige
Laut Justizministerium führen die Melderegister immer noch mehr als 77.000 Menschen, die heute mindestens 120 Jahre alt wären, sowie fast Tausend angeblich über 150-Jährige. Die Regierung wies die lokalen Behörden nun an, die Namen von allen über 120-Jährigen aus dem Register zu löschen, die verschollen sind.

Nach Angaben des Justizministeriums haben die neuen Erkenntnisse kaum Auswirkung auf die Statistiken zur Lebenserwartung der japanischen Bevölkerung. Diese Zahlen basierten auf separaten Daten, die im Zuge nationaler Volkszählungen durch Hausbesuche erhoben würden.

Im Juli hatte das Gesundheitsministerium die Lebenserwartung für Frauen auf 86,44 Jahre beziffert, bei Männern liegt sie demnach bei 79,59 Jahren - dies ist Weltrekord.

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