Kaczynski-Absturz

Mitschnitt aus dem Cockpit enthüllt tödliche Fehler

Ausland
22.05.2010 11:20
Neue Details im Absturz-Drama um Polens Präsidenten Lech Kaczynski: Die Ermittler haben die Daten des Sprachrekorders ausgewertet, der die Kommunikation im Cockpit aufzeichnet. Demnach beging der offenbar völlig überforderte Navigations-Offizier einen tödlichen Fehler. Neuigkeiten gibt es auch zur mysteriösen Stimme eines Passagiers, der den Piloten möglicherweise die verhängnisvolle Landung befahl.

Lange war über die Unglücksursache der Tupolew spekuliert worden, in der Polens Präsident Kaczynski nahe der russischen Stadt Smolensk zu Tode kam - jetzt haben die Ermittler offenbar Gewissheit. Wie "Spiegel Online" berichtet, steht für die Experten nach Auswertung der Cockpit-Gespräche fest, dass ein Fehler des Navigations-Offiziers das Unglück ausgelöst hat.

Nachdem sich der Pilot trotz der Warnungen aus dem Tower dazu entschieden hatte, die Landung bei widrigen Sichtbedingungen durchzuführen, programmierte er den Autopilot auf eine Sinkgeschwindigkeit von vier Metern pro Sekunde. Eine offenbar korrekte Handlung. Doch dann verwirrten die Instrumente den Navigations-Offizier.

Navigations-Offizier gab tödliche Anweisung
In der Angst, die Piste zu verpassen, rät er dem Piloten, die Sinkgeschwindigkeit zu verdoppeln. Im rasanten Sinkflug nähert sich der Jet dem Boden. Die verunsicherte Cockpit-Crew versucht derweil, aus dem Fenster heraus den Boden zu erspähen. Währenddessen schlägt das automatische Höhen-Warnsystem an. Die Computerstimme befiehlt den Piloten unüberhörbar "Pull up, pull up!", damit diese die Maschine sofort wieder hochziehen. Doch die Crew misstraut der Technik. Wenig später streift der Jet eine zehn Meter hohe Birke und zerschellt in einem Waldstück. 

Wie die Ermittler bestätigten, ist kurz vor dem Crash die Stimme eines Passagiers zu hören. Mittlerweile scheint klar zu sein, dass es sich um Andrzej Blasik handelt, den Chef der polnischen Luftwaffe. Allerdings wurde diese Annahme noch nicht offiziell bestätigt. Ob Blasik den tödlichen Befehl gab, trotz der völlig unzureichenden Sichtverhältnisse zu landen, ist ebenfalls unklar. Seine Stimme ist angeblich nur sehr leise zu hören.

Crew war offenbar nur unzureichend geschult
Wieso der Navigations-Offizier dem Piloten die falsche Sink-Anweisung gab, ist noch unklar. Fest steht nur, dass die gesamte Crew offenbar wenig Erfahrung mit der Tupolew Tu-154 hatte. So hatte der Navigationsoffizier angeblich erst 30 Flugstunden auf diesem Typ absolviert.

Unterdessen gehen die Ermittlungen unvermindert weiter. Mittlerweile haben die Experten die in dem Waldstück verstreuten Wrackteile des Flugzeugs eingesammelt und wie ein Puzzle wieder zusammengefügt (siehe Bild). Wann das Rätsel um den Absturz endgültig gelöst werden kann, steht allerdings noch in den Sternen.
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