Kämpfe in Donezk

Ukraine: Erste Todesopfer nach Luftangriffen

Ausland
06.08.2014 21:56
Die ukrainische Armee ist am Dienstag auf die östliche Rebellenhochburg Donezk vorgerückt. In dem westlichen Vorort Petrowski habe es "heftige Kämpfe" zwischen Soldaten und Aufständischen gegeben, teilte das Bürgermeisteramt mit. In der Nacht zum Mittwoch griff die ukrainische Luftwaffe erstmals die Rebellenhochburg Donezk an, nun wurden erste Todesopfer vermeldet.

Bei den Attacken auf Stellungen der Aufständischen starben mindestens drei Zivilisten, wie der Stadtrat am Mittwoch mitteilte. Bei ihrer Offensive zur Rückeroberung der Stadt hatten sich die Regierungstruppen bereits am Dienstag in einem Vorort Gefechte mit den prorussischen Separatisten geliefert.

Eine AFP-Reporterin berichtete am Dienstagvormittag von Kämpfen zwischen der Armee und Aufständischen in dem südwestlichen Vorort Mariinka. Dort waren regelmäßig Explosionen zu hören, Rauchsäulen stiegen auf. Bei nächtlichen Mörserangriffen wurde ein Elektrizitätswerk in der Nähe von Mariinka beschädigt. In der ostukrainischen Stadt Gorlowka berichteten die Behörden von einer steigenden Anzahl von Toten. In mehreren Vierteln sei die Gas- und Wasserversorgung ausgefallen, heißt es.

Einsatz von Phosphorbomben?
Unterdessen warf Moskau der ukrainischen Führung erneut den Einsatz von Phosphorbomben gegen Zivilisten vor. "Eine Bodenprobe hat ergeben, dass die Armee in der Nähe von Slawjansk die verbotenen Brandgeschosse verwendet hat", sagte der Sprecher der russischen Ermittlungsbehörde, Wladimir Markin, am Mittwoch Interfax zufolge in Moskau.

Der Einsatz sei ein klarer Verstoß gegen das Genfer Abkommen und ein "Kriegsverbrechen". Die russischen Behörden bezogen sich auch auf Berichte ukrainischer Flüchtlinge. Die prowestliche Führung in Kiew hatte die Vorwürfe wiederholt als "Verleumdung" zurückgewiesen.

Kiew will Separatisten-Zugang zu russischer Grenze kappen
Seit Wochen versucht die ukrainische Armee, die Rebellen aus ihren Hochburgen Donezk und Lugansk zu vertreiben. Zwar gelang es der Armee, Slawjansk, Mariupol und andere kleinere Städte zurückzuerobern, doch geriet die Offensive angesichts der heftigen Gegenwehr der Rebellen immer wieder ins Stocken. Die bisherige Strategie in Donezk besteht darin, die Separatisten zu isolieren, bis ihre Ressourcen aufgebraucht sind. Außerdem sollen sie von der russischen Grenze abgeschnitten werden.

Die Aufständischen in Donezk warnten die Armee vor einer Offensive. "Die Erstürmung steht unmittelbar bevor, aber wir sind gut darauf vorbereitet", sagte Separatistenführer Sergej Kawtaradse. Immer mehr Frauen und Kinder würden Donezk durch einen Fluchtkorridor verlassen.

Kiew wirft Russland vor, die Separatisten mit Waffen und Kämpfern zu unterstützen. Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko versicherte am Dienstag, dass die Soldaten alles tun würden, um die Verluste so gering wie möglich zu halten. Das gelte "sowohl für die Bevölkerung als auch für die Soldaten". Nach UNO-Angaben wurden in dem monatelangen Konflikt bisher mehr als 1.100 Menschen getötet und mehr als 3.400 verletzt.

Geisterstadt Donezk, Dreiviertelmillion auf der Flucht
Aus Donezk ist ein Großteil der Zivilbevölkerung aus Angst vor den Kämpfen geflohen. Die Straßen sind nahezu menschenleer, die meisten Geschäfte geschlossen. Dutzende Fahrzeuge, in denen vor allem ältere Menschen saßen, verließen die Stadt, wie AFP-Reporter beobachteten.

Rund 730.000 Menschen sind nach UNO-Angaben seit Jahresbeginn vor den Kämpfen in der Ostukraine nach Russland geflohen. Außerdem gebe es in der Ukraine 117.000 Vertriebene, teilte das UNHCR am Dienstag mit. Pro Tag wachse die Zahl der Vertriebenen um etwa 1.200 an.

Zu gefährlich: MH17-Bergungseinsatz vorerst gestoppt
Wegen der anhaltenden Kämpfe im Gebiet des Absturzes der Malaysia-Airlines-Maschine mit der Flugnummer MH17 wird die Mission zur Bergung sterblicher Überreste und persönlicher Gegenständen zunächst eingestellt. Das teilte der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte Mittwochabend in Den Haag mit.

Der Einsatz sei für die rund 100 Kräfte aus den Niederlanden, Australien und Malaysia zu gefährlich geworden, sagte Rutte. Sie solle fortgesetzt werden, wenn die Sicherheitslage dies ermögliche. Bisher wurden 228 Särge mit Opfern des mutmaßlichen Abschusses der malaysischen Passagiermaschine am 17. Juli in die Niederlande geflogen. Dort laufen die zentralen Ermittlungen zur Katastrophe, weil die weitaus meisten der insgesamt 298 Toten Niederländer waren.

Polen warnt vor russischer Invasion
Nicht nur in der Ukraine, sondern auch im Nachbarland Polen beobachtet man das Verhalten Russlands mit Sorge. Nach Darstellung der Regierung in Warschau zieht Moskau Truppen an der Grenze zur Ukraine zusammen und bereitet damit möglicherweise eine Invasion vor. Die russische Armee habe ihre Gefechtsbereitschaft in der Region wiederhergestellt, sagte Außenminister Radoslaw Sikorski am Dienstagabend.

Mehrere russische Bataillone stünden bereit, so Sikorski. Diese sollten "Druck ausüben. Oder einmarschieren." Auf die Frage eines TV-Senders, welche der beiden Möglichkeiten er für wahrscheinlicher halte, sagte der Minister kryptisch: "Wir werden sehen. Wir werden es sehr bald wissen."

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