"Ich töte sie"

Köln: Drohbotschaften bei Verdächtigen entdeckt

Ausland
08.01.2016 17:56

"Ich will fucken", "Ich töte sie", "Große Brüste": Einen gelben Zettel mit diesen und ähnlichen erschreckenden Formulierungen haben Kölner Polizisten nach den sexuellen Übergriffen auf Frauen in der Silvesternacht bei zwei Verdächtigen gefunden. Mittlerweile gingen bereits mehr als 170 Anzeigen ein. Der Kölner Polizeipräsident muss nun seinen Sessel räumen, er wird in den vorzeitigen Ruhestand versetzt.

Bei den mutmaßlichen Trickdieben, die in der Nähe des Hauptbahnhofes angehalten wurden, handle es sich laut Polizei um einen 16-Jährigen und einen 23-Jährigen aus Marokko bzw. Tunesien. Bei ihnen seien Handys sichergestellt worden, nach Angaben von WDR und "Kölner Stadt-Anzeiger" zeigen Videos darauf Ausschreitungen und Übergriffe auf Frauen.

Außerdem sei ein Zettel mit arabisch-deutschen Übersetzungen von sexistischen Begriffen sichergestellt worden. Darauf stand etwa "Ich will dich küssen" und "Ich scherze mit Ihnen". Die Bild-Zeitung hat den Zettel veröffentlicht. Polizei und Staatsanwaltschaft wollten dies nicht kommentieren. Mittlerweile seien die beiden Nordafrikaner wieder auf freiem Fuß, der Tatverdacht gegen sie habe sich nicht erhärtet, teilte die Staatsanwaltschaft am Freitagnachmittag mit.

Laut einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Spiegel" konnte die Polizei mittlerweile auch einige in der Silvesternacht gestohlene Mobiltelefone orten. "In manchen Fällen führte deren Spur in Flüchtlingsheime oder deren unmittelbares Umfeld", heißt es in dem Bericht.

Zahl der Anzeigen auf mehr als 170 gestiegen
Laut Polizei stieg die Zahl der Anzeigen inzwischen auf mehr als 170, drei Viertel davon haben einen sexuellen Hintergrund. Der "Spiegel" hatte zuvor über einen Anstieg auf 200 Anzeigen berichtet. Der Polizei liegen 350 Stunden Videomaterial vor, rund 250 verschiedene Daten müssten ausgewertet werden, hieß es. Die bisher 80-köpfige Ermittlungsgruppe "Neujahr" wurde auf 100 Beamte aufgestockt.

Laut dem Innenministerium handelt es sich bei zwei Dritteln der von der Bundespolizei in der Kölner Silvesternacht festgestellten Tatverdächtigen um Asylwerber. Die Bundespolizei habe 31 Verdächtige namentlich identifizieren können, sagte ein Ministeriumssprecher. Unter ihnen seien 18 Asylwerber, deren Nationalität allerdings nicht aufgeschlüsselt wurde.

Insgesamt seien unter den Verdächtigen neun Algerier, acht Marokkaner, vier Syrer, fünf Iraner, ein Iraker, ein Serbe, ein US-Amerikaner und zwei Deutsche. Ihnen werde vorgeworfen, Diebstähle und Körperverletzungen begangen zu haben. Es seien auch drei Anzeigen wegen sexueller Delikte bei der Bundespolizei eingegangen, dazu hätten aber bisher keine Verdächtigen ermittelt werden können.

Polizeipräsident in Ruhestand versetzt
Kölns Polizeipräsident Wolfgang Albers muss indes seinen Sessel räumen, wie der Innenminister von Nordrhein-Westfalen, Ralf Jäger, am Freitagnachmittag verkündete. "Ich habe heute dem Polizeipräsidenten in einem persönlich Gespräch mitgeteilt, dass ich ihn in den einstweiligen Ruhestand versetze. Meine Entscheidung ist jetzt notwendig, um das Vertrauen der Öffentlichkeit und die Handlungsfähigkeit der Kölner Polizei zurückzugewinnen", so Jäger.

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker hatte sich zuvor in einer Pressemitteilung von Albers distanziert: "Die mir geschilderten Fakten gaben nicht das vollständige Bild der Einsatznacht wieder. Mit meinem heutigen Kenntnisstand ist das Vertrauensverhältnis zur Kölner Polizeiführung erheblich erschüttert." Der 60-Jährige war seit Tagen wegen des undurchsichtigen Informationsflusses in der Kritik gestanden. Die Exekutive hatte die Öffentlichkeit erst zwei Tage nach Silvester erstmals über die Übergriffe informiert. Am Neujahrstag war die Stimmung zu Silvester sogar noch als "friedlich" bezeichnet worden.

Jäger machte am Freitag deutlich, dass die Vorfälle aus der Silvesternacht vollständig aufgeklärt werden müssten. "Die Kölner Polizei muss jetzt herausfinden, was genau passiert ist und wer die Täter sind. Daran wird weiterhin mit Hochdruck gearbeitet." Am kommenden Montag wollen die Behörden die Öffentlichkeit und die Medien "vollständig informieren", versprach der Innenminister.

Sexuelle Übergriffe auch in Bayern angezeigt
Am Freitag teilte die Bundespolizei mit, dass es in der Silvesternacht auch in Bayern vereinzelt zu sexuellen Übergriffen auf junge Frauen gekommen war. So sollen rund 20 vermutlich aus dem arabischen Raum stammende junge Männer in einer Nürnberger Fußgängerzone zwei 18 und 19 Jahre alte Frauen umringt und bedrängt haben.

Video: Frauen suchten bei Kölner Türsteher Schutz

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