Millionen-Betrug
Köln: Milde Strafen für Kunstfälscher-Quartett
Der Vorsitzende Richter Wilhelm Kremer hielt den Angeklagten zugute, dass ihnen der Kunstmarkt den Betrug "verblüffend einfach" gemacht habe. "Ernsthafte Kontrollen haben nicht stattgefunden." Die Angeklagten hatten gestanden, jahrelang gefälschte Meisterwerke der Avantgarde der Zwischenkriegszeit in den Kunstmarkt geschleust und Millionen kassiert zu haben. Für die Geständnisse bekamen sie wie zuvor vereinbart einen Strafrabatt. Ihnen hätten sonst bis zu neun Jahre Gefängnis gedroht.
"In der Tat handelt es sich um ein nicht alltägliches Verfahren, an dem sich vermutlich die Geister scheiden", sagte Richter Kremer. Die Angeklagten hätten weder "Brot und Wasser im dunklen Verlies verdient", noch seien ihre Taten eine "Eulenspiegelei".
B.s Frau Frau Helene (53) muss für vier Jahre, der Komplize Otto S. (68) für fünf Jahre ins Gefängnis. Ihre Schwester Jeanette S. (54) erhielt wegen minderer Beteiligung ein Jahr und neun Monate auf Bewährung. Ein drohender Mammutprozess mit fast 170 Zeugen wurde durch die Geständnisse abgewendet. Die drei Hauptangeklagten kamen nach der Urteilsverkündung vorläufig und unter strengen Auflagen auf freien Fuß.
9,7 Millionen Euro mit 14 gefälschten Bildern verdient
Zur Anklage standen 14 gefälschte Bilder im Stile von Max Ernst, Max Pechstein oder Heinrich Campendonk, mit denen die Angeklagten laut Gericht 9,7 Millionen Euro erlöst hatten. Die Ermittlungen zu mehr als 40 weiteren Fälschungen werden eingestellt. Diese Fälle hätten eine nicht so große Dimension, sagte Kremer.
Motor des Betrugsgeschäfts war Wolfgang B., der sich schon Mitte der 80er Jahre mit Otto S. zusammengetan hatte. B. habe die Bilder alleine gemalt, die Herkunftslegende erfunden und die Preise festgelegt, so Kremer. Seine Frau Helene lieferte an Auktionshäuser, der Komplize Otto S. verkaufte an Galerien in Paris und Genf. B. habe seine Werke vom Kauf alter Leinwände und Farben über Fachlektüre bis hin zu Museumsbesuchen "akribisch vorbereitet und generalstabsmäßig vorbereitet und durchgezogen".
Renommierte Experten getäuscht
Renommierte Kunstexperten und weltbekannte Auktionshäuser fielen jahrelang auf die Fälschungen herein. Die Bilder hingen in Museen etwa in der Sammlung Würth im süddeutschen Künzelsau, bei Sammlern in den USA und Europa. Auch US-Schauspieler Steve Martin besaß zeitweise einen gefälschten Campendonk.
Vonseiten der Galerien und Auktionshäuser sei Leichtfertigkeit im Spiel gewesen, "gefördert durch horrende Summen, die zu erzielen waren", sagte Kremer. So hatte sich der Wert eines gefälschten Werkes im Stile von André Derain beim Weiterverkauf durch eine Galerie auf rund fünf Millionen Euro versechsfacht.
Die ergaunerten Millionen lagerten die Hauptangeklagten auf Nummernkonten in Andorra und der Schweiz. Das Geld verbrauchten sie für ihren luxuriösen Lebensstil und teure Anwesen in Südfrankreich und Freiburg. Einige Millionen seien auch in der Finanzkrise verloren gegangen, sagten sie. Knapp eine Million Franken auf einem Schweizer Konto konnten noch rechtzeitig beschlagnahmt werden.
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