Nicola Sturgeon

“Königin der Schotten” feiert Wahltriumph

Ausland
08.05.2015 13:00
Als "Königin der Schotten" oder "gefährlichste Frau Großbritanniens" tituliert die britische Presse Nicola Sturgeon - dabei trat die schottische Regierungschefin bei den Parlamentswahlen gar nicht an. Doch der Schottischen Nationalpartei (SNP) gelang es unter der Führung der 44-Jährigen, die Zahl ihrer Abgeordneten im britischen Unterhaus von sechs auf 56 fast zu verzehnfachen - diesen Machtzuwachs könnte die ehrgeizige Juristin nun für die Ansetzung eines neuen Referendums über die Unabhängigkeit nutzen.

Sturgeon hatte die Kampagne ihrer Partei für das Unabhängigkeitsreferendum in Schottland im vergangenen Jahr geleitet. Die Mehrheit stimmte im Herbst dann zwar gegen die Abspaltung vom Vereinigten Königreich, doch die Volksabstimmung bescherte der SNP enormen Auftrieb, die Zahl der Mitglieder vervierfachte sich.

Vergleiche mit Merkel
Die 44-Jährige übernahm von SNP-Schlachtross Alex Salmond die Parteiführung und wurde im November die erste Frau an der schottischen Regierungsspitze. Nicht nur deswegen, sondern auch wegen ihrer sachlich-nüchternen Beharrlichkeit wird Sturgeon auf der Insel gelegentlich mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel verglichen.

Durch ihren beherzten Auftritt in einer TV-Wahldebatte sorgte die Juristin über die Grenzen Schottlands hinaus für Aufsehen. Ihre bissigen Attacken auf die Sparpolitik des konservativen Premiers David Cameron brachten ihr im linken Lager viel Beifall ein. So mancher neue Anhänger südlich der schottischen Grenze wünschte sich, ihr seine Stimme geben zu können, doch die SNP trat nur im Norden des Vereinigten Königreichs an.

Der Erdrutschsieg der Nationalisten in Schottland wird deutlichen Einfluss auf die künftige britische Regierung haben - auch wenn es nicht zu der von der konservativen Presse als "Frankenstein-Koalition" geschmähten Zusammenarbeit zwischen der Labour-Partei von Ed Miliband und der SNP kommen wird. An den schottischen Nationalisten als drittstärkste Kraft im Londoner Parlament kommt die britische Regierung jedenfalls nicht mehr so leicht vorbei.

Bereits mit 16 der SNP beigetreten
Obwohl erst 44 Jahre alt, blickt Sturgeon bereits auf eine lange Parteikarriere zurück. Die Tochter eines Elektrikers wurde in der Industriestadt Irvine südwestlich von Glasgow geboren. Mit 16 trat sie der SNP bei - nach eigenen Angaben politisiert durch Margaret Thatchers Jahre als britische Premierministerin: "Die hohe Arbeitslosigkeit damals hat mir ein starkes Gefühl für soziale Gerechtigkeit gegeben."

Sturgeon studierte Jus und arbeitete als Anwältin. Als 1999 das schottische Parlament aus der Taufe gehoben wurde, gehörte sie zur ersten Welle der Abgeordneten. 2004 hätte sie zum ersten Mal nach dem Parteivorsitz greifen können, überließ aber Salmond den Vorrang. Seitdem die Schottische Nationalpartei 2007 stärkste Fraktion wurde, diente Sturgeon, die mit SNP-Geschäftsführer Peter Murrell verheiratet ist, die meiste Zeit als Gesundheitsministerin in Edinburgh.

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