"Krone" vor Ort

Kurdistan: Auf der Flucht vor Feuer und Schwert

Ausland
21.02.2015 16:55
Die IS-Kämpfer der Ultra-Islamisten kreuzigen, köpfen und killen von Syrien bis in den Irak im Namen Allahs. Hunderttausende Kriegsvertriebene fanden nun in Kurdistan Zuflucht - ein Lokalaugenschein von "Krone"-Reporter Christoph Matzl.

"IS-Kämpfer lockten uns im Sinjar-Gebirge in eine Falle. Keine Angst. euch passiert nichts", haben sie noch gerufen. Mein Mann ist aus dem Auto gestiegen. Im nächsten Augenblick war er tot. Hingerichtet mit einem Kopfschuss. Vor meinen Augen", erzählt Jacklin Barakat. Sie ist 21 Jahre jung. Doch sie hat bereits die Augen einer Greisin. Ihr Blick geht ins Leere. Während sie die Horrorszenen vom 3. August des Vorjahrs schildert, umklammert sie Baby Evin.

Ihre Schwägerin Khukle Khalil, ebenso eine Jesidin, ist 25 Jahre alt. Auch ihre Augen spiegeln Entsetzen und endlose Trostlosigkeit wider: Ihr Mann Khalid (35) wurde damals gekidnappt. Sie hat die Hoffnung offenbar bereits aufgegeben - denn jeder hier weiß, dass vielen Gefangenen der Feuertod oder die Enthauptung droht.

"Krone"-Lokalaugenschein in Kurdistan (Bild: Christoph Matzl)
"Krone"-Lokalaugenschein in Kurdistan
"Krone"-Lokalaugenschein in Kurdistan (Bild: Christoph Matzl)
"Krone"-Lokalaugenschein in Kurdistan
"Krone"-Lokalaugenschein in Kurdistan (Bild: Christoph Matzl)
"Krone"-Lokalaugenschein in Kurdistan
"Krone"-Lokalaugenschein in Kurdistan (Bild: Christoph Matzl)
"Krone"-Lokalaugenschein in Kurdistan
"Krone"-Lokalaugenschein in Kurdistan (Bild: Christoph Matzl)
"Krone"-Lokalaugenschein in Kurdistan
"Krone"-Lokalaugenschein in Kurdistan (Bild: Christoph Matzl)
"Krone"-Lokalaugenschein in Kurdistan
"Krone"-Lokalaugenschein in Kurdistan (Bild: Christoph Matzl)
"Krone"-Lokalaugenschein in Kurdistan
"Krone"-Lokalaugenschein in Kurdistan (Bild: Christoph Matzl)
"Krone"-Lokalaugenschein in Kurdistan
"Krone"-Lokalaugenschein in Kurdistan (Bild: Christoph Matzl)
"Krone"-Lokalaugenschein in Kurdistan
"Krone"-Lokalaugenschein in Kurdistan (Bild: Christoph Matzl)
"Krone"-Lokalaugenschein in Kurdistan
"Krone"-Lokalaugenschein in Kurdistan (Bild: Christoph Matzl)
"Krone"-Lokalaugenschein in Kurdistan
Caritas-Präsident Landau (Bild: Christoph Matzl)
Caritas-Präsident Landau
"Krone"-Lokalaugenschein in Kurdistan (Bild: Christoph Matzl)
"Krone"-Lokalaugenschein in Kurdistan
"Krone"-Lokalaugenschein in Kurdistan (Bild: Christoph Matzl)
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"Krone"-Lokalaugenschein in Kurdistan (Bild: Christoph Matzl)
"Krone"-Lokalaugenschein in Kurdistan
"Krone"-Lokalaugenschein in Kurdistan (Bild: Christoph Matzl)
"Krone"-Lokalaugenschein in Kurdistan

Peschmerga-Kämpfer sichern die nahe Front
Jetzt lebt Khukle mit ihren vier Söhnen im Alter von vier bis elf Jahren in einem Zelt. Provisorisch errichtet in einem halb verfallenen Rohbau außerhalb von Erbil. Die Frontlinie zum IS-Staat verläuft nur 40 Kilometer entfernt. Kurdische Peschmerga-Kämpfer stellen sich den Killern des Kalifats todesmutig entgegen.

Gäbe es da nicht die Flüchtlingshilfe der Caritas mit Gaskochern, Decken und Lebensmitteln, wären sie wahrscheinlich bereits erfroren oder verhungert. "Shukran! Danke", umarmen Witwen die Helfer.

Vertriebene suchen in Bau-Ruinen Zuflucht
"Die Situation im Nordirak, halb so groß wie Österreich, ist apokalyptisch. 235.000 Flüchtlinge aus Syrien und 900.000 Binnen-Vertriebene haben sich hierher gerettet. In riesigen Zeltstädten, Schulen oder Bauruinen wie etwa in einem halb fertigen Supermarkt, haben sie Zuflucht gefunden. Inmitten der Misere stellen sie sich dem Überlebenskampf: Manche betreiben kleine Geschäfte, andere arbeiten für einen Hungerlohn. Den Lebensmut geben ihnen Hilfsorganisationen wie das UN-Flüchtlingswerk - und vor allem die Caritas.

Kinder sahen, wie ihre Eltern ermordet wurden
Denn die Helfer sorgen sich ebenso rührend wie professionell um das Einzige, was ihnen geblieben ist: ihre Kinder. Praktisch jeder zweite Flüchtling ist ein Kind. Mädchen und Buben, die mit ansehen mussten, wie Menschen von Bomben zerfetzt, Angehörige exekutiert oder Mütter vergewaltigt und Väter ermordet wurden.

"Es besteht die Gefahr, dass hier eine riesige No-Future-Generation heranwächst. Deshalb widmet sich unsere Kinder-Hilfsaktion den Opfern des IS-Terrors", so Caritas-Präsident Landau beim Lokalaugenschein, "wir wollen den Kindern ihre Kindheit zurückgeben."

Caritas-Hilfe im Nordirak

  • Caritas-Projekte ermöglichen 50.000 Kindern in der Region Erbil ein chancenreiches Aufwachsen und Zugang zur Bildung.
  • Essen, Winterkleidung und Decken schenken ein Stück Wärme und neue Hoffnung.
  • Traumatisierte Kinder erhalten eine psychosoziale Betreuung, um seelisch belastende Erlebnisse verarbeiten zu können.
  • 25.000 vertriebene Angehörige von Minderheiten bekommen Nahrungsmittelpakete, dringend benötigtes Haushalts- und Hygienematerial sowie Medikamente.
  • Grundsätzlich leistet die Caritas Hilfe auf Basis humanitärer Prinzipien, d.h., Hilfe erhalten die Menschen aufgrund ihrer Bedürftigkeit und nicht ihres Glaubens.
  • Caritas-Präsident Landau appelliert an die Regierung, die versprochene Aufstockung des Auslands-Katastrophenfonds von fünf auf 20 Millionen Euro umzusetzen.
  • SPENDENKONTO: Kinder in Not
    PSK: IBAN: AT92 6000 0000 0770 0004
  • www.caritas.at
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