Bizarrer Selbstmord

Leiche hing 29 Jahre lang an Baum

Ausland
03.04.2009 10:54
"Sucht nicht nach mir, ihr werdet mich nie finden", stand sinngemäß in dem Abschiedsbrief, den ein deutscher Selbstmörder 1980 verfasste. 29 Jahre lang sollte der Mann Recht behalten. Erst jetzt wurde seine Leiche entdeckt - in elf Metern Höhe an einer Fichte hängend. Der Aufwand, den der 69-Jährige getrieben hatte, um nicht gefunden zu werden, verblüfft selbst die hartgesottenen Ermittler der Polizei.

Es war das Jahr, in dem der Zauberwürfel auf den Markt kam, als Rudolf Kirchschläger zum zweiten Mal zum Bundespräsidenten gewählt wurde und in dem Reinhold Messner als erster Mensch ohne Sauerstoffgerät den Mount Everest bestieg. 1980, vor 29 Jahren, beschloss der 69-jährige Rentner Paul L. aus dem bayerischen Gründlkofen, seinem Leben ein Ende zu setzen. Irgendwann im Sommer nahm er sich eine Pistole und jede Menge Stricke und marschierte drei Kilometer weit querfeldein in ein dichtes Waldgebiet nahe der Stadt Landshut. Dies sollte der perfekte Ort für seinen Plan sein: aus dem Leben zu scheiden, ohne jemals gefunden zu werden.

Allein schon, dass er den Weg durch das unwegsame Gelände meisterte, grenzt laut Polizei an ein Wunder. "Herr L. besaß ein künstliches Hüftgelenk. Er war in seiner Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt", so ein Polizeisprecher. Doch das war noch nichts gegen die Leistung, die der schwer erkrankte Mann anschließend vollbrachte: Er kletterte am Stamm einer Fichte elf Meter weit in die Höhe und band seinen Körper mit den mitgebrachten Stricken fest. Auch die Pistole, mit der er sich kurze Zeit später erschießen sollte, befestigte der Rentner mit einem Seil an den Ästen - damit sie nach dem Suizid nicht auf den Boden fällt und seinen Todesort preisgibt. Eine umfangreiche Suchaktion nach dem Selbstmörder blieb im Sommer 1980 ergebnislos. Vor zwölf Jahren wurde Paul L. schließlich für tot erklärt.

Identifikation dank Seriennummer der künstlichen Hüfte
Nur einem Zufall ist es zu verdanken, dass der Mann jetzt entdeckt wurde. Denn von der mittlerweile skelettierten Leiche waren viele Knochen auf den Waldboden gefallen und von einem aufmerksamen 18-Jährigen, der in dem schwer zugänglichen Gebiet spazieren ging, gefunden worden. Retter der Katastrophenschutzorganisation "Technisches Hilfswerk" mussten ein elf Meter hohes Gerüst aufbauen, um die noch an dem Baum hängenden sterblichen Überreste des Paul L. zu bergen.

Die Identifikation des Mannes erwies sich dann als überraschend einfach: "Das künstliche Hüftgelenk half uns dabei, denn diese Ersatz-Körperteile verrotten nicht und verfügen über eine Seriennummer. Wir mussten nur einmal kurz in der Datenbank nachschauen, schon wussten wir, um wen es sich handelt", so der Behördensprecher, der gleichzeitig Gerüchten entgegen trat, wonach Paul L. sich 1980 am unteren Teil des Stammes festgebunden haben könnte und anschließend mit dem Baum in die Höhe gewachsen sei. "Bäume wachsen von der Spitze heraus. Der Stamm legt lediglich in der Dicke zu. Paul L. ist also wirklich elf Meter in die Höhe geklettert, bevor er sich erschoss."

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