Rettende Lieferung
Madaja: Endlich Nahrung für Tausende Hungernde
Eine lebensrettende Hilfslieferung hat Tausende vom Hungertod bedrohte Bewohner der belagerten syrischen Stadt Madaja erreicht. Die ersten Lastwagen des Konvois mit insgesamt 330 Tonnen Nahrung und Medikamenten fuhren am Montagnachmittag in den seit einem halben Jahr von Regierungstruppen eingeschlossenen Ort. Die UNO forderte, 400 notleidende Zivilisten umgehend aus der Stadt herauszuholen.
Die Hilfe besteht neben Nahrung unter anderem aus Medikamenten für chronisch Kranke, Schwangere und Säuglinge, wie Pawel Krzysiek, der Sprecher des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, sagte. Dem Syrischen Halbmond zufolge reicht die Hilfe aus, um die bis zu 40.000 Menschen in der westsyrischen Stadt 40 Tage lang zu versorgen.
Mindestens 28 Menschen bereits verhungert
Das gezielte Aushungern von Zivilisten gilt völkerrechtlich als Kriegsverbrechen. Insgesamt starben in Madaja seit Dezember nach Angaben der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen mindestens 28 Menschen wegen Mangelernährung - darunter sechs Kinder unter fünf Jahren. Erst am Sonntag gab es fünf bestätigte Todesfälle. Neben den Zivilisten befinden sich nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte etwa 125 Kämpfer der Rebellen in der Stadt. Spannungen zwischen ihnen und der Bevölkerung gebe es nicht.
Hilfslieferungen auch für andere belagerte Orte
Gleichzeitig mit der Hilfe für Madaja traf eine Lieferung in den von Rebellen belagerten Orten Fua und Kefraja im Nordwesten Syriens ein. Diese Dörfer werden von Regierungstruppen gehalten, auch dort war nach Angaben von Menschenrechtlern eine Person infolge der Blockade gestorben. Die Hilfslieferungen in Madaja und den beiden Dörfen gehen auf eine von den Vereinten Nationen vermittelte Abmachung zwischen dem Regime von Bashar al-Assad und Rebellen zurück.
Hilfsorganisationen konnten nach eigenen Angaben zuletzt im Oktober Lieferungen nach Madaja bringen. Aktivisten berichteten, die Menschen ernährten sich von Blättern, Hunden und Katzen. Bilder von bis auf die Knochen abgemagerten Menschen hatten international Entsetzen ausgelöst.
"Habe den Geschmack von Brot vergessen"
"Uns wurde gesagt, dass Essen geliefert wird, das wir fast drei Monate lang nicht hatten. Ich hoffe, es wird auch Brot dabei sein, weil ich den Geschmack vergessen habe", sagte der zehnjährige Rami aus Madaja am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Der acht Jahre alte Hassan erzählte, er und seine Familie hätten in der vergangenen Woche nur von Wasser, Pfeffer und Salz gelebt: "Ich möchte Eier und Kartoffeln zum Abendessen haben."
Eigentlich hat der Ort nur einige Tausend Einwohner, doch infolge von heftigen Kämpfen um die nahe Stadt Sabadani waren viele Menschen nach Madaja geflohen. Frankreich forderte eine rasche Öffnung der Stadt. Es sei eine "absolute Notwendigkeit, dass Syrien und Russland ihre militärischen Operationen gegen die Zivilbevölkerung beenden", sagte Außenminister Laurent Fabius.
"Mehr als 400 Menschen am Rande des Todes"
Die US-Botschafterin bei der UNO, Samantha Power, sagte, "mehr als 400 Menschen sind am Rande des Todes" und müssten umgehend zur medizinischen Versorgung aus der Stadt gebracht werden. Die UNO hat daher die syrische Regierung und die bewaffneten Gruppen, die den Zugang zur Stadt kontrollieren, um Erlaubnis gebeten, die Betroffenen herauszuholen.
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