Anschlag in Nizza
Mit Lastwagen durch Menschenmenge gerast – 84 Tote
Frankreich ist in der Nacht auf Freitag erneut von einem schweren Terroranschlag erschüttert worden. Während der Feiern zum französischen Nationalfeiertag in Nizza raste ein Mann mit einem Lastwagen durch eine Menschenmenge und tötete so mindestens 84 Menschen - darunter auch Kinder. Der Täter, ein 31-jähriger Tunesier mit Aufenthaltsgenehmigung in Frankreich, wurde später bei einem Schusswechsel mit der Polizei getötet.
Der Lastwagen raste während eines Feuerwerks an der bei Touristen beliebten Flaniermeile Promenade des Anglais in der südfranzösischen Metropole durch die Menschenmenge - über eine Distanz von rund zwei Kilometern.
Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve sagte Freitagfrüh, dass mindestens 84 Menschen ums Leben gekommen seien. 18 Menschen seien sehr schwer verletzt worden. Zudem gebe es Dutzende Leichtverletzte - unter anderem sollen auch 54 Kinder in das lokale Krankenhaus eingeliefert worden sein.
Hollande: "Eindeutig terroristischer Hintergrund"
Die Bluttat habe "eindeutig einen terroristischen Hintergrund", sagte Frankreichs Staatschef Francois Hollande. Der nach den Pariser Anschlägen vom 13. November des Vorjahres verhängte Ausnahmezustand solle nun erneut um drei Monate verlängert werden. Eigentlich hätte er zum Nationalfeiertag - und nach einer Fußball-EURO ohne Zwischenfälle - enden sollen. Hollande: "Wir müssen alles tun, um gegen die Geißel des Terrorismus kämpfen zu können."
"Sie fielen um wie Kegel"
Der weiße Lastwagen war kurz nach Ende des Feuerwerks gegen 23 Uhr mit hoher Geschwindigkeit in die Menschen gefahren, die sich auf der Promenade des Anglais versammelt hatten. "Wir sahen, wie Leute getroffen wurden und wie Gegenstände umherflogen", berichtete ein Augenzeuge. "Sie fielen um wie Kegel", sagte ein anderer. Die Menschen rannten in Panik auseinander: "Es war das absolute Chaos." Auf der Uferpromenade lagen nach der Attacke Dutzende Tote aufgereiht, bedeckt von Tüchern.
Ein ARD-Reporter hat die letzten Sekunden der Amokfahrt gefilmt:
Der Täter lieferte sich einen Schusswechsel mit der Polizei:
An der Promenade des Anglais brach Panik aus - in diesem Video sehen Sie weitere Szenen aus Nizza:
Krisenstab und Sicherheitsgipfel in Paris
Hollande war aus Avignon nach Paris zurückgekehrt, um an einer Sitzung des Krisenstabs im Innenministerium teilzunehmen. Innenminister Cazeneuve reiste umgehend an den Tatort. Noch am Freitag fand zudem eine Sitzung des Nationalen Sicherheitsrats in Paris statt. Teil des Gremiums sind neben Hollande unter anderem Premier Manuel Valls, Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian sowie Generalstabschef Pierre de Villiers. Innenminister Cazeneuve nahm über Videoschaltung teil.
"Es gibt keine Geiselnahme"
Ein Sprecher des Innenministeriums widersprach Gerüchten über eine Geiselnahme nach dem Angriff: "Es gibt keine Geiselnahme."
Notrufnummer für Angehörige
Die Zentrale für Opferhilfe im französischen Außenministerium hat eine Notrufnummer für Angehörige eingerichtet. Die Hotline ist unter der Nummer +33143175646 zu erreichen.
Facebook aktiviert Sicherheitscheck
Menschen in der Region können ihren Freunden auf Facebook mitteilen, ob sie in Sicherheit sind. Das Netzwerk aktivierte in der Nacht auf Freitag die entsprechende Funktion, die unter anderem im vergangenen November im Einsatz war.
Einwohner bieten Unterkunft an
Auf Twitter wurde der Hashtag #PortesOuvertesNice (offene Türen Nizza) in der Nacht tausendfach verbreitet. Einwohner bieten anderen eine Unterkunft an, damit diese nach dem Anschlag nicht auf der Straße bleiben müssen. Der Hashtag wird auch dazu genutzt, um tatsächlich oder vorgeblich vermisste Bekannte ausfindig zu machen. Nach den Terroranschlägen von Paris hatte bereits der Hashtag #porteouverte die Runde gemacht, um Auswärtigen einen schnellen Unterschlupf anzubieten.
Erinnerungen an Amokfahrt von Graz
Die schrecklichen Szenen von Nizza erinnern an die Amokfahrt von Graz vor gut einem Jahr. Alen R. (26) war am 20. Juni 2015 mit einem Geländewagen durch die Innenstadt gerast - er tötete drei Menschen und verletzte 36 teils schwerst. Ein Opfer verlor erst im Februar den Kampf um sein Leben.
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