Hochwasser in Bayern
Oma, Mutter und Tochter in den Fluten ertrunken
Die schweren Überschwemmungen im bayrisch-österreichischen Grenzgebiet haben am Mittwoch mindestens fünf Todesopfer gefordert. In Simbach am Inn in Niederbayern bargen Taucher in der Nacht drei weibliche Leichen. Besonders tragisch: Bei den Frauen handelt es sich um eine 56-Jährige, ihre 28-jährige Tochter sowie deren 78-jährige Großmutter. Danach wurden ebenfalls in Simbach die Leichen eines 75-Jährigen sowie in der Nachbargemeinde Julbach die einer 80-Jährigen entdeckt.
Nach drei weiteren Vermissten wurde noch gesucht. "Da befürchten wir Schlimmeres", sagte Michael Emmer vom Polizeipräsidium Niederbayern am Donnerstag. Bei den Vermissten handelt es sich um einen 65 Jahre alte Mann sowie um ein Ehepaar.
Starker Regen führte übrigens auch in Teilen des benachbarten Oberösterreich, vor allem im Innviertel, zu Überflutungen.Dort hat sich die Lage inzwischen entspannt, die Aufräumarbeiten laufen.
In Bayern standen Hunderte Einsatzkräfte bis Donnerstag im Einsatz, um Menschen zu retten. In der Früh wurden die Kräfte sogar noch aufgestockt, um in Triftern und Tann mit dem Abpumpen der Wassermassen zu beginnen. Da der Regen in der Nacht nachgelassen hat, sinken die Pegelstände, allerdings werden weitere Niederschläge erwartet. Laut Meteorologen sind "zum Teil unwetterartige Mengen über 40 Liter pro Quadratmeter in sechs bis zwölf Stunden möglich", berichtete der Deutsche Wetterdienst.
Viele konnten sich nur noch auf die Dächer retten
Das Hochwasser hatte in den bayrischen Gemeinden Simbach am Inn, Triftern und Tann ganze Straßen weggespült und zahlreiche Häuser geflutet. 32 Liter Regen pro Quadratmeter fielen binnen sechs Stunden allein in Pfarrkirchen bei Triftern. Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Niederbayern berichtete, dass sich an manchen Orten Menschen nur noch auf die Dächer ihrer Häuser retten konnten, weil die Fluten so schnell und überraschend eingebrochen seien. Im Ort Untertürk wurde ein ganzes Haus weggerissen, doch es kam niemand zu Schaden.
Schüler mussten in Turnhalle übernachten
Die Marktgemeinde Triftern mit ihren 5000 Einwohnern war vorübergehend von der Außenwelt abgeschnitten, weil alle Brücken überschwemmt waren. In der ebenfalls von Straßenverbindungen abgeschnittenen Grund- und Mittelschule mussten 16 Schüler übernachten. Sie wurden von Erwachsenen betreut und per Hubschrauber versorgt. Die übrigen rund 230 Schüler hatten zuvor ebenfalls den ganzen Tag in einer Turnhalle ausharren müssen, konnten aber noch am Mittwoch geborgen und zu ihren Eltern gebracht werden.
Schülergruppe nach Bootsunglück in letzter Sekunde gerettet
Eine aus 27 Kindern und drei erwachsenen Begleitern bestehende Gruppe von Mittelschülern entkam nur mit Glück ohne größeren Schaden dem Hochwasser. Laut Polizei befand sich die Gruppe mit zwölf Booten zu einem Ausflug auf dem Fluss Regen, als sie vom Hochwasser überrascht wurde. Die Boote seien durch die starke Strömung auseinandergetrieben worden, in der Gruppe sei Panik ausgebrochen, 20 Gruppenmitglieder strandeten auf einer kleinen Insel. Von dort wurden sie mit großem Aufwand gerettet - eine Schülerin erlitt eine Unterkühlung, eine einen Schock.
"Mit dieser Wucht hat niemand gerechnet"
Starker Regen führte auch in Teilen des benachbarten Oberösterreich, vor allem im Innviertel, zu Überflutungen. Etliche Straßen wurden gesperrt. Im Bezirk Braunau haben am Donnerstag die Pflichtschulen zu. "Mit dieser Wucht hat wohl niemand gerechnet", sagte der zuständige Behördensprecher.
Schäden im zweistelligen Millionenbereich
Das Landratsamt Rottal-Inn gab Mittwochabend vorsichtige Entwarnung - die Lage im Katastrophengebiet beginne sich "langsam zu entspannen". Die Behörden rechnen mit Schäden im zweistelligen Millionenbereich. Die bayrische Regierung kündigte rasche und unbürokratische Hilfe für die Betroffenen an. "Ähnlich wie beim Hochwasser 2013 werden wir 1500 Euro zur Verfügung stellen - und zwar schon ab Freitag", betonte Bayerns Finanzminister Markus Söder am Donnerstag nach einem Überflug des betroffenen Gebietes. Wie der Stromversorger Bayernwerk mitteilte, waren in dem Landkreis 9000 Haushalte ohne Strom. Viele Tausend Haushalte mussten auch die Nacht ohne Strom verbringen.
Auch Nordrhein-Westfalen betroffen
Auch in Nordrhein-Westfalen gab es Überflutungen. Besonders betroffen seien die Innenstadtbereiche von Sonsbeck und Xanten. Im Bereich Hamminkeln spitzte sich die Lage zu. Der Pegel der Issel stieg auf über zwei Meter. Dadurch war ein Damm in Gefahr. Dem Landkreis zufolge wurden 20.000 Sandsäcke für den Notfall vorbereitet. In Düsseldorf war die Feuerwehr in der Nacht im Dauereinsatz. Insgesamt rückte die Feuerwehr zu rund 440 Einsätzen aus. Keller und Straßenunterführungen waren überflutet und mussten ausgepumpt werden. Menschen kamen nicht zu Schaden. Bis Donnerstagfrüh habe sich die Lage deutlich entspannt, sagte ein Feuerwehrsprecher.
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