Düstere Prognose:
“Putin kann sich langfristig nur schwer halten”
"Die gesamte Bevölkerung Russlands zahlt jetzt für die Krim", sagte Ryschkow in dem am Donnerstag veröffentlichten Interview. Die Sanktionen des Westens wegen der Annexion der Schwarzmeerhalbinsel seien zu erwarten gewesen, so der Oppositionspolitiker. Auch für die enormen Ausgaben für den Krieg im Osten der Ukraine müssten die Russen teuer bezahlen.
Jetzt zeige sich zudem besonders drastisch die Abhängigkeit Russlands vom Geschäft mit dem Öl. Die Privatwirtschaft funktioniere kaum, ebenso wenig die Industrie. "Das liegt auch am System: In Russland fehlt es an Rechtssicherheit, Eigentum ist nicht geschützt, Korruption wuchert, Bürokratie und Steuern ersticken jede Initiative. Reformen wurden verschoben", kritisierte Ryschkow Putins Regierung. Putin habe auf staatlichen Kapitalismus gesetzt, auf staatliche Monopole. "Die großen Staatskonzerne werden von seinen Freunden geleitet, einer kleinen Kreml-Clique. Diese Unternehmen sind dabei stark verschuldet."
Rubel wird 2015 weiter fallen
Die wirtschaftlichen Probleme dürften sich nach Ryschkow Einschätzung zudem 2015 weiter verschärfen. Der Rubel, der seit Anfang 2014 rund 50 Prozent seines Werts im Vergleich zum Euro und Dollar verloren hat, werde weiter fallen, und die Inflation werde steigen, meinte er.
Bei wachsenden Problemen dürfte der Zuspruch zu Putin in der Bevölkerung fallen, so die Prognose des Oppositionspolitikers, der bis 2007 im russischen Parlament saß. "Wenn die Probleme größer werden, Preise um 40 Prozent steigen, dann lässt sich das nicht mehr durch Patriotismus oder Kriege auffangen", erklärte er und prognostizierte weiter: "Es wird mehr Arme geben."
"Es wird Auseinandersetzungen im Kreml geben"
Der Ausblick Ryschkows für die Zukunft Putins und seinem Machtzirkel fällt jedenfalls wenig rosig aus: Langfristig würde Putin "sein Regime nur schwer halten können. Es wird Auseinandersetzungen innerhalb des Kremls geben, das passiert heute schon", so der Oppositionspolitiker.
Bisher hat die Krise die Beliebtheit des Kremlchefs jedoch beflügelt: Der jüngsten Umfrage des unabhängigen Lewada-Zentrums zufolge würden derzeit 88 Prozent der Befragten Putin wieder wählen.
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