Geständnis im TV

Rebellenführer: “Haben Krim-Referendum erzwungen”

Ausland
25.01.2015 10:33
Der russische Freischärlerführer Igor Girkin-Strelkow bringt eine wichtige russische Argumentationslinie zur Legitimität der Krim-Eingliederung ins Wanken: Die Abgeordneten des Krim-Parlaments hätten vor einem Jahr nicht freiwillig für ein Referendum gestimmt, Angehörige der "Landwehr" hätten sie zu ihrem Stimmverhalten gezwungen, sagte Girkin-Strelkow in einem kürzlich veröffentlichten Video.

Die brisanten Aussagen des Rebellenführers fielen in einer vom Sender Nejromir-TV ausgestrahlten Diskussion mit dem neostalinistischen Autor Nikolaj Starikow. Letzterer hatte zur sichtlichen Erheiterung Girkins davon gesprochen, dass auf der Krim im vergangenen Februar und März sowohl die Polizei als auch die "absolut legitimen Machthaber" auf die Seite des für Russland votierenden Krim-Volks gewechselt wären.

"Niemand strebte nach Angliederung an Russland"
"Das, was Sie mir sagen, ist völliger Unsinn", konterte Girkin, der sich selbst als einen der damaligen Kommandanten der pro-russischen "Krim-Landwehr" bezeichnete. Mit Ausnahme der Polizeisondereinheit "Berkut" (die in Kiew für Erschießungen am Maidan verantwortlich gemacht wird, Anm.) habe sich niemand der nach Russland strebenden Bevölkerung angeschlossen, sagte er. Alle Strukturen des ukrainischen Innenministeriums seien auf der Krim damals auch weiterhin unter der Befehlsgewalt Kiews gestanden.

Zudem habe er in diesen Tagen von staatlichen Organen in der Krimhauptstadt Simferopol leider keine Spur gesehen, beklagte Girkin: "Die Abgeordneten wurden von der Landwehr in das Parlament gejagt, damit sie die Entscheidung treffen. Was anderes kann man dazu nicht sagen." Er habe dies alles selbst von innen gesehen, erzählte der unter dem Kampfnamen Strelkow bekannt gewordene russische Ex-Geheimdienstoffizier, der nach seinem Einsatz auf der Krim zwischen April und August 2014 auch eine maßgebliche militärische Rolle in der Ostukraine gespielt hatte.

"Vielleicht sagt irgendjemand das auch Putin"
"Vielleicht sagt irgendjemand das auch Putin, dem man, so scheint es, eine ganz andere Geschichte erzählt hat", kommentierte der bekannte russische Publizist Sergej Parchomenko auf Facebook.

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte erst bei seiner jährlichen Rede zur Lage der Nation im Dezember betont, dass nach einem Referendum im März das absolut legitime Krim-Parlament die Entscheidung über die Unabhängigkeit der Halbinsel getroffen habe. Die daraufhin erfolgte Annexion der Krim durch Russland wird vom Westen als völkerrechtswidrig angesehen.

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